• 01.02.2005 15:42

Renault-Präsentation: Interview mit Flavio Briatore

Der Renault-Teamchef spricht über seine Mannschaft, seine beiden Fahrer, den Renault-Spirit und seine Hoffnungen für 2005

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Flavio, was denkst du jetzt, wo der Saisonbeginn so knapp bevorsteht?"
Flavio Briatore: "Ich bin ruhig und zuversichtlich. Wir haben 2004 einige wichtige Entscheidungen getroffen, zum Beispiel dass wir letzten Sommer Windkanalzeit für die 2005er-Entwicklung aufgewendet haben, obwohl dadurch die Weiterentwicklung des alten Autos beeinträchtigt wurde. Es war aber notwendig, das zu tun, um dieses Jahr die Früchte ernten zu können. Motorenseitig ist der neue RS25 erstmals im Juli 2004 auf dem Prüfstand gelaufen. Zuverlässigkeit und Leistung waren von Anfang an ermutigend. Die Teams in Viry und Enstone haben einen beeindruckenden Job gemacht."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Flavio Briatore und Giancarlo Fisichella

Flavio Briatore erwartet sich von Renault in dieser Saison weitere Siege

Frage: "Hast du das Gefühl, dass die Zusammenarbeit der beiden Seiten jetzt funktioniert?"
Briatore: "Es wird immer besser. In der Formel 1 muss man sich immer nach vorn bewegen, die Einstellung hinterfragen und besser werden. Unsere beiden Technikzentren arbeiten effektiv zusammen und das zeigt sich in der Motor/Chassis-Integration des R25. Das Renault-Technocenter hat außerdem in wichtigen technischen Bereichen wertvolle Unterstützung geleistet."#w1#

"Bei Renault haben wir keine Primadonnas"

Frage: "Deine Technischen Direktoren Bob Bell und Rob White scheinen dieselben Werte von harter Arbeit, Professionalismus und Bescheidenheit zu pflegen, nicht wahr?"
Briatore: "Bei Renault haben wir keine Primadonnas. Jeder - vom Pförtner bis zu den Fahrern - trägt zum Erfolg bei. Disziplin ist einer unserer wichtigsten Grundsätze, ebenso wie Strenge und die Fähigkeit, Ziele zu erreichen. Rob und Bob arbeiten hart und sie machen sich keine Gedanken darüber, wie oft sie im Rampenlicht stehen. Diese Einstellung teilt das gesamte Team."

Frage: "Wird der R25 dazu in der Lage sein, um Siege zu fahren?"
Briatore: "Die Situation wird dieselbe sein wie immer. Man macht im Winter den bestmöglichen Job, trifft Entscheidungen, die man für richtig hält, entwirft das Auto und testet es dann. Wird der R25 konkurrenzfähig sein? Ich weiß es nicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Bestes gegeben haben, aber jetzt müssen wir auf Melbourne warten. Dann sehen wir, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen."

Frage: "Durch die neuen Regeln wird das alles nicht einfacher, oder?"
Briatore: "Das stimmt. Als die Ingenieure die neuen Regeln auf ein 2004er-Auto angewendet haben, fehlten 25 Prozent an Abtrieb. Wir haben Teile dieses Verlustes zurück gewonnen, aber was haben unsere Konkurrenten geschafft? Außerdem ist die Reifensituation dieses Jahr ganz anders. Mit nur noch einem Satz für Qualifying und Rennen ist die Arbeit entscheidend, die die Reifenhersteller im Winter geleistet haben."

Von den Fahrern erwartet Briatore "Hingabe und Leistung"

Frage: "Was erwartest du von deiner Fahrerpaarung?"
Briatore: "Viel. Wir erwarten Hingabe und Leistung, denn sie sind verantwortlich für die Arbeit von unzähligen Menschen, die rastlos daran arbeiten, ihnen ein Siegerauto hinzustellen. Fernando und Giancarlo sind eine Mischung aus Jugend und Erfahrenheit, kombiniert mit einer konkurrenzfähigen und aggressiven Einstellung auf der Rennstrecke. Während der Saison 2005 wird es wichtig sein, regelmäßig mit beiden Autos Punkte zu sammeln. Wir stecken große Hoffnungen in unsere Fahrer."

Frage: "Wie ist es um die kommerzielle Situation des Teams bestellt?"
Briatore: "Trotz der Bestrebungen zur Kostensenkung in unserem Sport ist es wichtig, dass wir auch an die Einnahmequellen denken. Wir bei Renault sind stolz darauf, dass wir den Firmen, die in uns investieren, einen Gegenwert bieten. Als Beweis haben wir nicht nur all unsere Partner behalten, sondern auch einen neuen hinzugewonnen."

Frage: "Wie siehst zu den Zustand der Formel 1 heute?"
Briatore: "Die neuen Regeln waren wichtig, um die Autos langsamer zu machen, weil sie sonst zu gefährlich geworden wären. Wir müssen jetzt spannenden Rennsport bieten, die Polemik vergessen und uns auf den Sport an sich konzentrieren. Die Kostensenkung ist wichtig und wir haben gewisse Vorstellungen, wie man sie erreichen könnte. Ich bin aber optimistisch, dass die Saison 2005 recht umkämpft verlaufen könnte."