Rosberg: Ein Sieg ist überfällig
Nico Rosberg über die Erwartungen an sich selbst, die Rolle als Formel-1-Pilot im großen Mercedes-Konzern und den Respekt vor anderen Piloten
(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg wollte mit seinem Wechsel von Williams zu Mercedes den Schritt nach ganz vorne schaffen. Aber der gebürtige Wiesbadener hatte sich verrechnet. Der Silberpfeil gab in der Saison 2010 keine Siege her, nur ab und zu konnte Rosberg auf das Podium fahren. "Mein erster Formel-1-Sieg war schon spätestens letztes Jahr fällig", sagt der Mercedes-Pilot im Interview mit dem Magazin 'GQ'.

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Nico Rosberg wartet auf seinen ersten Sieg: Klappt es 2011 mit Mercedes?
"Aber die Formel 1 ist ein eigenartiger Sport, eben weil man als Fahrer so abhängig vom Auto ist. Und bis jetzt habe ich noch kein siegfähiges Auto gehabt, so einfach ist das", erklärt Rosberg. "Letztes Jahr bin ich ein paar Mal Dritter geworden in einem Auto, das nicht unbedingt dafür gemacht war, in Silverstone zum Beispiel. Für mich war das ein Riesenerfolg, und ich habe mich darüber gefreut, wie ich mich über einen Rennsieg freuen würde."
Die Hoffnungen auf große Erfolge erfüllten sich nicht - weder für Rosberg noch für seinen prominenten Teamkollegen Michael Schumacher. Allerdings stand ein anderer Deutscher oft im Mittelpunkt. "Wenn die deutsche Hymne für jemand anderen gespielt wird, wie das im letzten Jahr bekanntlich zuweilen vorgekommen ist, tut mir das überhaupt nicht weh", sagt Rosberg.
"Ich bin stattdessen happy über das, was ich selbst erreicht habe. Und was Sebastian Vettel angeht: Ich habe einfach Respekt vor seiner tollen Leistung", erklärt der 25-Jährige. "Heute ist es für mich ein Riesenglück, dass ich Michael Schumacher als Teamkollegen habe und die Erfahrung machen kann, mit einem ganz Großen zusammenzuarbeiten." Dass Rosberg den Rekordchampion 2010 meist im Griff hatte, dürfte ihm besondere Freude bereitet haben.
"Als Fahrer ist man weit oben in der Firmenpyramide. Ich kritisiere und werde kritisiert", sagt Rosberg. "Die Fähigkeit mit Menschen umzugehen, ist ein wichtiger Bestandteil des Sports. Ich arbeite mit 450 Menschen zusammen, ich habe meine Mechaniker, die Tag und Nacht für mich schuften. Und um mich selbst herum existiert ja auch eine kleine Firma mit einer Sekretärin, einer Managerin, jemandem, der mein Motorhome fährt. Denen muss ich etwas zurückgeben."
Und genau dies hat er sich für die bald beginnende Saison vorgenommen. Die aktuellen Testfahrten lassen zwar vermuten, dass Mercedes erneut nicht auf dem Niveau von Red Bull fährt, aber es ist ein umfangreiches Update angekündigt. Rosberg kann es kaum erwarten, wieder Rennen zu fahren. "Die Anspannung ist am größten, wenn vor dem Rennen die Ampel angeht. Und sobald das Auto losfährt, ist sie sofort weg, weil ab dann nichts mehr vorhersehbar ist. Du hast Gegner überall, links, rechts, oben, unten. Sich danach 90 Minuten lang zu konzentrieren, auch das muss man lernen."

