• 09.11.2002 11:53

  • von Fabian Hust

Ralf Schumacher: Pleiten, Pech und Pannen

Nur ungern erinnert sich Ralf Schumacher an die vielen Rennen, die in der vergangenen Saison unglücklich verlaufen sind

(Motorsport-Total.com) - Während Bruder Michael mit seinem F2002 von Sieg zu Sieg fuhr und jedes Rennen beenden konnte, hatte Ralf Schumacher eine wesentlich weniger reibungslose Saison zu verzeichnen. Zwar hielt sich die Anzahl der Ausfälle mit drei im für die Formel 1 üblichen Rahmen, aber dennoch gab es in der vergangenen Saison viel zu viele Rennen, über die sich der BMW-Williams-Pilot nachträglich ärgern kann.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Bei Ralf Schumacher lief in der Saison 2002 nicht alles rund

Alles fing an mit dem Saisonauftakt in Melbourne, als Ralf Schumacher Rubens Barrichello ins Heck krachte und in die Luft aufstieg. Nach nur vier Sekunden war das erste Rennen der Saison für den Deutschen gelaufen. In Malaysia gab es als Entschädigung den ersten und einzigen Sieg, doch schon Brasilien musste er sich dem neuen F2002 geschlagen geben, den er vor dem Rennen als "grünen Frosch" bezeichnet hatte.

"In Imola aber musste ich alles Gesagte zerknirscht zurücknehmen", erinnert sich der Familienvater auf seiner Homepage. Da startete auch Rubens Barrichello mit dem F2002 und prompt fuhren die Roten allen um die Ohren: "Als Dritter hätte ich eigentlich allen Grund zur Freude gehabt, doch ich weiß noch, dass ich auf dem Podium gesessen und durch eine Glasscheibe gedankenverloren den feiernden Ferrari-Fans auf der Start-Ziel-Gerade zugeschaut habe. Alles habe ich nur wie durch einen Schleier wahrgenommen! Ferrari hatte uns vorgeführt, hatte mit uns gespielt. Wie die Katze mit der Maus. Und das auf einer Strecke, wo wir mit einem Sieg gerechnet hatten. Das musste ich erst einmal verdauen."

Nach der ersten herben Panne in Melbourne und zwei problemlosen Rennen begann die riesige Serie von Pleiten, Pech und Pannen: "Ein Fahrfehler in Barcelona ruiniert das Auto, ich muss an die Box - Mann, hab' ich mich über mich selbst geärgert. So was passiert mir normalerweise ganz selten. Auch das Team hat sich dann offensichtlich von dem Druck, unbedingt auf Ferrari aufzuholen, anstecken lassen: Als ich in die Box komme, sind die richtigen Reifen nicht da. Gut, was soll ich mich aufregen, wenn ich selber Mist gebaut habe?"

Beim Großen Preis von Kanada in Montreal streikte dann die Tankanlage, in Silverstone erwischte es den BMW-Williams-Piloten erneut, als die Betankung nicht planmäßig funktionierte: "Wobei's da schon wurscht war, weil wir im Regen eh so ziemlich alles falsch gemacht haben." Das nächste unglückliche Rennen war Hockenheim. Auf Platz zwei hinter Bruder Michael liegend musste der Kerpener die Box ansteuern, um den Luftdruck für die pneumatische Ventilsteuerung nachfüllen zu lassen, was ihn den zweiten Platz kostete: "Mir wurscht, am liebsten hätt' ich ins Lenkrad gebissen", so der Kommentar Ralf Schumachers.

Weiter geht es mit der Pannenserie in Spa-Francorchamps, wo ihm beim Losfahren nach dem Boxenstopp ein Bedienungsfehler am Lenkrad mehrere Sekunden kostete. Dann kam Monza, wo ihn frühzeitig ein Motorschaden stoppte: "Wobei ich mir auch heute noch sicher bin, dass ich sehr gute Chancen gehabt hätte, dieses Rennen zu gewinnen." Und die Probleme sollten auch in den letzten Rennen nicht abreißen: In Indianapolis krachten die beiden Teamkollegen zusammen und in Suzuka verrauchte auf Podiumskurs liegend erneut der BMW-Motor.

Im Prinzip überraschte Ralf Schumacher in jedem zweiten Rennen ein mehr oder minder schweres Problem, doch der Deutsche sieht es relativ gelassen: "Jammern hilft gar nix! Erstens machen wir alle Fehler, und zweitens bringt uns das keinen Millimeter weiter! Weiterarbeiten, weiterkämpfen - dann wird sich das Blatt in der nächsten Saison wieder wenden."