powered by Motorsport.com

Ricciardo möchte Marko sein Talent beweisen

Daniel Ricciardo befindet sich bei HRT in einer entscheidenden Phase seiner Karriere: "Druck ist schon da - von mir selbst, aber auch von Helmut"

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo, spätestens seit seiner starken Vorstellung beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi 2010 vielen ein Begriff, als er im Red Bull sogar schneller war als am Wochenende zuvor Weltmeister Sebastian Vettel und Mark Webber, bestreitet an diesem Wochenende in Budapest seinen dritten Grand Prix für HRT. Allerdings ist es dem 22-Jährigen bisher nicht gelungen, seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi in den Schatten zu stellen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo befindet sich in einer entscheidenden Phase seiner Karriere

"Ich hätte nicht damit gerechnet, Tonio vom ersten Rennen an in den Hintern zu treten, aber ich hatte schon gehofft, ein bisschen näher dran zu sein", gibt Ricciardo im Interview mit 'Motorsport-Total.com' zu. Zwar wäre es grundsätzlich vermessen, von einem Rookie in einem für ihn neuen Auto zu erwarten, dass er einen Routinier, der mit dem Auto bestens vertraut ist, auf Anhieb zu schlagen, doch nach dem Abu-Dhabi-Test hatte man bei Ricciardos Stamm-Arbeitgeber Red Bull wohl insgeheim genau darauf gehofft.

Ricciardo gibt zu: "Druck ist schon da"

"Ich bin mir sicher, dass sie erwarten, dass ich sehr nahe an ihm dran bin, wenn nicht sogar vor ihm", gesteht Ricciardo, dass er den Druck von Red Bull im Nacken spürt. "Sie kennen Tonio ziemlich gut, er war ein paar Jahre in ihrem Programm. Sie haben nicht genau gesagt, was das Ziel ist, aber es ist offensichtlich, dass es ihnen lieber wäre, wenn ich irgendwann vor ihm bin." Und: "Der Druck ist schon da. Von mir selbst, aber auch von Helmut. Er schaut sich das genau an."

Mit Helmut meint der Australier Helmut Marko, den Motorsportkonsulenten von Red Bull, der gleichzeitig das Juniorteam leitet. Marko hatte laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' vor, Jaime Alguersuari statt Ricciardo zu HRT abzuschieben und Ricciardo in den zweiten Toro Rosso zu setzen, um ihn optimal auf die Saison 2012 vorbereiten zu können, doch dann zog Alguersuari mit einigen starken Leistungen seinen Kopf gerade noch aus der Schlinge.

¿pbvin|512|3919||0|1pb¿"Davon habe ich nichts gewusst. Vielleicht ist es nur ein Gerücht", meint Ricciardo. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost gibt kein eindeutiges Dementi ab: "Der Fahrer muss Performance bringen. Bei Jaime ist es am Saisonbeginn nicht so gelaufen, wie wir uns das gewünscht haben, aber er hat jetzt doch immer wieder gezeigt, dass er zu guten Leistungen fähig ist", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com", fügt aber an, Alguersuari zu HRT sei "nicht so direkt" ein Thema gewesen.

Red-Bull-Juniorenchef Marko gilt als hart, wenn einer seiner Fahrer nicht die erhoffte Leistung bringt. Insofern werden Ricciardos Fortschritte in einer entscheidenden Phase seiner Karriere mit Argusaugen beobachtet. "Er wünscht sich jemanden auf dem gleichen Niveau wie Herr Vettel", weiß Ricciardo. "Das kommt vielleicht nicht über Nacht, was er auch versteht, aber in Zukunft soll es so werden. Ich muss ihm, mir selbst und vielleicht auch ein paar anderen Leuten beweisen, dass ich das kann."

Ein junger und ein älterer Australier

Einfluss auf den weiteren Verlauf seiner Karriere könnte indirekt auch Mark Webber haben, denn sollte der Australier Ende 2012 (oder sogar noch früher, was als unwahrscheinlich gilt) zurücktreten oder das Team wechseln, hätte Red Bull im A-Team einen Platz frei. Das würde Ricciardo naturgemäß nicht ablehnen, aber er rechnet nicht allzu bald damit: "Wenn Mark weiterfahren möchte, ist das seine Entscheidung, und ich bin mir sicher, dass er dafür voll motiviert ist."

Red-Bull-intern scheint man nach den ersten zwei HRT-Rennen eingesehen zu haben, dass das A-Team für den jungen Australier noch zu früh kommen würde. Tost deutet aber an, dass man sich alle Optionen offen halten möchte: "Man wird sich irgendwann im Oktober zusammensetzen und sich darüber unterhalten, wie die Zukunft aussieht - ob Red Bull einen unserer Fahrer braucht oder nicht, ob sie generell für Red Bull in Frage kommen. Das wird dann gemeinsam mit Red Bull entschieden."

"Wir werden sehen, wie es Ricciardo in den nächsten Rennen geht", gibt sich der Toro-Rosso-Teamchef abwartend. "Auf dem Nürburgring hat er eine gute Figur abgegeben, war gleich schnell wie Tonio. Jetzt schauen wir, wie es ihm hier in Ungarn und im Rest der Saison geht. Dann wird man unsere Fahrer nach ihrer Fähigkeit und nach ihren Steigerungsmöglichkeiten beurteilen. Dann werden wir sehen, welche Entscheidung getroffen wird."


Fotos: Daniel Ricciardo, Großer Preis von Ungarn


Ausführliche Interviews mit Daniel Ricciardo und Franz Tost können Sie in der Sommerpause nach dem Ungarn-Grand-Prix bei 'Motorsport-Total.com' nachlesen.