Renault mit dem Motor zu weit gegangen?

Das waghalsige Weitwinkel-Konzept Renaults beim Motorenbau ist bisher nicht aufgegangen, weiß Heimkehrer Bernard Dudot

(Motorsport-Total.com) - Bernard Dudot war in den 90er-Jahren hauptverantwortlich für die technische Überlegenheit der Renault-Triebwerke, ehe sich die Franzosen aus der Formel 1 zurückzogen. Vor kurzem ist er als stellvertretender Management-Direktor für die Motorenabteilung zum Team zurückgekehrt ? und seine ersten Aufgaben beschränken sich auf das Beseitigen bereits gemachter Fehler.

Titel-Bild zur News: Renault-V10-Motor RS22

Der Renault-V10-Motor gehört zu den schlechtesten im gesamten Feld

Dazu zählt er vermutlich auch das Weitwinkel-Konzept des RS23-Motors, auch wenn er das aus firmenpolitischen Gründen nie direkt zugeben würde. Vielmehr erklärte er, es handle sich um einen "schönen" Motor, "aber ich bin sehr pragmatisch und verliere unser Ziel nicht aus den Augen, welches lautet, einen siegreichen V10 zu bauen. Manchmal muss man gar nicht so kompliziert denken, um gewinnen zu können."

Mit der um 110 Grad geöffneten Zylinderbank ? 90 Grad sind der Standard ? wollte Renault in erster Linie den Schwerpunkt absenken, aber auch den Aerodynamikern mehr Freiheit bei der Gestaltung der Heckpartie einräumen. Die Kehrseite der Medaille sind nach wie vor starke Vibrationen, die wiederum Kompromisse bei Leistung und Drehzahlen erfordern. Angeblich fehlen dem Motor im Moment an die 100 PS auf die Spitzenaggregate von BMW und Ferrari.

"Vielleicht sind wir in Sachen Komplexität ein bisschen zu weit gegangen", gab Dudot, der in den 90ern mit vergleichsweise konventionellen Methoden zum Erfolg kam, daher zu. "Momentan arbeiten wir daran, verschiedene Prozesse und Designs zu vereinfachen." Auch ein herkömmliches 90-Grad-Konzept soll sich in der Entwicklung befinden, aber ob es tatsächlich umgesetzt wird, steht noch völlig in den Sternen.

Dudot bestätigte außerdem, dass in der Motorenfabrik in Viry-Chatillon der Raum für Forschung und Entwicklung ausgeweitet wurde, um sich eventuell anbietende neue Konzepte genau zu Gemüte führen zu können. Dabei werden auch etwaige Reglementsänderungen bereits berücksichtigt ? zum Beispiel die Bestimmung, dass ab 2004 nur noch ein Motor pro Fahrzeug und Rennwochenende verwendet werden darf.