Rosberg: "Im Cockpit ist der Stratege in dir gefragt"

Neue Technik, neue Regeln: Die Formel-1-Piloten müssen sich umstellen - Lewis Hamilton und Nico Rosberg schildern ihre Erfahrungen und Erwartungen

(Motorsport-Total.com) - Selten zuvor mussten sich die Piloten der Königsklasse vor Beginn einer neuen Saison derart umstellen wie in diesem Jahr. Das neue technische Reglement, dessen Kernpunkte der Wechsel vom V8-Saugmotor hin zum V6-Turbo-Motor, ein deutlich komplexeres Energierückgewinnungs-System (ERS) und ein deutlich niedriger angesetztes Spritlimit sind, bedeuten für Fahrer und Techniker enorme Herausforderungen und Umgewöhungsprozesse.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg kam beim Jerez-Test gut zurecht, doch auch er erkennt Tücken Zoom

"Als ich das erste Mal aus der Garage gefahren bin, dachte ich: Wow, das geht ab!", schildert Mercedes-Pilot Lewis Hamilton gegenüber 'Sport Bild' seine ersten Fahrerlebnisse mit dem neuen Silberpfeil vom Typ F1 W05, der vom hauseigenen V6-Antriebsstrang aus Brixworth angeschoben wird.

Die Umstellung auf die neue Antriebseinheit klappte beim viertägigen Test in Jerez de la Frontera nicht bei allen Fahrern auf Anhieb. Einige, wie etwa Sauber-Neuzugang Adrian Sutil, wurden vom abrupt anschiebenden Turbo prompt auf dem falschen Fuß erwischt.

Höheres Drehmoment fordert die Piloten

"Als ich aus der Kurve heraus beschleunigte, wurde ich überrascht. Ich habe auf der Geraden vom dritten in den vierten Gang geschaltet, das Heck brach aus und ich flog ab", so Sutil über seinen ersten Ausritt am Steuer des C33. "Die Fahrbarkeit mit dem Turbo ist noch ein kleines Abenteuer", bestätigt Mercedes-Pilot Nico Rosberg gegenüber 'Sport Bild' in Bezug auf das im Vergleich zum V8-Sauger nun deutlich höhere Drehmoment.

Adrian Sutil

Adrian Sutil wurde beim ersten Turbo-Test auf dem falschen Fuß erwischt Zoom

Neben der im Vergleich zum Saugmotor nun plötzlicher einsetzenden Kraft sehen sich die Piloten der Formel-1-Generation 2014 einer weiteren Umstellung gegenübergestellt: Dem Thema Spritverbrauch kommt aufgrund der neuen Regeln eine noch größere Bedeutung zu. Ab sofort stehen für eine Renndistanz nur noch 100 Kilogramm Benzin und damit deutlich weniger als bisher zur Verfügung.

Thema Spritsparen: Wie Fahren im Kreisverkehr...

Rosberg vergleicht die neue Herangehensweise mit Fahren im Kreisverkehr. "Entweder fahre ich im ersten oder zweiten Gang. Beide haben Vor- und Nachteile, aber im zweiten Gang habe ich 3.000 Touren weniger als im ersten. Das spart Benzin", so der Mercedes-Pilot. Teamkollege Hamilton merkt in diesem Zusammenhang an: "Ich glaube, es gibt im Feld niemanden, der jetzt schon perfekt ist im Spritsparen. Diese Fähigkeit müssen wir uns alle erst aneignen."

Doch damit nicht genug. Das neue ERS stellt die Herren Formel-1-Fahrer vor zusätzliche Herausforderungen. Ab sofort haben sie es mit zwei statt bisher mit einem Elektromotor im Auto zu tun. Statt bisher 80 Zusatz-PS für 6,7 Sekunden pro Runde können sie nun 163 Zusatz-PS für 33 Sekunden pro Runde abrufen. "Wenn du zu viel Energie verbrauchst, hast du später nichts mehr. Da musst du noch taktischer fahren als früher", blickt Rosberg auf die neue Saison voraus und hält fest: "Im Cockpit ist der Stratege in dir gefragt."