• 01.02.2005 14:41

Renault-Präsentation: Interview mit Franck Montagny

Der Testpilot des Renault-Teams spricht über das neue Reglement und erklärt, warum man sich 2005 keine Fehler mehr leisten darf

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was war dein erster Eindruck, als du zum ersten Mal mit einem Auto mit 2005er-Aerodynamik und -Reifen gefahren bist?"
Franck Montagny: "Wenn man zum ersten Mal mit dem Auto fährt, spürt man nicht sofort einen fundamentalen Unterschied. Die schnellen Kurven sind immer noch schnell und die Reifen bieten immer noch Grip. Dann verschleißen die Reifen aber und man verliert Grip an der Hinterachse - bei den mittelschnellen und schnellen Kurven ebenso wie beim Bremsen, beim Einlenken und in Sachen Traktion."

Titel-Bild zur News: Franck Montagny

Montagny glaubt, dass die Formel 1 durch die Regeln schwieriger geworden ist

Frage: "Was ändert sich für den Fahrer?"
Montagny: "Es ist schwieriger geworden, das Auto zu fahren. Der individuelle Fahrstil wird sich nicht ändern, aber man muss sich mehr Gedanken darüber machen, wie man Leistungsfähigkeit aus dem Auto kitzeln kann."#w1#

Renndistanz zählt mehr als das Qualifying

Frage: "Warum das?"
Montagny: "Durch die neuen Regeln sind zwei sich widersprechende Dinge eingeführt worden, nämlich nervösere Autos und gleichzeitig Reifen, die nicht mehr gewechselt werden dürfen. Die Reifen halten auf einem nervösen Auto weniger lang, weil man mehr rutscht, aber stattdessen müssen sie noch länger als bisher halten. Für den Fahrer bedeutet das, dass man wissen muss, wie man das Auto auf die Renndistanz gesehen schnell macht, nicht nur für eine Runde."

Frage: "Wird sich auch in der Fahrzeugabstimmung etwas ändern?"
Montagny: "Ich schätze, die Art und Weise, wie man über das Setup denkt, wird sich ändern, ja. Man wird das Auto nicht hundertprozentig auf das Qualifying ausrichten, weil man sonst im Rennen zu viel Übersteuern hat. Im Qualifying braucht man für eine schnelle Runde eine Menge Grip an der Vorderachse, um Temperaturen in die Reifen zu bekommen, aber ab 2005 bedeutet ein solches Setup, dass man im Rennen hinten zu viel Grip einbüßt."

Tendenz zum Untersteuern am Beginn der Rennen

Frage: "Wie wird man also das Qualifying angehen?"
Montagny: "Ich denke, die Fahrer werden ein Auto haben wollen, das in den ersten Runden des Rennens und damit auch im Qualifying untersteuert, denn wenn die Vorderreifen Grip verlieren, neutralisiert sich die Balance sowieso automatisch. Der Kompromiss zwischen Setup für das Qualifying und das Rennen wird künftig eher in Richtung Rennen pendeln."

Frage: "Wie wird es sich auswirken, wenn man die Reifen beschädigt?"
Montagny: "Das hängt von der Strecke ab. Wo wir im Winter gefahren sind, zum Beispiel in Jerez, wo es recht griffig ist, wirkt sich ein angeschlagener Reifensatz sehr schnell auf die Leistungsfähigkeit aus. Auf weniger griffigen Strecken wie Valencia ist das anders. Überall dort, wo es viele schnelle Kurven gibt, darf man sich keine Fehler erlauben. Man muss 2005 sehr präzise fahren."