• 19.06.2004 11:16

Richards: "Rennen werden langweiliger sein"

BAR-Honda-Teamchef David Richards über die geplanten Regeländerungen, das neue Qualifyingformat und seine Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Am Montag soll ein weiteres Treffen bezüglich der Regeländerungen für 2006 stattfinden. Ich kenne die Situation nicht. Gibt es bereits eine Einigkeit über diese Regeln? Was sind die Kritikpunkte? Hast du Angst, dass die neuen Regeln einfach durchgeboxt werden?"
David Richards: "Das Hauptthema ist, dass uns Regeln für 2008, also nach dem Ablauf des derzeitigen Concorde-Agreements, vorgelegt wurden. Darüber braucht man sich nicht streiten. Es obliegt der FIA, die Regeln festzulegen und ab 2008 die Meisterschaft zu organisieren. Wir müssen entscheiden, ob wir daran teilnehmen oder nicht. Ob einige der Regeln vorgezogen werden sollen und was der Nutzen daran ist, das ist eine andere Debatte. Das wird aber nicht über Nacht passieren."

Titel-Bild zur News: BAR-Honda-Teamchef David Richards

David Richards ist kein Freund des neuen Qualifyings

Frage: "Kommen wir zu deinem Team. Wie lange läuft dein Vertrag als Teamchef, und wie genau ist die momentane Situation mit Honda?"
Richards: "Beides braucht noch abschließende Diskussionen. Sie haben mich gefragt, ob ich länger bleiben möchte, als es in meinem Vertrag steht. Darüber reden wir im Moment. Und auch Honda wird weitermachen, aber das wird von Honda selbst verlautbart werden, nicht von mir. Das sind aber auch keine dringenden Probleme. Mit Honda geht es offensichtlich weiter und mein Vertrag läuft erst Ende 2006 aus."#w1#

Frage: "Bei den Regeländerungen ging es ja primär auch um einen kommerziellen Deal. Wenn dieser steht, dann kann der Rest folgen. Nun scheint es so zu sein, als hätte Ferrari einen Deal. Habt ihr einem Deal zugestimmt und wenn nicht, warum nicht? Gibt es vernünftige Angebote?"
Richards: "Mit wurde kein direktes Angebot gemacht, aber ich habe etwas gesehen, was in dieser Form das neue Concorde-Agreement werden könnte. Zumindest einen groben Entwurf davon. Ich glaube auch, dass jeder von uns das Gleiche bekommen hat, niemand ist in einer privilegierten Situation."

Richards: Mehr Rennen, weniger Testfahrten

Frage: "Tony George (Präsident des 'Indianapolis Motor Speedway'; d. Red.) wünscht sich einen weiteren Grand Prix in den USA, am liebsten an der Westküste. Wie denkst du darüber?"
Richards: "Wir müssen uns generell anschauen, wie wir in Amerika besser wahrgenommen werden. Beim Mittagessen wurde mir erzählt, wie wenig Aufmerksamkeit uns zuteil wird, obschon wir hier sind und in der letzten Woche in Montreal waren. Würde es uns dann helfen, ein weiteres Rennen an der Westküste zu haben? Sicher würde es das, aber bis dahin müssen wir noch viel arbeiten. Ich würde lieber mehr Rennen und damit weniger Testfahrten sehen, denn Rennen erhöhen das Einkommen und Ansehen, Testen nicht."

Frage: "Anthony Davidson war wieder sehr schnell, nur Rubens Barrichello war schneller. Hatte sein Auto die gleichen technischen Spezifikationen? Und wie beeindruckt bist du von ihm, immerhin war er zum ersten Mal auf dieser Strecke?"
Richards: "Ja, das Auto muss ohnehin den gleichen technischen Spezifikationen genügen wie die anderen Boliden. Er hat als dritter Fahrer natürlich den Vorteil von mehr Reifensätzen. Neue Reifen machen schon einen großen Unterschied. Aber Anthony fuhr schon das ganze Jahr exzellent und er ist ein Bestandteil des Teams, nicht nur am Freitag sondern auch während der Testfahrten. Er hätte einen Stammplatz in der Formel 1 verdient."

Frage: "Wie stehst du der Idee gegenüber, die Funkverbindung zwischen der Box und dem Fahrer für das Fernsehen und die Fans öffentlich zu machen?"
Richards: "Da hätte ich nichts dagegen, keine Einwände. Ich möchte aber hinzufügen, dass das auch eine Idee für die Ein-Runden-Qualifikation gewesen wäre. Man hätte gleich nach der Runde zum Fahrer in das Auto schalten können, um erste Reaktionen einzuholen. Ich denke, dass wir nicht das Bestmögliche aus diesem Qualifikationsformat herausgeholt haben."

Richards befürchtet "langweilige Rennen"

Frage: "Ihr habt ab Silverstone ein neues Qualifikationsformat beschlossen. Warum seid ihr überzeugt, dass dieser Schritt positiv ist. Werden die letzten fünf Minuten der Session für die Fans nicht ein heilloses Durcheinander sein? Dazu kann es passieren, dass der Fahrer, der in der zweiten Session Schnellster war, nicht auf der Pole Position steht."
Richards: "Wir haben als Teams immer wieder bewiesen, dass wir hier nicht die Tagesordnung bestimmen sollten. In diesem Punkt verhalten wir uns nicht ganz rational. Im Geschäftsleben befragst du deine Kunden oder veranlasst eine Marktstudie. Wir hätten drei oder vier Optionen haben sollen. Damit hätten wir beim Fernsehen und den Produktionsteams anfragen sollen, ob sie das nicht übernehmen wollen, denn wir werden ständig dafür kritisiert. Am Ende war es bei diesem Punkt jedoch eine Bitte von Bernie Ecclestone. Er ist der Promoter, daher bekam er auch meine Zustimmung, aber ich denke nicht, dass es das Richtige war."

Frage: "Warum habt ihr die erste Hälfte des Qualifyings nicht auf Freitag gelegt, der nun weiterhin ziemlich unwichtig bleibt."
Richards: "Ich kann mich nicht daran erinnern, danach gefragt worden zu sein. Der grundlegende Punkt ist auch, dass wir mit dem Qualifying herumspielen. Dabei geht es aber darum, eine Struktur zu entwickeln, die nicht künstlich ist, aber dennoch bei jedem Rennen eine andere Startaufstellung bewirkt. Für den Rest des Jahres werden nun die schnellsten Fahrer vorne stehen, das Qualifying kann damit interessant werden. Aber ich denke nicht, dass es für das Fernsehen einfach sein wird, es zu übertragen, und langweiliger werden die Rennen auch werden."