Horner: "Ein guter Anfang, aber nicht mehr"

Weltmeister-Teamchef Christian Horner freut sich über den positiven Testauftakt, weiß aber, dass Red Bull nicht automatisch so überlegen sein wird wie 2011

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr fuhr Red Bull am ersten Testtag des später weltmeisterlichen RB7 prompt Bestzeit - ein Kunststück, das Mark Webber gestern in Jerez de la Frontera mit dem neuen RB8 nicht gelungen ist. Christian Horner geht davon aus, dass es 2012 "sicher" schwieriger wird, Weltmeister zu werden, weil man sich "nur die Qualität der Gegner anschauen" müsse.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Christian Horner ist stolz auf das, was das Red-Bull-Team 2011 erreicht hat

Mit dem Testauftakt habe diese Einschätzung jedoch nichts zu tun: "Der wegen des Nebels in Jerez verspätet eingetroffene Heckflügel hat uns am Vormittag ein bisschen aufgehalten, weil der Flieger nach Sevilla umgeleitet wurde. Aber danach verfolgten wir unser Programm und hakten alle Punkte ab, die man am ersten Tag abhaken muss. Es war ein positiver erster Tag für den RB8. Jetzt haben wir viele wertvolle Daten, die wir uns anschauen können", berichtet der Red-Bull-Teamchef.

Zu früh für Konkurrenzvergleiche

Webber belegte mit weniger als einer Sekunde Rückstand den vierten Platz und zeigte sich ebenfalls zufrieden. Horner kann diesen Eindruck nur unterstreichen: "Das Auto hat sich so verhalten wie von den Ingenieuren erwartet. Ein guter Anfang, aber auch nicht mehr, denn jetzt schon vorherzusagen, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht, ist unmöglich. Wir versuchen, die Zeitenschirme zu ignorieren, und konzentrieren uns auf unser eigenes Programm."

Das beinhaltet unter anderem auch, jenen Anpressdruck zu finden, der durch das Verbot des angeströmten Diffusors verloren wurde. Red-Bull-Designer Adrian Newey war auf diesem Gebiet federführend. "Der angeströmte Diffusor", bedauert Horner die Abschaffung, "war eine interessante Technologie. Er hat den Designern etwas gegeben, worin sie sich verbeißen konnten, nachdem ihnen davor schon der Doppeldiffusor weggenommen worden war."

"Der angeströmte Diffusor wurde immer mehr zu einem mächtigen Werkzeug. Auch die anderen Topteams haben diesen Bereich gut ausgeschöpft, aber jetzt gibt es da nicht mehr sehr viel zu holen, was kreative Ansätze angeht", vermutet der Brite, betont aber gleichzeitig: "Trotzdem bleibt das Auge für die Details entscheidend. Die Unterschiede sind vielleicht kleiner, aber in Summe rechnen sie sich immer noch auf."

Konstanz erneut ein großes Ziel

Mark Webber

Mark Webber belegte am ersten Testtag mit dem RB8 den vierten Platz Zoom

"Es kommt darauf an, dass alles miteinander harmoniert, um das Maximum aus dem Paket herauszuholen", fährt er fort. "Im Vorjahr war eine unserer Stärken ein Paket, das auf fast jeder Strecke sehr konkurrenzfähig war - sogar auf Strecken, die früher nicht zu unseren Stärken gehört haben, etwa Monza. Ein Ziel für dieses Jahr ist, diese Konstanz auf verschiedenen Strecken wieder durch die Saison zu halten."

Für Red Bull spricht, dass das Team nach jeweils zwei Fahrer- und Konstrukteurstiteln hintereinander deutlich selbstbewusster auftritt als noch vor einigen Jahren. Ungefähr seit Sommer 2009 ist Milton Keynes die unumstrittene erste Adresse der Formel 1. Das ist auch Horner bewusst: "Seit wir vor drei Jahren hier gesessen sind, haben wir 27 Rennen und vier WM-Titel gewonnen. Es ist ein phänomenales, sehr erfolgreiches Team."

Vergangene Erfolge sind Geschichte

"2011 war ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Wenn ich mir heute die Statistiken anschaue, was wir erreicht haben, dann wird mir klar, wie außergewöhnlich 2011 war. Aber das ist nun Geschichte, 2012 steht vor der Tür", sagt er. "Wir haben Kontinuität in allen Bereichen, eine phänomenale Arbeitsmoral innerhalb des Teams. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir als junges Team immer noch versuchen, uns überall dort zu steigern, wo es möglich ist."


Fotos: Red Bull, Testfahrten in Jerez, Dienstag


"Es war ein unglaublicher Hunger und eine unglaubliche Entschlossenheit vonnöten, um so erfolgreich zu sein wie 2011, aber gleichzeitig ist uns klar, dass wir es mit formidablen Konkurrenten zu tun haben", beteuert der 38-Jährige und weiß genau: "Man darf in diesen Sport nichts als selbstverständlich ansehen. Ich glaube, die Formel 1 steht vor einem phänomenalen Jahr. Das Starterfeld mit sechs Weltmeistern ist von höchster Qualität."