• 07.04.2011 19:35

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Regen in Malaysia: Wer knackt den Pirelli-Jackpot?

Im Winter konnten die Teams kaum im Nassen testen, was in Sepang zum Problem werden könnte: Die Formel 1 sorgt sich um die Pirelli-Regenreifen

(Motorsport-Total.com) - Beim zweiten WM-Event des Jahres stehen die Fahrer und Teams der Formel 1 vor einer besonderen Herausforderung, denn im Laufe des Wochenendes von Malaysia sind Niederschläge wahrscheinlich. Regen stellt die "Königsklasse" normalerweise nicht vor Probleme, doch in diesem Fall ist die Lage etwas anders: In Sepang schüttet es meist wie aus Kübeln und die neuen Reifen sind kaum bekannt.

Titel-Bild zur News: Gewitterwolken über Kuala Lumpur

Davor fürchtet sich die Formel 1 in Sepang: Was passiert bei heftigen Niederschlägen?

Pirelli stellte den Teams im Rahmen der Wintertests zwar ausreichend Pneus für nasse Bedingungen zur Verfügung, doch wirklich nutzen konnten die Rennställe dieses Kontingent nicht - in Südeuropa mangelte es schlichtweg an den passenden Verhältnissen. Viele Piloten werden sich im Rahmen des Großen Preises von Malaysia also erstmals richtig mit den Pirelli-Regenreifen beschäftigen.

Dies treibt manchem Teamchef große Sorgenfalten ins Gesicht, ist die Situation an der Reifenfront bestenfalls überaus knifflig. Paul Hembery, Motorsport-Direktor bei Formel-1-Lieferant Pirelli, sieht diese Entwicklung allerdings entspannt. Man habe vor der Saison genug Daten gesammelt, um in Malaysia auf der sicheren Seite zu sein - zuletzt habe man am Wochenende im Nassen getestet.

Pirelli ist zuversichtlich, alles im Griff zu haben

Bei einem Pirelli-Privattest in Istanbul konnten die Reifenspezialisten zwei komplette Tage bei regnerischen Bedingungen zubringen und fühlen sich daher optimal gerüstet. "Natürlich waren die Temperaturen in Istanbul deutlich kühler als hier in Sepang, doch mit den Intermediates sind wir sehr zufrieden", sagt Hembery. "Wir konnten jeweils rund 20 Umläufe mit diesen Reifen zurücklegen."

"Unsere Pneus erwiesen sich dabei als überaus konstant. Im Nassen war alles bestens und erst als es abtrocknete warfen die Reifen einige Blasen. Das ist aber genau, was wir wollen", meint der Brite. Man könne mit den Pirelli-Intermediates selbst im Trockenen noch einige Runden abspulen, ehe man zum Reifenwechsel hereinkommen müsse. Genau dieser Zeitpunkt ist die große Unbekannte.

"Im Nassen war alles bestens und erst als es abtrocknete warfen die Reifen einige Blasen." Paul Hembery

Den Kommandoständen der Teams und den Strategen kommt in Malaysia also eine spezielle Bedeutung zu. "Für die Teams wird es schwierig sein, den Umrüst-Zeitpunkt von Intermediates auf Trockenreifen herauszufinden. Man darf durchaus gespannt sein", sagt Hembery am Donnerstag und merkt an: "Wir gaben jedenfalls unser Bestes, um möglichst viel Testarbeit bei Regen zu verrichten."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Pre-Events


Den Piloten fehlt die Erfahrung im Nassen

Der Haken daran: Verhältnisse, wie sie in Malaysia vorherrschen, konnte die italienische Firma bisher nicht simulieren. Die Regenreifen und Intermediates von Pirelli müssen sich am Wochenende also wohl gleich unter Wettkampf-Bedingungen beweisen, was nicht jeder Beteiligte mit Begeisterung aufnimmt. Mercedes-Fahrer Michael Schumacher hat nämlich noch keinerlei Erfahrungswerte.

