Rank und schlank: Webber will neu angreifen

Mark Webber ist schlanker als vor einem Jahr und bläst 2012 zum Angriff auf Sebastian Vettel, obwohl einige Regeländerungen gegen ihn sprechen

(Motorsport-Total.com) - Es gab einmal eine Zeit, da galt Mark Webber als einer der Super-Qualifyer der Formel 1. Das ist jedoch Schnee von gestern, seit er ab 2009 bei Red Bull in Sebastian Vettel seinen Meister gefunden hat: 2:15 im ersten Jahr, 7:12 im zweiten, 3:16 im dritten - Gesamtscore 12:43 gegen den Australier und für den Doppel-Weltmeister aus Deutschland.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Voll durchtrainiert: Mark Webber ist körperlich fitter als vor einem Jahr

Nach Punkten gerechnet zog Webber 2009 und 2010 aber jeweils nur knapp den Kürzeren, war er dem aufstrebenden Youngster durchaus ein fast ebenbürtiger Gegner. Erst 2011, mit der Einführung der Pirelli-Reifen, geriet er deutlich ins Hintertreffen. Einige führten das auf die Reifen zurück, andere auf den psychologischen Knick, den Webber beim dramatischen Saisonfinale in Abu Dhabi im Jahr zuvor erlitten hatte.

WM-Niederlage 2010 schwer verkraftet

Tatsache ist, dass der heute 35-Jährige mental damit zu kämpfen hatte, den so nahe scheinenden WM-Titel ausgerechnet seinem Teamkollegen überlassen zu müssen. Webber musste anschließend auch diverse von Red Bull organisierte Vettel-Partys ertragen und ließ sich über den Winter in seiner Heimat Australien auch körperlich ein wenig gehen. Gleichzeitig schwebte Vettel 2011 als amtierender Weltmeister von Anfang an auf Wolke sieben.

Als Webber dann auch in Barcelona und Monte Carlo, wo er Vettel 2010 noch eine klare Niederlage zugefügt hatte, kein Land sah, schien die Saison gelaufen. "2011 war ein schwieriges Jahr für Mark, besonders wenn der Teamkollege auf dem Niveau fährt, auf dem Sebastian gefahren ist", weiß Christian Horner. Doch der Red-Bull-Teamchef schreibt seine derzeitige Nummer zwei keineswegs ab und rechnet 2012 mit besseren Ergebnissen.

Denn trotz der grundsätzlich durchwachsenen Saison habe Webber "trotzdem einige fantastische Leistungen gezeigt und das letzte Rennen in Brasilien gewonnen. Das war wahrscheinlich das Beste, was ihm vor dem Winter passieren konnte. Er ist schlanker und leichter zu uns zurückgekommen, hat Lust auf die Formel 1 und die bevorstehende Saison. Das ist genau die richtige Einstellung, um diese Saison anzugehen."

Motiviert aus dem Winter gekommen

Webber selbst sagt ebenfalls, er fühle sich "sehr gut, frisch, extrem hungrig und motiviert. Der Champagner in Brasilien hat in vielerlei Hinsicht sehr gut getan! Den Winter in Australien zu verbringen, war auch sehr schön, denn ich hatte schon lange keine so lange Pause mehr. Es ist schön, daran erinnert zu werden, dass man in der Winterpause gerne nach Hause fliegt - aber ich bin noch lange nicht bereit, schon dort zu leben! Ich habe hier noch eine Rechnung offen."

Dabei sprechen die geringfügigen Änderungen des Technischen Reglements eher gegen als für Red Bull. Besonders im Bereich des angeströmten Diffusors, der von der FIA verboten wurde, galt Adrian Newey als marktführender Pionier. Aber Webber glaubt "nicht wirklich" an einen Nachteil: "Wir sind so ein starkes Team und wir haben viele verdammt gute Leute. Wir stellen uns seit 2009, als wir das erste Mal siegfähig waren, ständig neu ein."


Fotos: Mark Webber, Testfahrten in Jerez, Mittwoch


Respekt vor der Konkurrenz

"Angeblich hatten wir eine aktive Radaufhängung, dann dies, dann jenes. Das ist ganz normal, denn wen man vorne liegt, müssen die anderen eine Ausrede für ihre Position haben", grinst er. "Wir respektieren unsere Gegner voll und ganz, gar keine Frage. Es gibt überhaupt keine Garantien, dass wir nach Melbourne fliegen und dort gewinnen werden. Ich schätze, wir werden dort einige schnelle Autos sehen, genau wie heute. Ich habe aber keine Zweifel an unserem Team."

Bei den Testfahrten in Jerez hält Webber bislang die schnellste Zeit eines 2012er-Autos, obwohl eine Regeländerung besonders ihn trifft: Während die Höhe des Chassis bei 62,5 Zentimetern bleibt, dürfen die Nasen maximal 55 Zentimeter hoch sein - der Grund für die hässlichen Höcker vieler Teams. Webber ist ohnehin schon um elf Kilogramm schwerer als Vettel und rückt durch die zwangsläufig robustere Front nun noch näher an das vorgeschriebene Mindestgewicht von 640 Kilogramm heran.

Mark Webber

Der RB8 ist bislang das schnellste neue Auto der Testfahrten in Jerez Zoom

Aber: "Wir fahren alle mit dem gleichen Gewicht. Es ist schön, wenn man das Gewicht ein bisschen verschieben kann. Besonders im Vorjahr war das manchmal nicht einfach für mich, weil ich nicht viel Spielraum hatte. Aber ich bin jetzt schon glücklicher als im Vorjahr", sucht er nicht nach Ausreden. Teamchef Horner ergänzt: "Die Frontflügel-Regel wurde sehr spät geändert, erst kurz vor Weihnachten. Das war nicht ideal, aber unterm Strich ist es für alle gleich."