• 27.09.2009 21:13

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Renault: "Flavio hat dieses Team groß gemacht"

Interimsteamchef Jean-François Caubet spricht über den Neuanfang bei Renault und bedankt sich bei "Crashgate"-Verschwörer Flavio Briatore

(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team befindet sich nach "Crashgate" im Umbruch: Langzeit-Teamchef Flavio Briatore musste wegen der Verschwörung von Singapur 2008 ebenso gehen wie Technik-Urgestein Pat Symonds. Fernando Alonso hat heute nach seinem dritten Platz bekannt gegeben, dass er das Team verlassen wird. Den Ferrari-Vertrag für 2010 hat er bereits unterschrieben.

Titel-Bild zur News: Jean-François Caubet

Jean-François Caubet ist nur vorübergehend Teamchef von Renault

Viele sind überrascht, dass Renault überhaupt in der Formel 1 bleibt. Tatsächlich wurde ein Ausstieg zumindest als mögliches Szenario durchgesprochen: "Vor dem Weltrat hatten wir ein Meeting. Dabei haben wir gesagt: 'Jetzt können wir nicht aussteigen. Wenn es ein Feuer gibt, verbrennen wir darin!' Und wir brennen wirklich, denn wir hatten zwei Wochen lang unglaublich schlechte Presse", gesteht Interimsteamchef Jean-François Caubet, der Renault gemeinsam mit Bob Bell leitet.#w1#

Übrigens nur solange, bis ein neuer Teamchef gefunden ist. Den wird man jedoch nicht mehr in dieser Saison bekannt geben: "Das Ziel ist, das neue Auto mit dem neuen Teamchef vorzustellen", erklärt Caubet. "Das Problem ist nicht, einen Teamchef zu finden, sondern ein Profil für den Teamchef zu definieren. Will man einen Techniker oder jemanden wie Flavio? Das ist auch eine strategische Entscheidung." Als Wunschkandidat wird Alain Prost gehandelt.

Hauptaufgabe des neuen Teamchefs wird sein, Renaults angeschlagene Reputation wiederherzustellen: "Wir sind aus Marketinggründen in der Formel 1. Viel Geld zu investieren und dann von der Presse verbrannt zu werden, ist nicht im Sinne des Erfinders", gibt Caubet zu Protokoll. "Viele Händler und so weiter haben gesagt, dass wir aufhören sollen. Honda ist ausgestiegen, BMW steigt aus - dann können wir auch gehen."

Laut Caubet ist das Renault-Team zu 80 Prozent im britischen Enstone stationiert und nur zu 20 Prozent in Frankreich. Deswegen entwickelte sich der Rennstall unter Briatore in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einer autonomen Einheit, die dem Vorstand nur Bericht erstatten musste. Das soll nun anders werden: Renault wünscht wieder mehr direkten Einfluss, "allerdings nicht so intensiv wie vor 30 Jahren, als es ein Konzernteam war. Das war auch nicht gut."


Fotos: Renault, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Die interimistische Struktur scheint zu funktionieren. Bell kümmert sich als Teamchef um alle sportlichen und technischen Belange, Caubet um die kommerziellen Aspekte. Beide werden ihren Posten jedoch noch vor dem Saisonauftakt 2010 wieder abgeben. Trotzdem sagt Caubet: "Das Team ist sehr effizient. Bob Bell macht seine Sache gut. Okay, Pat ist weg, aber so groß sind die Veränderungen nicht."

"Flavio", fügt er an, "ist ein schillernder Charakter. Er und Fernando haben dieses Team groß gemacht. Das ist eine Wahrheit, die wir nicht leugnen wollen. Wir haben zwei Titel mit ihm gewonnen und wir müssen ihn respektieren. Das ist aber gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass wir eine andere Zukunft aufbauen müssen. Die Mentalität von Renault ist vielleicht eine etwas andere als die des Renault-Teams - nicht fundamental anders, aber ein bisschen..."