• 29.11.2011 09:23

Rosberg: "Gut, dass die Saison vorbei ist"

Nach einer weiteren Saison ohne den ersehnten ersten Sieg freut sich Mercedes-Pilot Nico Rosberg auf den Winter und einen neuen Anlauf 2012

(Motorsport-Total.com/SID) - Warum ein Sieg im Silberpfeil etwas ganz Besonderes wäre, wer seine Vorbilder sind und was er von Rekordweltmeister Michael Schumacher lernen kann. Nico Rosberg blickt im Interview auf die Saison zurück und erklärt, was er im kommenden Jahr von sich und seinem Team erwartet.

Titel-Bild zur News:

Nico Rosberg will 2011 schnell hinter sich lassen und in der neuen Saison angreifen

Frage: "Motorrad-Weltmeister Stefan Bradl wollte in seiner Karriere unbedingt einen Platz besser sein als sein Vater Helmut. Wie ist das bei dir? Dein Vater Keke hat fünf Rennen gewonnen und war einmal Weltmeister. Ist es für dich ein Ansporn, besser zu sein als er?"
Nico Rosberg: "Nein, überhaupt nicht. Das ist kein Gedanke, der mir jemals in den Kopf kommt. Ich schaue positiv auf das, was mein Vater geschafft hat. Wenn ich denken würde, dass ich noch nicht annähernd das erreicht habe, was mein Vater erreicht hat, wäre das ja ein negativer Gedanke. Ich habe Riesen-Respekt davor, was mein Vater geschafft hat. Er kam von einer Farm in Finnland, er hat auf dem Eis angefangen mit dem Go-Kart, dann hat er sich Geld geliehen, um sein erstes Auto zu kaufen. Verrückt. Darauf schaue ich mit sehr viel Freude."

Frage: "Ist es für dich wichtiger, die Marken von Nico Rosberg zu setzen als sich mit anderen Leuten zu vergleichen?"
Rosberg: "Ab und zu vergleiche ich mich schon mit anderen Leuten. Aber definitiv nicht mit meinem Vater."

Frage: "Wenn du dich mit anderen vergleichen, mit wem denn dann zum Beispiel?"
Rosberg: "Mit allen, die um mich herum sind, oder auch mit verschiedenen Leuten aus der Vergangenheit. Mit Mika Häkkinen zum Beispiel. Mein Vater war sein Manager, daher habe ich seine Karriere über die ganzen Jahre verfolgt. Ich bin damit aufgewachsen, habe mit ihm mitgefiebert."

Mika Häkkinen

Weltmeister im Silberpfeil: Mika Häkkinen ist für Nico Rosberg ein Vorbild Zoom

Frage: "Mika Häkkinen hat für McLaren-Mercedes Rennen gewonnen und zwei WM-Titel geholt ..."
Rosberg: "Diese Chance habe ich jetzt auch."

Mit Glück ein Sieg in 2012

Frage: "Wann kommt es dazu?"
Rosberg: "Im nächsten Jahr ist erstmal das Ziel, konstant auf Podiumsplätze zu fahren. Wenn das der Fall ist, kann auch mit ein bisschen Glück ein Sieg dabei herauskommen. Schon mit unserem diesjährigen Auto wäre mit ein bisschen Glück in Schanghai der Sieg drin gewesen."

Frage: "Du hast dich bei deiner Vertragsverlängerung langfristig für Mercedes entschieden. Warum?"
Rosberg: "Ich glaube, das ist das Team für die nächsten Jahre, wo man die besten Chancen hat. Mit all dem, was jetzt kommt. Kurzfristig muss ich ein bisschen Geduld haben, klar. Aber mittelfristig und langfristig wird es das beste Team sein. Das Team gibt Vollgas, wir haben neue Leute geholt, die absolut besten, die in der Formel 1 im Moment zu haben waren. Ich bin überzeugt, dass das Team immer besser wird."

¿pbvin|512|4279||0|1pb¿Frage: "Wie schwer fällt es dir, Geduld zu haben?"
Rosberg: "Es ist nicht so schwer. Ich bin sehr motiviert, mit diesem Silberpfeil zu gewinnen. Und deswegen habe ich die nötige Geduld."

Frage: "Besteht nicht auch die Gefahr, dass es durch viele neue Leute im Team am Anfang vielleicht erst wieder Reibungspunkte gibt?"
Rosberg: "Mit Sicherheit wird es eine Zeit dauern, bis alles wieder perfekt funktioniert. Das ist ein Prozess. Es wird nicht von heute auf morgen passieren, dass wir das beste Team in der Formel 1 sind."