"Ich fuhr im Winter niemals bei Regen", hält der siebenmalige Weltmeister vor dem zweiten Rennen des Jahres fest. "Für mich wird es also eine interessante Erfahrung, wenn es an diesem Wochenende erstmals so weit sein sollte. Mir ist nämlich nicht klar, was die Unterschiede zwischen Intermediate und Regenreifen sind. Das gilt sicherlich für den Großteil des Starterfeldes", meint Schumacher.

"Es dürfte eine Lotterie werden. Warten wir ab, wer den Jackpot knackt." Michael Schumacher

Sollte es schon in den Freien Trainings regnen, darf man sich auf reichlich Fahrbetrieb einstellen: Die Teams müssen vor dem Grand Prix in Sepang versuchen, die Strategiemöglichkeiten für den Sonntag zu erörtern. Laut Schumacher besteht durchaus die Chance, dass das Timing in Malaysia über Sieg und Niederlage entscheidet: "Es dürfte eine Lotterie werden. Warten wir ab, wer den Jackpot knackt."

Die Reifensituation ist die große Unbekannte

Auch Marussia-Virgin-Pilot Timo Glock hat gewisse Bedenken. Er habe bislang lediglich einige Runden auf den Intermediates abgespult und wisse nicht, wie sich die Regenreifen von Pirelli anfühlten. "Es war nicht wirklich nass, daher war das nicht aussagekräftig", sagt Glock im Hinblick auf seine Testfahrten. "Bei viel Wasser auf der Strecke bin ich halt noch keinen Meter gefahren."

"Das wird spannend", gibt der Deutsche zu Protokoll. McLaren-Fahrer Lewis Hamilton macht sich indes "ein paar Sorgen" über die Haltbarkeit der Pirelli-Reifen: "Sollten wir uns auf diesen Pneus qualifizieren müssen, dann bleiben uns nur wenige Sätze von den recht schnell abbauenden Reifen für das Rennen. Ob das reicht? Es wird interessant", sagt der ehemalige Formel-1-Weltmeister.

"Ob das reicht? Es wird interessant..." Lewis Hamilton

Lotus-Pilot Jarno Trulli ist anderer Meinung: "Es geht nicht so sehr um das Handling der Reifen, sondern vielmehr um den Regen an sich. Wenn es hier nämlich einmal anfängt zu regnen, dann wird es richtig gefährlich", stellt der italienische Rennfahrer heraus. "Bei den Wintertests konnten wir die Regenreifen ausprobieren - und sie waren in Ordnung. Ich mache mir keine Sorgen um die Pneus."¿pbvin|512|3582|pirelli|0|1pb¿

Die Lösung: Ein Start hinter dem Safety-Car?

Ob die Rennleitung ähnlich denkt? Laut Schumacher gäbe es im Falle von heftigen Regenschauern eine Möglichkeit, um das Starterfeld nicht im malaysischen Reifenchaos versinken zu lassen. Angesichts solcher Niederschläge, wie sie nachmittags über dem Sepang International Circuit niedergehen, könne man darüber nachdenken, das Rennen hinter dem Safety-Car zu starten.

"Dadurch wären die Reifen vorgegeben und man hätte keine Wahlmöglichkeit. Es gäbe also keine Lotterie, weil jeder mit den Regenpneus antreten würde", erläutert Mercedes-Fahrer "Schumi". Die späte Startzeit sei in diesem Zusammenhang nicht zu begrüßen, doch damit müsse man sich nun eben arrangieren, meint der Rekordchampion. "Solange es sicher ist, mache ich mir keine Sorgen."

"Solange es sicher ist, mache ich mir keine Sorgen." Michael Schumacher

"So ist es halt und wir müssen uns anpassen", meint Schumacher und merkt im Hinblick auf den späten Rennbeginn um 16 Uhr Ortszeit an: "Bernie würde das Rennen wahrscheinlich zu jeder Zeit austragen, um diese Bedingungen zu haben, damit alles noch spannender wird. Nicht, dass es uns an Spannung fehlen würde", witzelt Schumacher. "Es wird jedenfalls nicht des Wetters wegen gemacht."