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  • 21.10.2010 15:46

VW-Einstieg in die Formel 1 droht zu platzen

Audi oder Porsche - oder doch gar keine Formel 1? Der Volkswagen-Konzern könnte den Einstieg in die Königsklasse mangels Weltmotor kippen...

(Motorsport-Total.com/SID) - Die Rückkehr von Porsche in die Formel 1 droht zu platzen. Offenbar gibt es bei den Herstellern der Königsklasse derzeit doch keine Bestrebungen, einen Weltmotor zu entwickeln. Doch gerade die Verwendung des Einheitstriebwerks (1,6-Liter-Vierzylinder mit Turbolader), das jeder Hersteller selbst entwickeln kann, ist offenbar Voraussetzung, dass sich die Volkswagen AG, zu der Porsche in Zukunft gehört, überhaupt in der Formel 1 engagieren will.

Titel-Bild zur News: VW-Nascar-Auto

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Doch genau dagegen regt sich mehr und mehr Widerstand bei den aktuellen Motorenherstellern: "Für die Formel 1 war der so genannte Weltmotor bei Besprechungen, denen ich beiwohnte, nie ein Thema", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Der Automobil-Weltverband FIA hat bisher nur entschieden, dass der neue Weltmotor in der Rallye- und Tourenwagen-WM ab 2012 zum Einsatz kommen wird. Eine FIA-Entscheidung bezüglich der Formel 1 ab 2013 wird in Kürze erwartet.

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Haug weiter: "Es gibt im Moment viele Treffen und Diskussionen, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich denke, eine Stabilisierung der Formel 1, wie wir sie im Moment haben, ist wichtig. Wenn man nicht stabilisiert, was man hat, kann man möglicherweise in der Zukunft Probleme bekommen."

Mercedes sowie die anderen Hersteller Ferrari, Renault und Cosworth schrecken Entwicklungskosten von angeblich bis zu 100 Millionen US-Dollar für die neuen Triebwerke ab. Daher liegt unter anderem der Gegenvorschlag auf dem Tisch, mit den bisherigen Achtzylindern mit reduziertem Benzinverbrauch weiterzufahren.

¿pbvin|512|3209||0|1pb¿Der neue Weltmotor dagegen wäre ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit Turbolader und Energierückgewinnung (KERS). Für VW ist der Weltmotor vor allem interessant, weil dieses Triebwerk auch von Konzernmarken in anderen Serien eingesetzt werden könnte, beispielsweise in der Rallye- und Tourenwagen-WM (?koda und SEAT). Für diese beiden FIA-Serien hat der Verband schon ab 2012 die Freigabe erteilt.

Dass der neue Weltmotor Grundlage für einen Porsche-Einstieg in die Formel 1 ist, bestätigte zuletzt auch Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer am Rande des Saisonfinales der American Le-Mans-Serie (ALMS) in Atlanta: "Wir werden uns das definitive Reglement der Formel 1 ab 2013 anschauen. Wichtig ist, dass es für Jahre konstant bleibt. Die Zeit ist reif für Porsche, wieder größeren Motorsport zu betreiben", so Dürheimer.

Entscheidung im November

Mit einem Vorstandsbeschluss pro oder kontra Formel 1 rechnet Dürheimer noch vor Jahresende, und er hat auch konkrete Vorstellungen: "Meine Empfehlung als Verantwortlicher wäre es, mit einem eigenen Team anzutreten", sagt Dürheimer, der Porsche nicht mehr bloß als Motorenlieferant wie einst zu Zeiten mit McLaren (WM-Titel) und Footwork/Arrows sieht. Nur als eigenständiges Team könne man die Verantwortung und die Kontrolle über alle Parameter eines solches Projekts wie Motoren, Chassis, Fahrerwahl und Rennstrategie übernehmen.

Auch beim viel diskutierten Thema Hybrid, das Porsche in einem 911 GT3 R mit Partner Williams bereits entwickelt und eingesetzt hat, hat Dürheimer eine klare Meinung: "Niemand kommt um Hybrid herum. Racing muss sich der Zukunft anpassen, nicht umgekehrt", betont Dürheimer.

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VW-Motorsport-Berater Hans-Joachim Stuck hatte bereits vor Monaten bestätigt, dass sich der Volkswagen-Konzern mit dem Thema Formel 1 beschäftigen würde, wenn sich die FIA dazu entschließen sollte, ab 2013 auf den Weltmotor zu setzen. Eine Entscheidung könnte nach bereits am 3. November fallen, wenn im Vorfeld der Verleihung zum Goldenen Lenkrad 2010 in Berlin in einem Strategiemeeting der Volkswagen AG die Vorgehensweise besprochen wird.