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  • 11.11.2010 12:57

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Reglement 2013: Mercedes tendiert zu V8-Motoren

Sportchef Norbert Haug lässt durchblicken, dass Mercedes vorerst gerne bei V8-Motoren bleiben würde - Alleingang der FIA nur theoretisch möglich

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich schien schon alles beschlossene Sache zu sein, einem Umstieg von 2,4-Liter-V8-Saugmotoren auf 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbos nichts mehr im Weg zu stehen. Doch obwohl bereits im Dezember eine endgültige Entscheidung fallen muss, ist in der Diskussion um das künftige Motorenformat noch keine Einigkeit in Sicht.

Titel-Bild zur News: Mercedes-V8-Motor von 2008

Mercedes möchte offenbar am liebsten am aktuellen V8-Motor festhalten

Dem Vernehmen nach plädiert besonders Mercedes für einen Verbleib bei den aktuellen V8-Motoren, "weil sie momentan den besten Motor haben. Kein Wunder, dass die nichts anderes wollen", unkt ein hochrangiger Vertreter eines Konkurrenzteams. Mercedes freilich argumentiert offiziell mit den hohen Entwicklungskosten, die ein Umstieg auf einen Turbo mit vier Zylindern in Reihe mit sich bringen würde. Die Rede ist - je nach Quelle - von weit über 30 bis 100 Millionen Euro pro Hersteller.#w1#

Entwicklungskosten zu hoch?

100 Millionen Euro zu investieren, wäre für Cosworth mit Sicherheit der Formel-1-Exodus, denn für die unabhängige Motorenschmiede hat die Königsklasse des Motorsports keinen PR-Gegenwert, sondern sie muss ihr Programm durch die Zahlungen der Kundenteams finanzieren. "Wir haben nicht mehr viele Motorenhersteller in der Formel 1, daher vertreten wir alle die Meinung, dass es wichtig ist, Cosworth im Geschäft zu halten", sagt Norbert Haug.

Davon, dass sein Unternehmen Druck auf die anderen Teams und die FIA ausübt, um beim V8 zu bleiben, will der Mercedes-Sportchef aber nichts wissen: "Druck ist das falsche Wort", korrigiert er. "Wir müssen uns zusammensetzen. Natürlich waren wir in diesen Denk- und Planungsprozess involviert, aber ich glaube, die Formel 1 muss daran denken, die richtigen Ressourcen zur richtigen Zeit einzusetzen. Da finden sehr konstruktive Diskussionen mit der FIA statt."

¿pbvin|512|3271||0|1pb¿"Wir müssen die richtigen Entscheidungen treffen", mahnt Haug zu Sorgfalt. "Downgrading von Motoren ist in der automotiven Welt gerade der große Trend, daher sollte man in der Formel 1 parallel ähnlich verfahren. Die Frage ist aber, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist und was man sich leisten kann und will. Ich würde nicht sagen Druck, sondern ich würde sagen konstruktive Diskussionen - und dann entscheiden wir, in welche Richtung wir gehen."

Beste Saison aller Zeiten?

"Ich finde, diese Formel ist sehr gut, wie dieses Jahr beweist. Es ist eine exzellente Formel-1-Saison, vielleicht die aufregendste in der Geschichte, und daher müssen wir stabilisieren, was wir haben, ohne zu viel zu ändern. Das setzt eine ernsthafte und ausgewogene Diskussion voraus. Viele Leute wollen in diese Richtung gehen, aber nicht mit Druck, sondern mit konstruktiven Diskussionen. Das ist der Name des Spiels", deutet er die Mercedes-Präferenz für V8-Motoren an.

Norbert Haug

Norbert Haug findet, dass man das Timing des Wechsels gut durchdenken sollte Zoom

Doch könnte die FIA nicht einfach über die Teams hinwegsehen und den Wechsel zum Vierzylinder-Turbomotor im Alleingang durchsetzen? "Theoretisch schon", entgegnet Haug und wendet sich fragend an Teamchef Ross Brawn: "Ross, dürfen sie das?" Der antwortet: "Theoretisch ja, aber ich glaube nicht, dass die FIA wirklich so vorgehen würde. Sie wollen mit den Herstellern und Teams gemeinsame Lösungen finden."