Renault: Warum man trotz Rückstand Token spart

Im Gegensatz zu Ferrari hat Renault bislang keine Token in die Motorenentwicklung investiert - Rob White erklärt die Gründe und gibt Einblicke in die Planungen

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr sah es so aus, als wären Renault und Ferrari im Motorenwettstreit gegen Mercedes hoffnungslos zurück. Die Franzosen gewannen zwar mit Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo drei Rennen, profitierten dabei aber stets von ungewöhnlichen Rennverläufen oder Problemen bei Mercedes. Vor allem die italienischen Motoren erwiesen sich 2014 in den Bereichen Fahrbarkeit und Verbrauch, aber auch Leistung als unterlegen - im Gegensatz zu den Franzosen gelang aber 2015 ein gewaltiger Leistungssprung.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Daniel Ricciardo

Bitter: Erste Motorenstrafen für Red Bull und Toro Tosso, aber kein Token-Einsatz Zoom

Damit nahm man auch den Entscheidungsträgern bei Red Bull und Renault, die argumentieren, man könne unter dem aktuellen Antriebsreglement, das eine Weiterentwicklung nur bedingt ermöglicht, keine Fortschritte erzielen, den Wind aus den Segeln. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' hat Ferrari inzwischen weniger als die kolportierten 40 PS Rückstand auf Mercedes, durch den Einsatz von drei Token - die Verbrennung und der Zylinderkopf wurden optimiert -, gewann man nicht nur 13 PS, sondern verbesserte auch den Verbrauch.

Zuverlässigkeit bisher das Hauptthema

Obwohl Renault 2015 einen Katastrophenstart hinlegte und in Sachen Leistung laut unseren Informationen rund 100 PS Rückstand hat, investierte man keine Token in die Entwicklung. Doch was ist der Grund für diese Herangehensweise? "Wir mussten unsere Aufmerksamkeit anderen Themen zuwenden", argumentiert Renaults Motorenchef Rob White und spielt damit auf die enormen Zuverlässigkeitsprobleme an: In Spielberg wurde bei beiden Renault-Piloten der fünfte Motor eingebaut, wodurch es die ersten Grid-Strafen setzte.

Da man sich komplett auf die Zuverlässigkeit konzentrierte - ein Bereich, in dem man auch ohne Token-Einsatz Änderungen machen darf -, wurden die leistungbezogenen Verbesserungen verschoben. Derzeit finden in Viry-Chatillon diesbezüglich entscheidende Prüfstand-Tests statt. "Diese Wochen sind kurz- und langfristig wichtig", bestätigt White.

Renault: Zukunft entscheidet sich dieser Tage

Renault plant derzeit die zweite Saisonhälfte - und bei welchen Rennen man das nächste Mal die Antriebseinheit wechselt, ohne viel Entwicklungszeit zu verlieren. "Wir müssen auch die langfristige Zukunft planen", erklärt der Brite. "Da geht es auch um die bevorstehende Saison, denn derzeit wird dafür in der Fabrik die Basis gelegt."


Fotostrecke: F1 Backstage: Spielberg

Und auch aus politischer Sicht denkt Renault an die Zukunft: Diese Saison nutzten Renault und Ferrari eine Grauzone im Antriebsreglement, um auch während der Saison Entwicklung betreiben zu dürfen. Für 2016 ist dies nicht gesagt. "Wir wollen aber Konstanz", stellt White klar. "Wir wären dafür, dass der gleiche Mechanismus auch in den kommenden Jahren gilt. Derzeit ist das nicht zwingend der Fall, denn das Sportliche Reglement für 2016 wird derzeit geschrieben."

Ferrari: Mercedes längst im Visier

"Nach Kanada glauben wir, dass Mercedes immer noch voran ist, aber nicht mehr maßgeblich." Mattia Binotto

Bei Ferrari hat man im Vergleich zum Vorjahr große Fortschritte gemacht. Wie viel Rückstand man auf Mercedes noch hat, kann nicht einmal Ferrari-Motorenchef Mattia Binotto genau sagen. "Wir glauben, dass es sehr eng ist", meint der Italiener. "Es wird von Rennen zu Rennen Verschiebungen geben. Nach Kanada glauben wir, dass Mercedes immer noch voran ist, aber nicht mehr maßgeblich."

Im Gegensatz zu Ferrari hat die Motorenschmiede in Brixworth aber während der Saison noch keine Token eingesetzt. Die Mercedes-Verbesserungen in Kanada konzentrierten sich ausschließlich auf die Zuverlässigkeit. Dennoch ist man bei Ferrari ermutigt. "Uns stehen immer noch Token zur Verfügung", frohlockt Binotto. "Wir sind mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden und machen wirklich Fortschritte. Wir wissen, dass wir uns noch verbessern können und dass wir wahrscheinlich noch Rückstand auf unseren Hauptkonkurrenten haben."