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  • 03.11.2015 11:16

  • von Dieter Rencken & Ryk Fechner

Regen sorgt für Spannung: Formel-1-Freitage streichen?

Von Suzuka bis Mexiko-Stadt 2015 fiel am Formel-1-Wochenende mindestens einmal Regen - Das ist Grund genug, das Wochenend-Format zu überdenken

(Motorsport-Total.com) - Wenn an einem sonnigen Grand-Prix-Sonntag die Startampeln der Formel 1 erlöschen, ist die Spannung oftmals nach den ersten Metern bis Kurve eins die einzige, die das Rennen zu bieten hat. Vielleicht gibt es in der ersten Runde selbst noch ein paar Highlights mit einigen Positionskämpfen. Danach setzt sich das Feld. Teams und Fahrer spulen dann "nur noch" mehr oder minder vorausberechnete Rennsimulationen ab. Wichtig sind für sie dabei die Erkenntnisse aus dem Vorjahr und noch wichtiger: Aus den vorangegangenen Trainings.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Regenstarts und Gischt lassen die Herzen vieler Formel-1-Fans höher schlagen Zoom

Seit Suzuka 2015 haben die Rennen allerdings an Spannung gewonnen. Ein wichtiger Aspekt: Die Freitags-Trainings waren durchweg von Regentropfen oder ganzen Bächen beeinflusst, in Texas war es selbst im Rennen gut feucht. Im Feld ergaben sich mehr Positionsverschiebungen. In der Folge diskutiert man in der Königsklasse über das Wochenendformat, denn sonnige Freitage mit insgesamt drei Stunden freiem Training bescheren den Sonntagszuschauern allzu oft vorhersagbaren Asphaltschach.

"Klar, wenn man sich nicht so gut vorbereiten kann, dann gibt es viele Überraschungen, was die Lebensdauer der Reifen angeht. Das macht das Rennen viel unberechenbar - und dadurch macht das Zusehen mehr Spaß", konstatiert beispielsweise Williams-Pilot Valtteri Bottas. Da man bei verregneten Freitagen beispielsweise keine Erkenntnisse über den Reifenverschleiß sammeln kann, steht für ihn fest: "Das Feedback, das man dem Team über den Zustand der Reifen gibt, ist sehr wichtig. Das macht natürlich schon einen Unterschied."

An künstliche Bewässerung denkt niemand

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel findet, dass Regenrennen - oder eine zumindest eine verregnete Trainingssession - das Salz in der Suppe ist: "Da hängt natürlich viel mehr am Fahrer. Du brauchst auch ein bisschen Glück. Nehmen wir Silverstone: Lewis und ich sind in der exakt richtigen Runde reingekommen, aber wenn es mehr zu regnen beginnt oder aufhört, läuft es ganz anders."

"Diese Rennen bringen mehr Unbekannte mit sich, was gut ist, denn das sieht aufregender aus und fühlt sich im Auto auch aufregender an. Weil du weißt, dass deine Entscheidungen wichtiger sind als sonst. Und die Runden, in denen das Auto rutscht und du ständig Gefahr läufst, es zu verlieren, sind anders als eine normale Runde im Trockenen", ergänzt der viermalige Weltmeister.

Die Idee, die Fahrbahnen mit Sprinkleranlagen künstlich mit Wasser zu versehen, brachte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bereits um die Jahrtausendwende gelegentlich ins Spiel. Dass jene beliebige Einflussnahme aufs Rennen aber selbst bei eingefleischten Regenfans nicht auf Gegenliebe stoßen sollte, wird dem Zampano bei jener Medienente bewusst gewesen sein. Heutzutage wiegelt Sebastian Vettel ab: "Wir können ja keine Regel machen, dass wir bei Sonnenschein mit Intermediates trainieren müssen. Das funktioniert nicht."


Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre

Massa: Kein Problem mit Freitagsstreichung

Einen anderen Gedanken bringt Bottas' Teamkollege Felipe Massa ins Spiel. Er plädiert dafür, das Freitagstraining ganz aus dem Rennkalender zu streichen: "Ich hätte damit überhaupt kein Problem. Das wäre glaube ich sogar besser. Sonst passiert am Freitag ja oft nichts, vor allem, wenn das Wetter schlecht ist. Da passiert dann sowieso alles am Samstag und am Sonntag." Wenn es nach ihm geht, könne wie in Austin das Qualifying auch am Sonntag vor dem Rennen stattfinden, wenn der Niederschlag am Samstag zu stark ist, um zu fahren: "Wenn man ein großes Problem mit dem Wetter hat, dann verschiebt man das Qualifying auf den Sonntag, aber das passiert fast nie."

Nico Rosberg

Raum regnet es, sind mehr Ausrutscher an der Tagesordnung Zoom

Derlei Ideen stoßen offenbar auch bei FIA-Präsident Jean Todt nicht auf taube Ohren: "Wir diskutieren ständig darüber, aber wir haben noch keinen Vorschlag gesehen, der besser wäre als der Ist-Zustand. Sollte uns so ein Vorschlag präsentiert werden, dann würden wir uns dem nicht verschließen." Der einstige Ferrari-Teamchef gibt jedoch zu bedenken, dass bei manchen Grand Prix die Zuschauerzahlen schon bei den Freien Trainings recht gut sind und somit Einnahmen bringen.

Mit Blick auf die 135.000 Zuschauer in Mexiko meint der Franzose: "Die Bedürfnisse sind von Land zu Land unterschiedlich." Damit könnte es sich als schwierig erweisen, die Regeländerung allen Grand-Prix-Promotern schmackhaft zu machen - es sei denn, man kommt zu dem Schluss, dass die Formel 1 so insgesamt spannender und damit einfacher zu vermarkten würde.