Weltklasse-Manöver in Tamburello: Reaktionen zu Verstappens Mega-Move

Max Verstappen serviert Piastri mit einem Weltklasse-Überholmanöver in Imola beim Start ab - Alle Reaktionen zum Manöver auf der Außenbahn in Tamburello

(Motorsport-Total.com) - Es sind Momente wie dieser, die in der Geschichte der Formel 1 haften bleiben. Max Verstappen gelang beim Start zum Grand Prix der Emilia-Romagna 2025 ein Überholmanöver, das Kultstatus erreichen dürfte: Außen an Oscar Piastri vorbei in der Tamburello-Schikane. "Das ist Max", bringt es Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko im ORF auf den Punkt.

Titel-Bild zur News: Das war irre: Max Verstappen fährt gegen Oscar Piastri das Überholmanöver der Saison in Tamburello

Das war irre: Max Verstappen fährt gegen Oscar Piastri das Überholmanöver der Saison in Tamburello Zoom

Ob die Szene eines Tages in einem Atemzug mit Ayrton Sennas legendärer Auftaktrunde in Donington 1993 oder dem berühmten Zweikampf zwischen René Arnoux und Gilles Villeneuve in Dijon 1979 genannt wird, bleibt abzuwarten. Unstrittig ist jedoch: Verstappen hat einen der eindrucksvollsten Momente in der jüngeren Formel-1-Geschichte geliefert - in der Geschichte des Autodromo Enzo e Dino Ferrari ohnehin.

"Hatte das Gefühl: Zieh's außen durch!"

Der Weltmeister selbst gibt sich gewohnt nüchtern, als er nach dem Rennen auf das Manöver angesprochen wird: "Nun, der Start war nicht unbedingt großartig", beginnt er. Tatsächlich drehten die Räder am Red Bull RB21 in der zweiten Phase des Starts zu stark durch, vor allem im zweiten und dritten Gang.

Piastri setzte sich dadurch leicht ab, und sogar George Russell konnte kurzzeitig attackieren - der Mercedes-Pilot hatte den besten Start erwischt, war aber zwischen Verstappen und Piastri eingeklemmt.

Dann folgte der entscheidende Moment: Verstappen nahm außen Maß, nutzte die Racing-Linie auf der linken Seite und hielt gegen. Wer in Tamburello im ersten Teil außen bleibt, ist in der darauffolgenden Rechtskurve innen und kann dem Gegner die Linie abschneiden.

"Ich war außen, was ja die normale Rennlinie ist", beschreibt es Verstappen. "Dann hatte ich das Gefühl: 'Zieh es einfach auf der Außenseite durch.' Und das hat ziemlich gut funktioniert. Dadurch konnten wir in der Folge unsere Pace abrufen."

Ähnliche Überholmanöver wurden im Rennen mehrfach an dieser Stelle gezeigt, allerdings mit DRS-Hilfe. Verstappen hatte am Start dieses Hilfsmittel nicht, und keiner kam von so weit hinten wie der viermalige Weltmeister, der eineinhalb Fahrzeuglängen auf dem Bremspunkt aufholte. MAXimales Risiko und voller Erfolg, wie schon so oft in der Karriere des wahrscheinlich kompromisslosesten Formel-1-Fahrers der Geschichte.

In der Pressekonferenz nach dem Rennen fügt Verstappen hinzu: "Ich war ziemlich weit hinten. Auf dem Bremspunkt war ich im Grunde Dritter. Ich war zwar auf der normalen Bremsspur, aber ich musste dennoch von weit hinten kommen."

"Als ich spät gebremst und dann die Bremse gelöst habe, hatte ich das Gefühl: 'Okay, da könnte was gehen.' Also habe ich das Tempo einfach mitgenommen - zum Glück hat es geklappt. So etwas ist nie ein einfaches Manöver."

Er gibt auch zu, dass es ein wenig ein Schuss ins Blaue war: "Das geht alles so schnell, da musst du wirklich präzise sein, um nicht zu weit von der Linie abzukommen. Zum Glück war der Grip dort in Ordnung. Ich bin mit mehr Tempo in den Scheitelpunkt gefahren, weil sich das Blatt für die Rechtskurve irgendwann wendet. Da wusste ich, dass ich vorne bin."

Red-Bull-Berater Helmut Marko sieht darin einen Beleg für Verstappens Klasse: "Piastri hat gesehen, dass er da nicht gegenhalten kann, sonst wäre es zur Kollision gekommen. Das war so bestimmt - und vor allem hat es Piastri nicht erwartet."

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Max Verstappen Fanartikel

Red-Bull-Teamchef Christian Horner staunt bei Sky: "Das war alles oder nichts, so unglaublich kompromisslos. Er ist so gut in solchen Situationen. Oscar war fair und hat ihm Raum gelassen. Aber wenn man ansieht, von wie weit hinten Max kam, und dann hat er auch noch Russell neben sich... Das war das Letzte, was sie von ihm heute gesehen haben."

Piastri: Müssen uns einiges nochmal ansehen

Für Oscar Piastri war es ein bitterer Moment. Eigentlich hatte er mit leichtem Vorsprung die Innenseite abgedeckt, wurde dann aber außen überrumpelt - ein Szenario, auf das kein Fahrer gerne zurückschaut. Noch in Miami hatte der Australier Verstappen mit einem taktisch cleveren Manöver geschlagen, diesmal aber setzte es eine Lehrstunde vom Titelverteidiger.

Hinter dem Geschehen fluchte George Russell im Funk: "Was macht der verdammte Piastri da?" Der Mercedes-Fahrer wollte eigentlich seinen Angriff auf Verstappen durchziehen, musste jedoch zurückziehen, weil Piastri früher als erwartet bremste.

Nach dem Rennen sagt Russell: "Wenn man die Tür so offen lässt, ist doch klar, dass Max da reinsticht. Die Tür war offen und er hat durchgezogen. Das war ein bisschen frustrierend. Ich war nach meinem starken Start eingebaut. Die Strecke ist für diese großen Autos heutzutage schlicht zu schmal. Da kann man nichts machen."


Fotos: F1: Grand Prix der Emilia-Romagna (Imola) 2025, Sonntag


Piastri versucht nach dem Rennen, den Fokus umzulenken: "Es war ein gutes Manöver von Max. Natürlich sehr enttäuschend, aber ich denke, wir haben ohnehin danach einige Fehlentscheidungen getroffen. Da müssen wir uns einiges nochmal ansehen und schauen, was wir besser machen können. Gut gemacht, Max und Red Bull. Es war ein gutes Manöver, aber sie hatten auch die Pace heute."

In der Pressekonferenz fügt er hinzu: "Jetzt würde ich es anders machen - wahrscheinlich etwa zehn Meter später bremsen. Aber so ist das, man lernt ständig dazu."