• 02.08.2011 19:55

  • von Tim Schwenger

Ricciardo: "Ich bin jetzt einer der großen Jungs"

Daniel Ricciardo berichtet über die Anfänge seiner Motorsport-Karriere, die Weiterentwicklung in allen Bereichen und alternative Berufswege zum Motorsport

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo gilt als einer der talentiertesten Junioren, die den Sprung zu großen Erfolgen in der Formel 1 schaffen könnten. Red Bull hat ihn verpflichtet, um nach der Ära von Sebastian Vettel erneut einen jungen talentierten Fahrer zu haben, der um Siege kämpfen kann. Diese Saison ist der Australier bei Toro Rosso Testfahrer, doch er fährt seit Silverstone für das spanische HRT-Team Rennen als Teamkollege von Vitantonio Liuzzi.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo hat sich seinen Traum Formel-1-Fahrer zu werden erfüllt

Für viele Experten kam das kurzfristige Debüt von Ricciardo überraschend. Der Australier erfuhr auch erst eine Woche vor dem ersten Renneinsatz von seiner Chance und hat jetzt erstmals Zeit darüber nachzudenken: "So langsam kapiere ich, dass ich ein richtiger Formel-1-Fahrer bin. Seit meinem Debüt in England konnte ich stetig Fortschritte machen. Ich fühle mich jetzt als einer der 'großen Jungs'."

Dieser Erfolg verlangte aber in der Vergangenheit den einen oder anderen Verzicht und so musste Ricciardo früh lernen, weit von der Familie weg zu wohnen. "Das erste Jahr fernab der Heimat ist sicherlich das härteste. Ich war in meinem ersten Jahr in Italien und hatte schon etwas Heimweh. Ich wusste gar nicht mehr, wo ich lebe. Ich habe kein Italienisch gesprochen und spreche es auch jetzt noch nicht richtig. Das war nicht ganz einfach, in eine neue Kultur hineingeworfen zu werden."

"So langsam kapiere ich, dass ich ein richtiger Formel-1-Fahrer bin." Daniel Ricciardo

"Unterm Strich wollte ich einfach Rennen fahren. Als ich diese dann endlich fahren durfte, hat das alle harten Momente, wie der Verzicht auf meine Freunde und auf mein Zuhause, wieder wettgemacht. Manchmal fühlt man sich ein bisschen einsam. Man reist durch die Gegend und verbringt viele Nächte alleine in Hotelzimmern. Wenn man aber die Leidenschaft für den Sport hat, dann schafft man das und gibt immer wieder sein Bestes."

Red Bull hat einen großen Anteil am Aufstieg des Australiers, der sich durch die Unterstützung des Teams entwickeln konnte: "Ich hatte das Glück, dass schon nach meinem ersten Jahr in Europa Red Bull auf mich aufmerksam wurde. Da habe ich mir selbst gewisse Chancen geschaffen, aber man braucht auch ein wenig Glück. Dieses Glück hatte ich, indem ich schon so früh in meiner Karriere die Unterstützung durch Red Bull bekam. Das hat den ganzen Rest für mich viel einfacher gemacht."

Hartes Training in allen Bereichen für die Formel 1

"Ich musste dann einfach die Ergebnisse liefern und bin langsam auf der Karriereleiter nach oben gekommen. Es geht bei Red Bull nicht nur um die finanzielle Förderung, sondern auch um die Medienschulung", sagt Ricciardo. "Zudem habe ich einen persönlichen Fitnesstrainer, denn um in der Formel 1 fahren zu können, muss man körperlich hart trainieren."

Die Eltern des Australiers waren zuerst mit Begeisterung des Sohnes für den Rennsport nicht einverstanden, jedoch unterstützen sie seinen Traum. "Meine Mutter hatte ein bisschen Angst, dass ihr kleiner Junge mit dem Go-Kart durch die Gegend rast. In einem Alter von etwa zehn Jahren mit einem 90 Kilometer pro Stunde schnellen Go-Kart auf die Strecke zu gehen, ist schon etwas gefährlicher als beispielsweise Fußballspielen. Irgendwann haben meine Eltern dann nachgegeben und mein Vater hat mir ein Go-Kart gekauft."

"Später hat er mir einmal gesagt, dass es das billigste Kart war, das er kriegen konnte. Ich glaube, das hat auch gestimmt, denn es ließ sich nicht sehr gut fahren. Für mich war es dennoch ein Riesenspaß. Ich habe damals immer nach der Schule trainiert und wollte irgendwann einmal ein Rennen fahren" erzählt Ricciardo. "Meine Eltern haben schon versucht, mich irgendwo anders hin zu steuern, nicht nur wegen der Gefahr, sondern auch, weil sie gesehen haben, dass ich dann aus Australien weggehen müsste.

"Ich hätte mich sicherlich für irgendeinen Sport entschieden." Daniel Ricciardo

Wenn Ricciardo kein Rennfahrer geworden wäre, hätte er wohl einen anderen Sport als Profi betrieben:"Ich hätte mich sicherlich für irgendeinen Sport entschieden. Tennis gefällt mir beispielsweise ganz gut. Wenn ich da gut genug gewesen wäre, hätte ich mich wohl für Tennis entschieden. In der Schule war ich nicht die ganz große Leuchte. Insofern hätte es wohl Sport werden müssen (lacht; Anm. d. Red.)."