• 28.06.2008 12:51

  • von Britta Weddige / Stefan Ziegler

Ralf Schumacher: "Man hat keine Luft zum Atmen"

DTM-Pilot Ralf Schumacher blickt zurück auf seine Formel-1-Zeit und spricht über den vergleichsweise geringen Druck in der DTM

(Motorsport-Total.com) - Ralf Schumacher war viele Jahre lang in der Formel 1 unterwegs und konnte sich während seiner Zeit bei Williams sogar mehrfach in die Siegerlisten eintragen. Bei Toyota bekam der Bruder von Rekordweltmeister Michael Schumacher zwar eine große Lohntüte, doch die sportlichen Erfolge blieben zumeist aus. Nach einigen erfolglosen Jahren bei Toyota zog Schumacher schließlich selbst den Stecker und verließ die Formel 1 - nur um wenige Wochen später mit Mercedes in die DTM einzusteigen.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Letzte Ausfahrt Interlagos: Ralf Schumacher verließ 2007 die Formel 1

"Ich habe meine Zeit genossen", sagte Schumacher am Rande des Norisring-Auftritts der DTM. "Ich muss auch fair und ehrlich sagen, dass es mich nicht weiter interessiert hätte, in der Formel 1 zu fahren", meinte der Mercedes-Pilot, der das DTM-Umfeld sehr zu schätzen weiß: "Hätte man andere Rahmenbedingungen gehabt und würde es alles ein bisschen flüssiger laufen, dann kann das auch in der Formel 1 so funktionieren."#w1#

"In diesem Fall hätte man dort das Leben ein bisschen leichter", meinte Schumacher. "Ich hatte eben eine extreme Situation, würde ich sagen. Aber ich denke, es geht ja auch anderen so. Es ist ja nicht nur der Druck auf der Rennstrecke - das ganze Leben verläuft im Zeitraffer. Wenn Sie mich heute fragen, was ich die letzten elf oder zwölf Jahre gemacht habe, dann könnte ich Ihnen das gar nicht sagen, weil das alles so schnell ging."

"Man ist eine Woche hier, dann zwei Tage testen, dann Marketing, dann fliegen Sie wieder irgendwo anders hin - da ist das hier ganz angenehm. Wir testen noch nicht einmal. Man muss sich ja beinahe noch einen Nebenjob suchen", scherzte der DTM-Rookie. "So bin ich auch im Motorsport groß geworden, denn in der Formel 3 ist es ja nicht anders. Hier ist alles auf Normalmaß zurechtgeschrumpft, auch aus Kostengründen."

"Gut, die neuen Wagen testen zehn Tage im Jahr, das reicht aber auch. In der Formel 1 ist der Druck einfach so groß. Wenn du hier einen Marketingtag machst, dann ist der ausgelegt auf einen Sponsor, dann kommt der Fahrer ganz relaxt morgens um neun oder zehn Uhr da hin, dann geht der Fahrertag zwar auch bis 17 Uhr, aber da wird nicht alles reingepackt."

"Wenn heute einer einen Formel-1-Fahrer haben möchte, dann kostet das schon mal ein Heidengeld, der Sponsor investiert einiges und er würde den Sechs-Stunden-Tag am liebsten durch in 17 Teile schneiden, damit man das Maximum herausholen kann", wie der ehemalige Toyota-Pilot aus Erfahrung weiß. "Und so zieht sich das durch die ganze Saison, man hat gar keine Luft zum Atmen."