Renault: Die Zuverlässigkeit im Griff
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet das Team mit dem radikal neusten Motor führt die Kilometerstatistik an
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr verfügte Renault zwar über ein exzellentes Chassis - vielleicht sogar das Beste der Formel 1. Doch der Weitwinkelmotor war nicht nur zur schwach, sondern auch zu unzuverlässig. Es musste sich über den Winter aus diesem Grund einiges ändern. Der bisherige Motorenchef wurde entlassen und ein ungewöhnlicher Schritt vorgenommen: Man schrumpfte den Zylinderbankwinkel nicht etwa auf die 90 Grad, wie ihn die meisten anderen Teams einsetzen, sondern auf 72 Grad - eigentlich eine völlig veraltete Lösung.

© Circuit de Catalunya
Der Renault-Motor hat sich bisher als sehr zuverlässig erwiesen
Doch die Franzosen haben gezeigt, dass dieser Schritt nicht so falsch gewesen sein kann. Es ist klar, dass dies nur eine Zwischenlösung ist. Ziel war es, aufgrund der Ein-Motoren-Regel einen zuverlässigen Motor zu haben, was dem Team auch gelungen ist. Zudem hat sich der Zehnzylinder zudem als nicht allzu schwach auf der Brust erwiesen, auch wenn Motorenhersteller wie BMW und Ferrari im Moment über deutlich mehr Leistung verfügen.#w1#
Während andere Teams aus Angst vor Motorschäden während der freien Trainingssitzungen möglichst wenig Kilometer fahren, spulte Renault während des Grand Prix von Malaysia insgesamt 1297,1 Kilometer ab. Damit führt das Team von Jarno Trulli und Fernando Alonso die Statistik der Gesamtdistanz mit Abstand an: Ferrari auf dem zweiten Rang hat 78 Kilometer weniger vorzuweisen, Toyota und Minardi als Dritte bereits jeweils 100 Kilometer.
Die Fähigkeit, die Motoren nicht übermäßig schonen zu müssen, könnte sich beim bevorstehenden Bahrain-Grand Prix als besonders wertvoll erweisen: Auf der brandneuen Strecke konnte bislang noch kein Team Erfahrungen sammeln. Somit kommt es für Piloten und Ingenieure während der Trainingssitzungen auf jeden Kilometer an, um sich optimal auf den Kurs einstellen zu können.
"Den 'Bahrain International Circuit' kennen zu lernen, stellt für alle die wohl größte Herausforderung dar", bestätigt Denis Chevrier, Leitender Motoreningenieur des Renault-Teams. "Unsere Fahrer sind Profis genug, den Streckenverlauf verhältnismäßig schnell zu verinnerlichen. Wir Ingenieure können aber eigentlich nie genug Daten sammeln."
Der Franzose weiter: "Von daher ist es schön, zu wissen, dass unsere Motoren sehr hohe Laufleistungen erzielen können. Ob wir allerdings tatsächlich sehr viel mehr fahren werden als beispielsweise in Malaysia, werden wir erst vor Ort entscheiden. Zudem können größere Setup-Änderungen durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass wir vielleicht gar nicht übermäßig Zeit zum Fahren haben werden."
Den Ablaufplan für die Trainingssitzungen im Vorfeld des dritten Saisonlaufs kann Chevrier bereits sehr genau definieren: "Auf einem brandneuen Kurs macht es nie sehr viel Sinn, als einer der Ersten auf die Strecke zu stürmen. Der zunächst rutschige Asphalt lässt eine fundierte Reifen-Entscheidung nicht zu. Umso weniger, da in Bahrain wohl immer sehr viel Wüstensand auf dem Kurs liegen wird. Da kann sich der Grip-Level zu jeder Zeit dramatisch ändern, was die Abstimmungsarbeit sehr erschwert. Es wird eine große Herausforderung."

