• 08.06.2006 20:38

Rosberg: "Es kam alles zusammen"

Der Williams-Pilot im Fall Schumacher über die Suche nach der diplomatischen Linie und seine Chancen im Heimrennen seines Teams

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bist du ein Fußballfan?"
Nico Rosberg: "Ja, ein Riesenfan."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg erwartet keinen "Aufstand" gegen Michael Schumacher

Frage: "Das Eröffnungsspiel fällt morgen mit dem Fahrermeeting zusammen, da kannst du das Spiel gar nicht sehen. Lässt du dir es aufnehmen?"
Rosberg: "Nein, das Fahrermeeting geht ja ganz schnell. Im Normalfall passiert da ja nichts. Es ist ja nicht so wie in anderen Kategorien, wo immer alles neu besprochen wird, sondern da wird gefragt, ob jemand Fragen hat, und dann gehen wir wieder raus."#w1#

Frage: "Dein Tipp für morgen?"
Rosberg: "Keine Ahnung, aber Deutschland gewinnt auf jeden Fall. Aber ich glaube, es wird nicht so eindeutig sein, so 2:1 oder 3:1."

Rosberg schließt sich der FIA-Meinung an

Frage: "Hast auch du beim Vorfall im Qualifying von Monaco einen Vorsatz von Michael Schumacher gesehen?"
Rosberg: "Das war kein Fehler, das sagt die FIA - nicht ich. Ich übernehme nur das, was die FIA sagt. Ich kann zwar beurteilen, aber nur für mich selbst. Die haben acht Stunden lang getagt und Daten angeschaut und sind zum Schluss gekommen, er hat geschummelt und es extra gemacht. Dann muss ich mich anschließen, denn die werden es wohl wissen. Die haben sich ja alles angeguckt, was man sich angucken kann. Und da schließe ich mich an."

"Das sind eben die Vorteile als siebenfacher Weltmeister. Da kann man sich ohne weiteres gegen den Strom stellen." Nico Rosberg

Frage: "Warum kann man das, was du jetzt gesagt hast, nicht so in einem Fahrermeeting sagen? Liegt das daran, dass du noch zu den Jungen gehörst?"
Rosberg: "Ich weiß nicht, ob ich in der Position bin, das zu machen. Da muss man sich in so wichtigen Dingen auch einmal zurückhalten."

Frage: "Hat es auch mit dem Status von Michael zu tun, dass ihn niemand zur Rede stellt?"
Rosberg: "Sicherlich, ja. Aber ich erwarte auch, dass die anderen Präsidenten (der Fahrergewerkschaft GPDA; Anm. d. Red.) diese Aufgabe für uns übernehmen. Dafür sind sie ja auch da. Es bringt ja nichts, wenn wir jetzt einzeln aufschreien, sondern das muss als Gesamtstimme übergeben werden. Er wird gebeten werden, die Situation zu erklären, er wird dann von einem Fahrfehler erzählen und dann gehen wir alle wieder."

Frage: "Aber ist es nicht hinderlich, dass ihm wegen des Status die Meinung nicht gesagt wird?"
Rosberg: "Das sind eben die Vorteile als siebenfacher Weltmeister. Da kann man sich ohne weiteres gegen den Strom stellen."

Keke Rosberg nahm "Bösewicht"-Rolle ein

Frage: "Wie viele Fahrer gibt es denn, die es nicht ganz so arg sehen?"
Rosberg: "Vielleicht so zwei oder drei. Als Rennfahrer muss man manchmal auch in Grauzonen hineingehen, um erfolgreich zu sein. Wenn er sich ein Rad abgefahren hätte, dann hätte es auch keine Diskussionen gegeben, aber er hat es eben leider nicht gut gemacht. Vielleicht war er sich selbst unsicher, ob er das bringen kann, und hat sich dann selbst erst in letzter Sekunde entschieden - ich habe keine Ahnung."

"Mein Vater ist vielleicht offener als andere, aber das ist auch gut so." Nico Rosberg

Frage: "Wäre die Reaktion eine andere gewesen, wenn es sich um einen anderen Fahrer gehandelt hätte?"
Rosberg: "Ja, logisch. Die könnten sich das nicht leisten, aber wir brauchen einen Michael Schumacher."

Frage: "Hätte das auch die Reaktionen betroffen, die unmittelbar nach dem Vorfall geäußert wurden?"
Rosberg: "Da bin ich mir nicht sicher, weil gerade bei Michael ging das etwas heftiger zu, weil er schon einige solcher Sachen gemacht hat. Gerade bei ihm war das für einige eine Freude, das alles noch einmal auszurollen."

Frage: "Gerade dein Vater (Keke) hat ja massiv Kritik geäußert."
Rosberg: Ja, mein Vater ist vielleicht offener als andere, aber das ist auch gut so. Aber in Deutschland hat man das genutzt, um ihn gegen Michael einzutauschen. Auf einmal war er der Bösewicht, dabei hat Michael etwas gemacht."

Frage: "War das Bremsmanöver an sich das Verwerfliche oder dieses Lenkmanöver und das Abstellen danach?"
Rosberg: "Das Ganze. Das Anfahren der Kurve, die Situation. Das Wissen und seine Erfahrung, dass es in diesem Moment um alles ging und er wusste, oder zumindest annehmen konnte, dass jemand schneller war. Es kam alles zusammen."

Frage: "Es hätte dich ja auch betreffen können."
Rosberg: "Es hat mich betroffen, auch wenn ich wegen Fisichella ohnehin schon betroffen war. Es hat mich also doppelt getroffen."

Auch im Regen keine besseren Chancen

"Sensationelle Regenfahrer gibt es heutzutage in dieser Form nicht mehr." Nico Rosberg

Frage: "Einige hoffen hier auf Regen, um dann vielleicht eine Chance zu haben. Nun sieht es hier nicht gerade nach Regen aus. Aber wie sind deine Erwartungen für Silverstone?"
Rosberg: "Wir werden leider nicht so gut sein wie in Monaco. Das war fast einzigartig. Hier werden wir um die Plätze acht, neun, zehn herum liegen und können auf Punkte hoffen. Aber an diesem Wochenende wird es schwieriger für uns sein."

Frage: "Wenn man das weiß, hofft man dann eher auf Regen?"
Rosberg: "Nein, das hab ich auch meinem Vater gesagt, der hat gestern auch danach gefragt. Im Regen ist es genauso. Wenn man im Trocknen langsamer ist, ist man auch im Regen langsamer. Da kann man heutzutage auch als Fahrer nicht mehr viel tun. Sensationelle Regenfahrer gibt es heutzutage in dieser Form nicht mehr, denke ich."

Frage: "Was denkst du über die bisherige Saison, wie lief es?"
Rosberg: "Also für mich ist es großartig. Es gab natürlich Hochs und Tiefs, aber das ist ja normal. Insgesamt aber war es sehr positiv, nun muss ich zusammen mit dem Team an Fortschritten arbeiten."

Frage: "Wann denkst du, wirst du ein Rennen gewinnen?"
Rosberg: "Nicht in diesem Jahr. Zu Jahresbeginn liebäugelte ich noch damit, aber es ist in diesem Jahr nicht möglich."

Frage: "Ist dieses Rennen etwas anders, weil es die Heimstrecke des Teams ist?"
Rosberg: "Das weiß ich nicht. Für das Team ist es schon speziell, hier zu fahren. Aber für mich als Fahrer macht das hier keinen Unterschied. Vielleicht für Mark (Webber), er lebt ja hier."