• 25.07.2002 14:29

  • von Reinhart Linke

Renault: Kommen zu einer komplett neuen Strecke

Renault-Technikdirektor Mika Gascoyne und -Chefingenieur Pat Symonds über die neue Rennstrecke in Hockenheim

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Renault beim Heimrennen am vergangenen Sonntag in Magny-Cours mit Jenson Button einen WM-Punkt holen konnte, hofft die Mannschaft von Flavio Briatore, dass man beim Deutschland-Grand-Prix am Sonntag in Hockenheim mit beiden Autos in die Punkteränge fahren kann. "Wie die letzten Rennen gezeigt haben, besitzen wir durchaus ein konkurrenzfähiges Auto und können erwarten, Punkte zu holen", erklärte Technikdirektor Mike Gascoyne. "Das Paket ist dafür immer gut genug gewesen."

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Freut sich auf die Herausforderung Hockenheim: Mike Gascoyne

Allerdings stößt das Team wie die anderen Rennställe auch in Hockenheim auf eine neue Strecke. "Genaue Zahlen gaben uns Daten für unsere Simulation, so dass wir ein Basissetup finden konnten", ließ der Technische Direktor wissen. "Es gibt aber bestimmte Elemente wie die Wölbung in den einzelnen Kurven, die wir nur herausfinden, wenn wir auf der Strecke waren."

Daher müssen die Ingenieure zunächst noch die Strecke kennen lernen. "Selbstverständlich müssen auch die Fahrer den Kurs kennen lernen", ergänzte der 39-jährige Brite. "Dies ist etwas, was wir normalerweise an einem Rennwochenende nicht in Betracht ziehen müssen und was zu Komplikationen bei der Suche nach dem optimalen Setup führen kann."

Gascoyne: "Wir mögen die Herausforderung"

Dennoch freut sich Mika Gascoyne auf den neuen, nun 4,574 Kilometer langen Kurs: "Eine neue Strecke ist eine neue Herausforderung ? was definitiv etwas ist, was wir mögen. Jedoch müssen wir die Bedingungen abwarten und sehen, wie es läuft, um die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu unseren Rivalen erkennen zu können."

Symonds: "Haben mit einer total neuen Strecke zu tun"

Obwohl ein Großteil der Strecke in Baden-Württemberg neu ist, blieb ein etwa 2,136 Kilometer langer Teil der einst 6,825 Kilometer langen Strecke fast unverändert. Dennoch müssen sich die Teams mit einer komplett neuen Strecke befassen. "Wir beschäftigen uns wirklich mit einer total neuen Strecke, weil, obgleich nur ein Teil geändert wurde, von unserem Gesichtspunkt aus alles neu ist", erläuterte Chefingenieur Pat Symonds. "In der Vergangenheit fuhren wir hier mit sehr wenig Abtrieb, was bedeutete, dass wir ein Auto mit wenig Abtrieb in den engen Kurven im Motodrom hatten. Dieses Jahr fahren wir mit mehr Abtrieb und das Motodrom ist ein Teil der neuen Strecke."

Auch für den 49-Jährigen steht fest, dass es trotz umfangreicher Simulationen im Vorfeld des Rennwochenendes noch einige Unbekannte gibt: "Die gesamte Strecke ist erneuert worden. Wir wissen nicht, ob sie Grip hat oder nicht oder ob sie holprig ist. Zwar können wir den Effekt von unterschiedlichen Kraftstofflasten ziemlich genau simulieren, dafür kennen wir die genaue Reifenabnutzung nicht."

Zwei Rennen in acht Tagen sind für Renault kein großes Problem

Die Tatsache, dass erst am vergangenen Sonntag der Frankreich-Grand-Prix zu Ende ging und bereits am Freitag wieder in Hockenheim gefahren wird, macht den Deutschland-Grand-Prix für die Formel-1-Teams nicht leichter. Dennoch sieht Pat Symonds kein Problem darin, dass innerhalb von acht Tagen zwei Rennen stattfinden: "Es ist kein wirklich großes Problem. In diesem Stadium der Saison haben wir ein gutes Programm. Wir erledigten etwas Arbeit an den Autos in Magny-Cours am Sonntagabend und dann brachten wir sie nach Hockenheim, wo die Mechaniker am Dienstag anfingen, an den Autos zu arbeiten. Das ist das Standartverfahren bei jedem Rennen."

Dennoch hat das Team nur vier Tage Zeit, um Probleme an den Autos zu beheben, ehe die Rennwagen wieder auf die Strecke gehen. "Selbstverständlich gibt es weniger Zeit, um irgendwelche Schwierigkeiten zu beheben, aber unser gesamtes Team ist darauf eingestellt, schnell reagieren zu können", fuhr der Brite fort. "Wenn wir bei einem Rennen Probleme haben, schauen wir normalerweise, dass wir in der nächsten Woche beim Test eine Lösung finden, also ist es nicht wirklich anders. Es ist für das Team dennoch etwas härter, weil wir zehn Tage lang nicht zu Hause sind."

Der Motor wird nicht mehr so hart beansprucht

Unterdessen stellt der neue 'Hockenheimring Baden-Württemberg' an die Motoren in diesem Jahr keine großen Anforderungen mehr. Wurden die Triebwerke auf den langen Waldgeraden im vergangenen Jahr noch hart beansprucht, ist die 'Parabolika' das längste Vollgasstück auf dem neuen Kurs und nur 960 Meter lang, so dass die Motoren etwa zwölf Sekunden am Stück unter Vollgas laufen. Durch die zahlreichen Kurven wird nur noch 55 Prozent einer Runde mit Vollgas gefahren, wodurch nun Monza und Indianapolis die Strecken im Kalender sind, auf denen die Motoren am stärksten gefordert werden.