• 01.02.2005 11:48

Renault-Präsentation: Flavio Briatore im Porträt

Flavio Briatore steht nicht nur als Renault-Teamchef im Mittelpunkt, doch gerade sein ungewöhnlicher Führungsstil sorgt für Aufsehen

(Motorsport-Total.com) - Als er 1988 in Adelaide erstmals durch das Fahrerlager ging, wusste Flavio Briatore nichts über die Formel 1. Mit dem Motorsport hatte er bis zu diesem Zeitpunkt auch wenig zu tun. Entsprechend pragmatisch begann er seine Arbeit beim Benetton-Team. Der Italiener war nicht von motorsportlicher Nostalgie geprägt, das Tagesgeschäft erfüllte seinen Tag. Heute zählt er zu den erfahrensten und einflussreichsten Köpfen im Grand-Prix-Sport.

Titel-Bild zur News: Renault-Teamchef Flavio Briatore

Renault-Teamchef Flavio Briatore - das Geschäft steht im Mittelpunkt

Bei seinem Einstieg verkörperte er eine neue Generation von Teamchefs in der Formel 1: Hier rückte nicht ein ehemaliger Mechaniker oder Rennfahrer an die Spitze eines Teams, sondern erstmals ein Manager, der zwar viel über Menschen und Marketing wusste, aber fast nichts über Motorsport. Vor seinem Debüt in Adelaide 1988 hatte Flavio Briatore den Vertrieb des Bekleidungskonzerns Benetton in Nordamerika aufgebaut - und war Lichtjahre entfernt von einem Job im Rennsport. Nichtsdestotrotz berief ihn die Familie Benetton zum Leiter ihres Formel-1-Teams.#w1#

Aus der vermeintlichen Übergangslösung entwickelte sich eine ebenso lange wie erfolgreiche Zusammenarbeit. Briatores Vorteil: Er ging ohne feste Vorstellungen an den Job heran und entschied stets so, wie es ihm aus Manager-Sicht am besten erschien. Gerade diese Herangehensweise sollte sich zu seiner größten Stärke entwickeln. Nur wenige Jahre später besaß der Quereinsteiger ausreichend Einfluss, um das Gesicht der Formel 1 nachhaltig zu ändern.

"Das Rennfahren selbst stellt den kleinsten Teil dar"

"In der Formel 1 dreht sich alles um Technologie und Kommunikation. Ich versuche, diese beiden Aspekte zusammenzuführen", erklärte der Italiener. "Das Rennfahren selbst stellt eigentlich den kleinsten Teil unserer Aufgaben dar, aber es ist zentraler Teil des Traums, den wir den Leuten verkaufen." Ganz falsch kann Briatore mit seiner untypischen Sichtweise nicht liegen. Er führte Benetton 1994 und 1995 zu zwei Fahrer- und einem Konstrukteurs-Titel.

Nach seiner Benetton-Zeit schaltete Briatore nur kurzzeitig etwas zurück: 1998 und 1999 kümmerte er sich in leitender Funktion um den Verkauf der auf Renault-Technik basierenden Supertec-V10-Triebwerke. Als ihn 2000 der Ruf des Erfolgspartners Renault ereilte, zögerte er nicht lang und übernahm die Teamchef-Rolle beim Comeback der "Gelben" mit einem 100-Prozent-Renault. In den Jahren 2002 und 2003 führte er das Werksteam jeweils auf Rang vier der Herstellerwertung, 2004 sprang gar der dritte Platz heraus.

Flavio Briatore: Der Geschäftsmensch

Sein Erfolgsgeheimnis erklärt er kurz und bündig: "Ich bin in beruflichen Dingen nicht sentimental. Das Leben ist hart. Von außen sieht es so aus, als ginge es hier nur um schnelle Autos und schöne Mädchen. In Wirklichkeit muss aber jeder im Team zu jeder Zeit voll auf seinen Job konzentriert sein. Ich führe das Formel-1-Team wie jedes andere Unternehmen auch. Begeisterung und Leidenschaft für den Rennsport haben bei geschäftlichen Entscheidungen nichts zu suchen."

Zu Briatores anerkannten Stärken gehört ein ausgeprägter Geschäftssinn, und sein marketingorientierter Ansatz überzeugte schon so manchen neuen Sponsor zum Einstieg in die Formel 1. Überdies hat er sich den Ruf eines der gewieftesten Talentscouts der Königsklasse erarbeitet, der manch junges Talent in unteren Klassen förderte und bis in die Formel 1 führte. "Für mich sind die Fahrer keine Superstars", betont er. "Sie sind das letzte Glied in der Kette. Jedes Mal, wenn sie ins Auto steigen, tragen sie die Verantwortung für die Arbeit von fast 1.000 Mitarbeitern. Sie müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein und entsprechenden Einsatz zeigen."