Red Bull entscheidet morgen über zweites Cockpit
Ob Christian Klien oder Vitantonio Liuzzi in Imola fahren wird, entscheidet Red Bull morgen - Unterstützung für Klien wächst
(Motorsport-Total.com) - Noch immer steht nicht fest, ob Christian Klien oder Vitantonio Liuzzi den Grand Prix von San Marino am 24. April im zweiten Red-Bull-Cockpit bestreiten wird. Morgen werden sich Teameigentümer Dietrich Mateschitz, Sportchef Helmut Marko und Teamchef Christian Horner an einen Tisch setzen, um endlich eine Entscheidung zu treffen.

© Red Bull Racing
Kann Christian Klien bald auf sein Stammcockpit für Imola anstoßen?
Vor dem Bahrain-Wochenende schien der Fahrerwechsel eigentlich so gut wie sicher zu sein, doch nach Kliens sensationeller Performance im Qualifying, in dem er den routinierten David Coulthard insgesamt um 2,475 Sekunden entzauberte, sieht die Welt wieder anders aus. Sollte Red Bull den 22-Jährigen aus dem Auto nehmen, würde man angesichts seiner jüngsten Leistungen speziell bei der österreichischen Presse in Erklärungsnotstand geraten.#w1#
Immer mehr Experten stellen sich hinter Klien
Auch die meisten Experten sind sich mittlerweile einig, dass Klien eine weitere Chance verdient hätte - so auch sein Landsmann Niki Lauda: "Christian ist im Training sehr gut gefahren und wäre im Rennen sicher in die Punkte gekommen. Aber solche Probleme können natürlich vorkommen", erklärte der Ex-Weltmeister gestern Abend in Bahrain. "Ob er Dritter geworden wäre, weiß ich nicht, aber unter die ersten Fünf hätte er kommen können."
Und auch McLaren-Mercedes-Testfahrer Alexander Wurz sprach sich für Kontinuität beim österreichisch-britischen Rennstall aus: "Ich würde die Fahrerpaarung nicht ändern", sagte der Freitagsschnellste von Bahrain. "Ich finde, dass Unkonstanz im Team sicher das Schlechteste ist, was passieren kann. Christian hat letztes Jahr ein bisschen Zeit gebraucht, aber er hatte auch einen sehr schwierigen Teamkollegen in einem sehr schwierigen Team. Jetzt hat er sich gesteigert und er hat Coulthard im Griff."
Wurz versteht "überhaupt nicht", dass Klien zuschauen soll
"Warum man ihn jetzt rausnehmen soll, verstehe ich überhaupt nicht. Coulthard dürfte einen guten Vertrag haben, nehme ich an, weil ich seine Rechtsanwälte kenne, und er ist als Nummer eins eingekauft worden. Liuzzi kann sich jetzt am Freitag alle Strecken anschauen und ohne Druck in der Formel 1 zurechtfinden. Vielleicht hat er Chancen, zu einem anderen Team zu wechseln, aber die Fahrer jetzt ändern, das würde ich an Red Bulls Stelle nicht machen", fuhr er fort.
Klien selbst hat naturgemäß sehr wenig Lust, sein Cockpit zu räumen, und unterstreicht daher bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit, wie gut er momentan in Form ist. Die entgangene Chance in Bahrain wurmte ihn daher umso mehr: "Wenn man die Pace der anderen Fahrer analysiert, wäre einiges möglich gewesen - ein vierter, fünfter oder sechster Platz. Das wären gute Punkte gewesen. Bitter ist es halt, weil das ganze Wochenende davor sensationell für mich gelaufen ist", sagte er.
Klien: "Habe bewiesen, dass ich mich steigern kann"
"Ich habe in den ersten drei Rennen eine sehr gute Leistung gezeigt und habe bewiesen, dass ich mich steigern kann. In Bahrain hatte ich David Coulthard im Griff. Natürlich hoffe ich, dass ich in Imola auch fahren darf", so der Red-Bull-Pilot weiter. Unabhängig davon gibt es aber keine Spannungen mit Liuzzi: "Neben der Strecke sind wir nach wie vor Freunde und haben Spaß zusammen. Was auf der Rennstrecke ist, müssen wir uns untereinander ausmachen. Da zählt ganz alleine die Leistung."
Liuzzi selbst sieht das ähnlich: "Wir verstehen uns gut", nickte er zustimmend. "Jeder denkt, dass wir erbitterte Gegner sind, aber wir haben viel Spaß miteinander. Natürlich kämpfen wir um das Cockpit. Da gibt es keine Freundschaft, aber außerhalb des Autos ist alles anders. Wir kennen uns schon seit Jahren und werden demnächst vielleicht sogar zusammenziehen. Die Situation bei Red Bull ist nun einmal so. Wir werden unser Bestes für das Team geben."
Liuzzi-Premiere in Imola würde für Red Bull Sinn machen
Wie die Entscheidung letztendlich ausfallen wird, ist noch völlig unklar. Zwar hat sich Klien in Bahrain nachdrücklich empfohlen, doch auch Liuzzi war während der Freitagstrainings bislang stets konkurrenzfähig, wenn auch nicht immer fehlerfrei. Gerade bei seinem Heimrennen in Imola, wo er auch die Strecke aus seinen Jahren in diversen Nachwuchsklassen gut kennt, würde ein Debüt daher Sinn machen - auch aus marketingtechnischer Sicht.
Die Variante, den letztjährigen Formel-3000-Champion bei Sauber-Petronas zu parken und ihn erst 2006 anstelle von Coulthard zurückzuholen, muss vorerst auf Eis gelegt werden, weil der in die Kritik geratene Jacques Villeneuve in Bahrain tadellos unterwegs war und nur durch Pech einen möglichen WM-Punkt liegen ließ. Sollte Liuzzi also nicht bei Red Bull in Imola den Grand Prix fahren, dann bleibt ihm wohl wieder nur die Rolle des Freitagstesters.

