Red Bull wieder auf Augenhöhe: Sieg als Signal an McLaren

Nicht Max Verstappens Super-Manöver sorgt bei Red Bull für Erleichterung, sondern sein Speed danach - Imola könnte die Wende in der Hackordnung bringen

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Überholmanöver der Extraklasse gegen Oscar Piastri in Tamburello setzte Max Verstappen beim Grand Prix der Emilia-Romagna 2025 gleich zu Beginn ein Ausrufezeichen. Doch für Red Bull war Imola mehr als nur eine fahrerische Meisterleistung. Viel wichtiger ist Helmut Marko und Christian Horner, dass Verstappen anschließend beide McLaren mit purer Pace auf Distanz halten konnte.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen fuhr den McLaren nach seinem Überholmanöver den McLaren auf und davon

Max Verstappen fuhr den McLaren nach seinem Überholmanöver den McLaren auf und davon Zoom

Helmut Marko frohlockt regelrecht: Das Team hat nach einer Phase der Unsicherheit offenbar endlich wieder ein konkurrenzfähiges Auto. Er fühlt sich an frühere Zeiten mit Sebastian Vettel erinnert und wagt eine Kampfansage an McLaren im Formel-1-Titelkampf.

"Es funktioniert, und es ist das erste Mal, dass er ein Auto hatte, mehr oder weniger seit einem Jahr, das in der Balance ist, das tut, was er will", sagt Marko im ORF.


Fotos: F1: Grand Prix der Emilia-Romagna (Imola) 2025, Sonntag


Nach dem schwachen Freitag, an dem Red Bull im Training rund vier Zehntelsekunden auf McLaren verloren hatte, kam die Wende rechtzeitig: "Wir waren einfach heute schneller. Wir waren im Reifenverschleiß zumindest gleich gut." Er verweist vor allem auf die Phase nach dem Safety-Car-Restart: "18 Sekunden Vorsprung weg, da war uns schon etwas mulmig. Aber dann ist er ja um eine Sekunde und mehr pro Runde weggefahren."

Der entscheidende Faktor: Verstappen hatte beim Re-Start die frischeren Reifen. "Wir haben einen Satz neue, harte gehabt. Wir haben kurz überlegt mit Soft, aber das Risiko wäre zu groß gewesen", erklärt Marko die Strategie. Die Soft-Reifen waren sogar im Qualifying über eine Runde bereits eingebrochen, das Risiko wäre zu groß gewesen.

Update funktioniert: Durchbruch bei Fahrbarkeit nach einem Jahr

Auch Christian Horner betont bei Sky, dass Red Bull nach einer langen Phase mit einen äußerst knifflig zu fahrenden Auto beim Rennen in Imola erstmals wieder das Fenster getroffen hat: "Ich denke, wir haben das Auto in ein gutes Arbeitsfenster gebracht."

"Die Teile, die wir mitgebracht haben, funktionieren. Sobald du die Balance hast, kannst du die Reifentemperaturen kontrollieren - und das war der Schlüssel." Besonders beeindruckt ist der Teamchef vom ersten Stint: "Der war so lang auf den Mediums, und wir hatten sogar ein besseres Reifenmanagement als McLaren."

Das war in der Vergangenheit anders, der McLaren MCL39 galt als reifenschonender als der Red Bull RB21. Nach dem äußerst dürftigen Freitag nahm Red Bull über Nacht auf Samstag Änderungen am Fahrzeug vor. Verstappen sagte bereits am Samstag, dass sich das Auto endlich wieder besser anfühle. Der Ankündigung folgten im Rennen Taten.

Es war für Red Bull die richtungsweisende und erleichternde Bestätigung, dass das in den vergangenen Wochen heiß erwartete Technikpaket tatsächlich wirkt. "Wir wussten, dass das, was jetzt an Technik gekommen ist, sitzen musste", sagt Marko. "Und das hat Gottseidank nach einem Jahr endlich den Fortschritt gebracht, den wir gebraucht haben."

In der Weltmeisterschaft hat Verstappen seinen Rückstand auf Oscar Piastri durch den Sieg auf 22 Punkte reduziert - also in Schlagdistanz zu einem einzigen Grand-Prix-Sieg. Für Marko gab es ohnehin keinen Grund zur Panik, wie er festhält:

"Ich glaube, im Jahr 2012 lagen wir [mit Sebastian Vettel] nach der Sommerpause schon über 40 Punkte hinten. Wir haben das auch aufgeholt." Die Lehre aus Imola: "Wir müssen Wochenende für Wochenende absolut perfekt performen. Anders haben wir gegen diese McLaren keine Chance."

McLaren erkennt Red Bulls Stärke an

Bei McLaren erkennt man die Niederlage ohne Ausflüchte an. "Max war schnell, Red Bull war schnell. Ich denke, wir hatten nichts in der Hand gegen sie heute", sagt Lando Norris bei Sky. "Selbst wenn wir auf Pole gestanden hätten, glaube ich, war Max einfach zu schnell für uns."

Teamchef Zak Brown zieht bei Viaplay ein ähnliches Fazit: "Wir konnten sie heute nicht schlagen, sie waren schnell. Aber es ist noch eine lange Saison und das zeigt nur, dass hier noch gar nichts entschieden ist."

McLaren wird sicherlich nicht untätig bleiben, was Updates betrifft. Doch als nächstes steht Monaco auf dem Programm. Hier zählen ganz andere Qualitäten als auf anderen Strecken - und nicht zuletzt der Fahrer.