Frage: "Ist ein Sieg im Silberpfeil für dich auf einer Stufe mit einem Sieg in einem Ferrari?"
Rosberg: "Ja, auf jeden Fall. Ganz klar. Allein Fangio, einer der besten Fahrer aller Zeiten, wurde zweimal Weltmeister mit dem Auto, in dem ich jetzt sitze, vor 50 Jahren. Das sagt doch schon alles."

2011 Defizite in allen Bereichen

Frage: "Kann man benennen, was in diesem Jahr gefehlt hat?"
Rosberg: "Das ganze Team war nicht stark genug. Das ist alles, Aerodynamik, Mechanik, Gewichtsverlagerung im Auto. Da kam alles zusammen."

Michael Schumacher, Nico Rosberg

Teamkollegen Michael Schumacher hatte Nico Rosberg meist im Griff Zoom

Frage: "Du bist jetzt zwei Jahre an der Seite von Rekordweltmeister Schumacher gefahren. Gibt es Dinge, die du in dieser Zeit auch von ihm gelernt haben?"
Rosberg: "Natürlich, ganz klar. Dennoch glaube ich, dass es insgesamt zwischen uns beiden ein guter Austausch ist. Mittlerweile bin ich auch einer der sehr erfahrenen Formel-1-Fahrer. Ich glaube, wir können uns gegenseitig gut pushen und austauschen."

Frage: "Mercedes-Sportchef Norbert Haug hat über dich gesagt: 'Nico wird gewinnen, sobald wir ihm das Auto dafür geben.'"
Rosberg: "Das will ich auch hoffen, sonst hätten sie ja mit mir nicht verlängert. Dennoch bin ich dankbar für das Vertrauen, dass wir gegenseitig haben. Ich gegenüber dem Team und das Team gegenüber mir. Sie glauben an mich und sind überzeugt, dass ich es schaffe, wenn es soweit ist."

Frage: "Bei Mika Häkkinen war es so, dass nach dem ersten Sieg ein Knoten geplatzt ist und es mehr und mehr wurden. Hoffst du, dass es bei dir ähnlich sein könnte? Dass man, wenn der Fahrer, das Auto und das Paket perfekt zusammenpassen, eine Serie starten kann?"
Rosberg: "Ich weiß nicht."

Frage: "Hast du mit Mika mal darüber gesprochen?"
Rosberg: "Nein, ich treffe ihn zwar ab und zu, aber über spezielle Rennsportdinge haben wir uns eher weniger ausgetauscht."

Rosberg vergleicht sich nicht mit Vettel

Frage: "Sebastian Vettel hatte jetzt so ein Jahr, in dem einfach alles so gelaufen ist, wie man sich das nur erträumen kann. Denkt man da manchmal: Warum passiert mir das jetzt nicht?"
Rosberg: "Nein. Ich schaue eher auf meine Situation und kann auch daraus sehr viel Zufriedenheit ziehen. Ich sitze im Silberpfeil, es ist eine tolle Herausforderung, die ich habe. Ich habe die Möglichkeit, das Team selbst mit anzuführen."

"Das ist etwas ganz Tolles. Darauf konzentriere ich mich, das in der nächsten Zeit voranzutreiben. Ich schaue weniger nach links und rechts, ich schaue auf meine Situation und bin auch mit dem, was ich bis jetzt geleistet habe, zufrieden. Ich bin nicht enttäuscht und denke, was haben andere geschafft, was ich noch nicht geschafft habe."

Frage: "Hat man da eine Art interne Rangliste für sich selbst?"
Rosberg: "Ja, das muss man auch haben im Sport. Sonst würde man ja kaputt gehen, wenn man seine Ranglisten nur nach absoluten Ergebnissen machen würde. In unserem Sport ist man abhängig von seinem Auto und dem ganzen Team. Das ist anders im Vergleich zum Beispiel zum Tennisspieler, für den einfach seine persönliche Leistung zählt. Hier ist es eine Kombination aus Fahrer und Auto."


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Brasilien


Frage: "Freust du dich auf den Winter, mal etwas Ruhe zu haben?"
Rosberg: "Ja, generell muss es in der Situation, in der wir sind, nicht ewig weitergehen. Ich gehe in jedes Qualifying und mehr als ein sechster Platz geht nicht. Ich gehe ins Rennen und mehr als Platz sechs geht nicht. Irgendwann wäre es schön, weiter vorne dabei zu sein. Deswegen ist es gut, dass die Saison jetzt vorbei ist und wir Vollgas voraus mit einem besseren Paket in die nächste Saison gehen können."