• 13.06.2002 15:45

  • von Marcus Kollmann

Richards drängt Honda zu einer Entscheidung

Während der BAR-Teamchef die Honda-Motoren exklusiv haben möchte, schweigen die Japaner noch über ihre Entscheidung

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur das langsam in Schwung kommende Fahrertransferkarussell beschäftigt derzeit die Königsklasse des Motorsports, sondern auch die Frage mit welchem Motorenpartner das Jordan-Team die kommende Saison bestreiten wird. Der Rennstall von Eddie Jordan konnte im Gegensatz zu British American Racing schon 6 WM-Punkte holen und hat mit dem Japaner Takuma Sato auch einen Fahrer unter Vertrag aus dem Motorenpartner Honda im Falle größerer Erfolge auf der Rennstrecke Kapital schlagen könnte, doch insgesamt betrachtet ist die Leistung des japanischen Motorenherstellers und auch die Performance der beiden Rennställe bislang enttäuschend.

Titel-Bild zur News: Hondas diesjähriger Motor vom Typ RA001E

Beliefert Honda das Jordan-Team auch 2003 mit Motoren?

Das soll sich in Zukunft jedoch grundlegende ändern. Was Motorsportexperten schon seit längerem fordern, scheint sich dabei nun auch langsam abzuzeichnen: Honda gibt sein Engagement bei zwei Rennställen auf und konzentriert sich nur noch auf ein Team, um so seine Ressourcen und sein Know-how besser einbringen zu können.

Honda Racing Development-Präsident äußert sich zweideutig

Das britische Fachmagazin 'Autosport' versuchte vor kurzem ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen und konfrontierte den Präsidenten von Honda Racing Development, Takeo Fukui, mit der Frage, ob es wahr wäre, dass Jordan trotz Vertrages nächstes Jahr von Honda keine Motoren mehr bekommt. Daraufhin antwortete der Japaner zweideutig: "Selbst wenn wir es entschieden haben, dann könnte ich Ihnen das nicht bestätigen." Auf die Nachfrage, ob das bedeute, dass eine Entscheidung schon getroffen wurde, meinte Fukui nur, dass er es so nicht ausgedrückt hat: "Was das nächste Jahr anbelangt, so kann ich nichts sagen, doch es gibt einen Vertrag", mauerte der Präsident von Honda Racing Development.

Jordan könnte auf Cosworth-Motoren umsteigen

Bestätigten Meldungen nach hat sich Jordan-Teamchef Eddie Jordan bereits bei Cosworth Racing erkundigt ob es möglich wäre von ihnen einen Kundenmotor zu erhalten, was laut Aussagen der Motorenschmiede kein Problem darstellt. Allerdings muss ein entsprechender Vertrag bis Ende Juni unter Dach und Fach sein, denn schließlich gibt es ja so etwas wie Vorlaufzeiten was die Vorbereitungen angeht. Jordan spekuliert nun anscheinend darauf, dass Honda, wenn man tatsächlich nur noch BAR Motoren zur Verfügung stellen will, in die Taschen greift und ihm als Entschädigung quasi die Cosworth-Motoren finanziert.

Richards fordert eine schnelle Entscheidung

BAR-Teamchef David Richards ist unterdessen jede Lösung recht die am Ende dazu führt, dass sein Team in den alleinigen Genuss des Werksmotors kommt. Folglich drängt der Brite nun auf eine Entscheidung seitens Honda. Gegenüber 'Autosport' räumte Richards ein, dass sowohl BAR als auch Honda in der bisherigen Zusammenarbeit "Fehler" gemacht hätten und es nun an der Zeit wäre das zu ändern: "Beide Parteien sind die Zusammenarbeit mit den besten Absichten eingegangen, doch dabei wurde nicht bedacht wie eng man miteinander zusammenarbeiten muss um erfolgreich zu sein. Ich glaube, dass unser Team nicht alle Ressourcen genutzt hat und sie [Honda, Anm. d Red.] sich nur als Motorenpartner, nicht jedoch als wichtiger technischer Partner gesehen haben, weshalb die Zusammenarbeit bislang sehr oberflächlich verlaufen ist." Angesichts des Engagements von Honda bei BAR, wo man auch im Chassis-Bereich involviert ist, sehr deutliche und wahre Worte.

Nicht auszuschließen: Honda beliefert 2003 trotz aller Spekulationen BAR und Jordan

Hondas Schweigen kann derzeit alles bedeuten. Nicht unwahrscheinlich, dass man sich an die Verträge mit beiden Partnern hält und sowohl BAR als auch Jordan im kommenden Jahr beliefert, denn dass der Honda-Zehnzylinder unzuverlässig und nicht leistungsfähig genug ist, ist schließlich nicht die Schuld der beiden Rennställe. Grundsätzlich stellt sich aber die Frage, wieso der Automobilhersteller eigene Ingenieure bei BAR hat, wenn man nicht langfristig planen würde das Team vielleicht zu übernehmen oder sogar ein eigenes Team an den Start schicken möchte und sich momentan nur benötigtes Know-how aneignet. Allerdings gilt zu bedenken, dass Honda die Pläne eines eigenen Werksteams nach dem Tod von Dr. Harvey Postlethwaite Ende der 90er-Jahre auf Eis legte und sich für die Rolle des Motorenlieferanten entschied.