• 27.09.2009 21:07

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Glock: "Hier gab es einen klaren Vorteil für mich"

Der Toyota-Pilot über sein starkes Rennen, seinen schwächelnden Teamkollegen, den fehlenden Top-Speed und die Aussicht für Suzuka

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock war einer der Männer des Rennens, fuhr vom sechsten auf den zweiten Rang nach vorn und egalisierte damit das bisher beste Ergebnis von Toyota in der Formel 1: "Mehr ging leider nicht", meinte der ehrgeizige Rennfahrer nach dem Grand Prix in Singapur. "Es wäre natürlich schön gewesen, wenn wir noch ein bisschen mehr Glück und die Möglichkeit gehabt hätten, zu gewinnen."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Selbst ist der Mann: Timo Glock verpasst sich eine Champagner-Dusche

"Aber das müssen wir außen vor lassen. Ich bin froh, wieder auf dem zweiten Platz zu stehen. Ich hatte natürlich auch Glück mit den beiden Durchfahrstrafen von Sebastian und Rosberg. Ich glaube nicht, dass wir aus eigener Kraft auf das Podium gefahren wären. Aber man muss halt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und darf keine Fehler machen. Dann ist so etwas möglich. Die Geschwindigkeit war im Rennen gut, damit bin ich ziemlich zufrieden."#w1#

Nach dem Boxenstopp landete Glock wieder vor Alonso, was einer der Schlüsselmomente war. Doch der Spanier erhöhte den Druck auf den Toyota-Piloten: "Ich habe mich schwer damit getan, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Wir hatten relativ schnell die Temperatur verloren. Ich hatte das Gefühl, als wäre er auf den weicheren Reifen gewesen."

"Ich hatte in den Rückspiegel geschaut und dachte, dass er auf den weichen Reifen wäre, was er aber wohl anscheinend nicht war. Er hatte die ersten anderthalb Runden schon Druck gemacht. Ich habe versucht, vor ihm zu bleiben, und das hat funktioniert. Er hat es einmal in der siebten Kurve probiert, aber ich habe es relativ gut im Griff gehabt. Danach konnte ich wieder wegfahren."

"Ich war zum Schluss mit den weichen Reifen sehr glücklich. Ich bin zwar die ganze Zeit über über Funk auf dem Laufenden gehalten worden, dass die anderen damit Probleme haben, nur eine schnelle Runde fahren konnten. Aber ich glaube, ich habe es ganz gut geschafft, sie nach dem Boxenstopp auf Temperatur zu bekommen und war nicht zu aggressiv. Ich hatte ein gutes Gefühl für den Reifen und habe gewusst, wann ich Druck machen kann und wann nicht."

Während andere Fahrer - allen voran Mark Webber und Sebastian Vettel - mit ihren Bremsen zu kämpfen hatte, konnte Glock Entwarnung geben: "Mit den Bremsen hatte ich null Probleme." Stattdessen verlor er ein Teil seines Autos: "Ich bemerkte das Teil, das auf der Strecke lag, aber ich realisierten nicht, dass es ein Teil von meinem Auto war. Es veränderte das Fahrverhalten des Autos jedoch nicht. Das war ein kleines Teil des mittleren Sektors vom Heckflügel, der abfiel." Eine Information seines Teams erhielt er nicht: "Sie sagten es mir nicht, weil meine Rundenzeiten schnell genug waren..."

Im Rennen bemerkte Glock schnell, dass er nicht aus eigener Kraft um den Sieg mitfahren kann: "Ich habe zunächst versucht, mit Vettel mitzuhalten, habe es aber nicht geschafft. Und wenn du dann dein Auto überfährst, machst du dir den Reifen kaputt, hängst in der Mauer. Aus diesem Grund habe ich mich auf mich konzentriert." Dennoch hatte er nichts gegen auffordernde Funksprüche seines Ingenieurs: "Ich habe schon vor dem Rennen gesagt, dass sie mir in den Arsch treten sollen. Das hilft immer. Aber du weißt als Fahrer natürlich schon, wenn das Limit erreicht ist, nicht mehr geht."

Nach dem letzten Stopp wusste der Rennfahrer aus Wersau zunächst nicht, auf welcher Position er sich befindet: "Ich wusste nicht, dass wir auf dem zweiten Platz sind. Und dann sagten sie mir, dass wir relativ sicher auf dem zweiten Rang liegen. Ich habe dann aber dennoch etwas Druck gemacht, da ich gesehen habe, dass Lewis etwas Tempo rausgenommen hatte. Aber er hat dann auch wieder nachgelegt."

Warum funktionierte das Auto eigentlich auf dem Stadtkurs in Monaco gar nicht, während es in Singapur rund lief? "Es gibt schon einen Unterschied, die Strecke hier ist viel schneller als Monte Carlo. Wir haben uns einfach auf die Setup-Arbeit konzentriert und kleine Fortschritte gemacht. Wir haben das Auto nicht jedes Mal komplett umgebaut, das war wichtig. Das verleiht einem Fahrer mehr Vertrauen. Man versteht das Auto besser, was der Schlüsselpunkt war."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Währenddessen fuhr Teamkollege Jarno Trulli der Konkurrenz hinterher: "Er hatte sogar das gleiche Setup. Ich weiß es nicht, er war auch vergangenes Jahr hier nicht so gut. Dies ist in meinen Augen eine Strecke, auf der du als Fahrer einen Unterschied ausmachen kannst, etwas mehr aus dem Auto rausholen kannst. Das Setup hat sehr gut gepasst, es ging mehr in meine Richtung. Der Fahrstil ist hier ein anderer. Hier gab es einen klaren Vorteil für mich."

Auch in Singapur war der Top-Speed des Toyota enttäuschend: ""Unsere Höchstgeschwindigkeit ist immer ganz weit unten. Es ist die Frage, ob dies etwas mit der Leistung des Motors oder eine Kombination aus Leistung und nicht effizienter Aerodynamik ist. Monza ist eine Motoren-Strecke, und dort hat man eindeutig gesehen, dass wir vom Motor her hinten dran stehen. Da braucht man nicht lange drumherum reden."

"Es ist natürlich ein Nachteil, wenn wir diesbezüglich nicht vorn dabei sind", so Glock auf die fehlende Motorleistung in Suzuka angesprochen. "Aber aerodynamisch stehen wir meiner Meinung nach nicht allzu schlecht da. Das Auto ist auf Hochgeschwindigkeitstrecken immer gut gewesen." Wenigstens passt die Zuverlässigkeit, man wird wohl innerhalb des Limits von acht Motoren je Auto und Saison bleiben: "In Bezug auf den Motor sind wir auf der sicheren Seite."

"Es wird schwierig sein, in Suzuka ein Podium zu erzielen. Brawn und Red Bull sind uns einfach einen Schritt voraus. Auch McLaren-Mercedes sieht stärker aus, auch wenn sie vielleicht auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht allzu stark sind. Das BMW Sauber F1 Team hatte hier ein großes Update dabei, dass hier noch nicht funktioniert hat, vielleicht aber in Suzuka. Man muss die Entwicklungen also abwarten. Ich hoffe, dass wir wieder in den Top fünf stehen."