Renaults Analyse: Wäre der Sieg möglich gewesen?
Nach dem Rennen analysierte das Renault-Team, ob man ohne die Probleme in Spa-Francorchamps hätten siegen können
(Motorsport-Total.com) - In der zwölften Runde des Belgien-Grand-Prix schwenkten die Kameras plötzlich auf einen gelb-blauen Renault, der sich in 'Les Combes' auf dem Rasen gedreht hatte. Zwei Kurven später, als es rechter Hand abwärts in die so genannte 'Rivage' ging, verhielt sich das Fahrzeug erneut unruhig und verlangsamte. Schließlich brach das Heck aus und es folgte ein Ausflug ins Kiesbett, der das Rennen für den Fahrer endgültig beenden sollte. Dieser sprang aus dem Wagen, begutachtete seine Hinterreifen und entdeckte verräterische Spuren von Motoröl auf dem Gummi - offensichtlich der Grund für sein Ausscheiden.

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Fernando Alonso musste in Belgien vorzeitig aufgeben
Wie hatten sich die Dinge bis dahin entwickelt? Ein genauerer Blick auf die Zahlen lässt vermuten, dass Fernando Alonso durchaus - wie damals in Kanada - in der Lage gewesen wäre, seinen zweiten Grand-Prix-Sieg einzufahren - das zumindest ist die Meinung des Renault-Teams, das die folgende Analyse des 14. WM-Laufes durchgeführt hat.#w1#
Den ersten Indikator dafür liefert die Statistik der schnellsten Runden: Fernando liegt an vierter Stelle, hinter dem McLaren-Ass Kimi Räikkönen und den beiden Ferrari. Die beste Rundenzeit des jungen Spaniers lag mit 1:45.898 Minuten acht Zehntel über der von Räikkönen. Dafür fuhr Alonso seine Bestzeit bereits in der neunten Runde, während Räikkönen erst im 42. Umlauf richtig aufdrehte, nachdem seine Reifen von der Safety-Car-Phase profitiert hatten und er mit wenig Sprit unterwegs war.
Bis zu Fernando Alonsos Ausscheiden betrug die schnellste Runde des Finnen 1:45.647 Minuten - damit war er im Vergleich nur geringfügig schneller. Zudem hatte es der Spanier in den letzten beiden Umläufen vor seinem Ausfall geschafft, den Abstand zu dem McLaren-Fahrer um zwei bis drei Zehntel pro Runde zu verringern.
Die Idealrunde setzt sich aus den drei besten Sektorzeiten jedes Fahrers zusammen. Auch diese Statistik führt Räikkönen an: Nach der letzten Safety-Car-Phase fuhr der Finne seine mit 1:45.108 Minuten absolut schnellste Rennrunde, die gleichzeitig seine ideale Runde darstellt. Alonso folgt dem Finnen allerdings besonders dicht auf den Fersen: Seine drei besten Sektorzeiten ergaben in Kombination 1:45.439 Minuten - ein Wert, der fast identisch ist mit der Idealrunde von Michael Schumacher (1:45.433 Minuten).
Besonders im ersten und dritten Sektor erwies sich der Renault als konkurrenzfähig. Hier entpuppte sich Alonso als schnellster beziehungsweise zweitschnellster Pilot. Lediglich im Mittelsektor verlor der Spanier Zeit - und hatte damit etwas mit den Ferrari-Fahrern gemeinsam. Auch sie konnten angesichts der traumhaften Zeiten, die Räikkönen am Ende des zweiten Sektors erzielte, nur staunen. Hinsichtlich der Höchstgeschwindigkeit lagen der Spanier und der Finne wieder nah beieinander: Fernando trug sich mit 316,7 km/h auf Rang sieben ein, Räikkönen war mit 318,7 km/h Sechster.
Allerdings wäre ein Überholmanöver auf dem Weg hoch nach 'Les Combes' - in dieser Sektion wurde der Top-Speed gemessen - alles andere als eine einfache Aufgabe gewesen... Zudem konnte Fernando bis zu seinem Ausfall lediglich sieben fliegende Runden fahren - eine zu geringe Zahl, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Wie hätte sein Wagen in den nächsten Turns reagiert? Wir werden es nie erfahren. Aber so wie die Dinge bis zum Ausscheiden des Renault mit der Nummer acht lagen, wäre der Kampf zwischen Alonso und Räikkönen grandios geworden - und hätte wahrscheinlich über den Ausgang des Rennens entschieden.
So gibt es für das Renault-Team neben aller Enttäuschung auch Grund zur Freude: Der R24 erwies sich als überaus konkurrenzfähig auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke, was zu Beginn des Jahres in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten war. Vor den noch ausstehenden vier Rennen der Saison 2004 lautet das Ziel für die "Equipe Jaune", den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM zu verteidigen. Die Zeichen stehen gut, dass der derzeitige Vorsprung von acht Punkten auf die Konkurrenz bis zum Ende der Saison ausgebaut werden kann und die Entscheidung nicht erst beim Saisonfinale fällt. Der nächste Schritt in diese Richtung könnte bereits beim bevorstehenden Grand Prix von Italien in Monza folgen...


