• 08.06.2006 18:42

Situation um Schumacher beruhigt sich weiterhin nicht

Michael Schumacher selbst hält die Reaktionen auf die Rascasse-Affäre für überzogen und befürchtet einen Putsch innerhalb der Fahrergewerkschaft

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach seiner "Straßensperre" von Monaco spaltet Rekordweltmeister Michael Schumacher weiterhin das Formel-1-Lager und schließt sogar einen Putsch seiner Piloten-Kollegen nicht aus: "Einige nutzen das Ganze für ein persönliches Schlachtfeld, um sich auszutoben. Was passiert ist und daraus gemacht wurde, steht wirklich in keinem Verhältnis zueinander", schimpfte der siebenmalige WM-Champion vor dem Grand Prix von Großbritannien.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher fühlt sich von seinen Kollegen ungerecht behandelt

Vor dem Rapport am Freitagnachmittag im Rahmen eines Meetings der Fahrergewerkschaft 'GPDA' hält Schumacher es sogar für möglich, dass einige Kollegen seine Abwahl als 'GPDA'-Direktor fordern: "Es ist nicht unmöglich, dass einige das vorhaben, aber ich bin zuversichtlich. Wir Fahrer haben untereinander immer Lösungen gefunden", betonte der 37-Jährige. Auswirkungen auf die Entscheidung über seine Zukunft werden der Monaco-Skandal und die folgende Welle der Kritik aber nicht haben: "Ich würde sehr kurzfristig denken, wenn ich das so sehen würde. Und ich denke nicht kurzfristig", erklärte "Schumi".#w1#

Webber fordert eine Erklärung von Schumacher

Williams-Pilot Mark Webber hatte einen Rücktritt Schumachers als 'GPDA'-Direktor zur Diskussion gestellt: "Wir werden die Sache Auge in Auge ausdiskutieren. Er wird sich erklären müssen", kündigte der Australier eine harte Aussprache an. Auch Webbers Teamkollege Nico Rosberg ließ durchblicken, dass Schumacher in seiner Rolle als 'GPDA'-Vorsitzender "eigentlich nicht mehr tragbar" sei.

"Ich hoffe, das Publikum wird nicht zu hart zu Schumacher sein." Bernie Ecclestone

Im Kampf um seinen Ruf erhält Schumacher immerhin Rückendeckung von Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Boss fordert vor dem heißen Tanz auf dem Traditionskurs vor 85.000 Zuschauern Gnade für den Ferrari-Star und weiß um den seit jeher schweren Stand Schumachers auf der Insel. Ecclestone: "Ich hoffe, das Publikum wird nicht zu hart zu Schumacher sein. Er hat etwas Unrechtes getan und wurde bestraft. Damit müsste es durch sein."

Indirekte Unterstützung erhielt "Schumi" auch von BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld, für den das Thema abgehakt ist: "Es war Absicht, aber Michael hat seine Strafe bekommen. Deshalb werde ich das Thema nicht ansprechen. Im Vordergrund steht bei dem Treffen ohnehin die Sicherheit", sagte der Mönchengladbacher und prophezeite eine schnelle Abhandlung des Falls Schumacher am Freitag: "Wenn, dann wird sicher objektiv diskutiert, danach ist es auch erledigt", meinte "Quick Nick" Heidfeld, relativierte aber: "In der 'GPDA' spielt neben der Sicherheit auch die Fairness eine Rolle."

Ungeachtet der nicht enden wollenden Diskussion abseits der Rennstrecke glaubt Ferrari-Teamchef Jean Todt trotz 21 Punkten Rückstands auf Spitzenreiter Fernando Alonso weiter an ein Happyend und den achten WM-Titel für Schumacher: "Der Wettbewerb ist sehr offen. Wir sind zwar mit etwas Verspätung in die Saison gestartet, aber alles ist noch möglich", unkte der Franzose.

Ferrari gibt den Titelkampf noch nicht auf

Todt erhielt Unterstützung in seiner Sichtweise auch von höchster Stelle: "Nichts ist unmöglich. Die WM ist noch offen und läuft jetzt wieder ganz gut", betonte Ferrari-Boss Luca di Montezemolo in der 'Gazzetta dello Sport'. Zuversichtlich macht den Großindustriellen der Streckenrekord seines teuersten Angestellten Schumacher bei den jüngsten Tests vor einigen Tagen in Barcelona.

Allerdings würde "Schuey", wie der Wahlschweizer in England genannt wird, bei eigenen Siegen und gleichzeitigen zweiten Plätzen Alonsos in den verbleibenden Rennen den Spanier erst beim Saisonfinale in Brasilien am 22. Oktober von der Spitze verdrängen können.

"Ich denke, Brasilien wird Weltmeister." Fernando Alonso

Die derzeit besten Fahrer liegen auch in puncto Fußball-WM auf Konfrontationskurs. Während Schumacher ("Ich möchte niemanden anderen als Deutschland nennen.") weiter an den WM-Titel für das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann glaubt, setzt Alonso auf die "Seleção": "Ich denke, Brasilien wird Weltmeister."

Zum echten Finale um seine wohl allerletzte WM-Chance wird das Rennen auch für Kimi Räikkönen. Der McLaren-Mercedes-Pilot war in Monaco wegen eines defekten Hitzeschildes ausgefallen. Doch die Zuversicht beim finnischen Pechvogel ist wieder zurückgekehrt. Räikkönen: "In Silverstone war ich auf meiner besten Runde bei Testfahrten im April etwa anderthalb Sekunden schneller als im Rennen vor einem Jahr."