• 27.06.2008 20:10

  • von Britta Weddige

Für Schumacher zählt jede Runde

Nach 13 Jahren musste sich Ralf Schumacher erst wieder an den Norisring gewöhnen - Weniger Gewicht für die Gebrauchtwagen wäre sein Wunsch

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Rennwochenende am Lausitzring hatte Ralf Schumacher noch gewitzelt, dass er den Norisring wahrscheinlich gar nicht mehr finden würde - schließlich war er 1995 zum bisher letzten Mal auf dem Stadtkurs in Nürnberg. Natürlich hat er den Weg rechtzeitig gefunden - allerdings mit technischer Hilfe: "Mit Navi, ja! Wirklich: Ich habe extra noch einmal angerufen und mir den Straßennamen geben lassen, denn es ist ja eine öffentliche Straße, denn sonst hätte ich es nicht gefunden."Auch auf dem weitläufigen Streckengelände musste sich der Mercedes-Pilot erst einmal neu orientieren - denn der Aufbau der verschiedenen Fahrerlager rund um den Dutzendteich hat sich in den vergangenen 13 Jahren offensichtlich doch verändert.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher drehte am Freitag 117 Runden auf dem Norisring

An seinen letzten Norisring-Auftritt 1995 mit der Formel 3 erinnert sich Schumacher nicht mehr - aber an sein Debüt: "Ich weiß, dass ich 1992 mein erstes Formel-Junior-Rennen hier gefahren bin. Es war natürlich ziemlich aufregend, es hat erfreulicherweise recht gut funktioniert und ab dem Wochenende war ich ja dann komplett in der Formel Junior. Ich war gleich beim ersten Rennen auf dem Treppchen."#w1#

Im DTM-Auto ist alles ganz anders

Von der Vergangenheit ins Hier und Jetzt. Heute also drehte Schumacher seine ersten Norisring-Runden seit 13 Jahren: "Ich muss sagen, dass die Strecke immer noch sehr uneben ist. Das Asphaltieren hat nicht allzu viel geholfen, das könnte man ruhig noch einmal richtig machen", bemerkte er. Und: "Im DTM-Auto ist es logischerweise eine ganz andere Strecke und eine, auf der ich bis jetzt noch nicht ganz gut zurechtkomme. Es ist anders, die Distanz zur Mauer abzuschätzen. Es ist nicht ganz so leicht."

Bisher hat er sich aber noch keinen Spiegel an den berüchtigten Mauern und Leitplanken abgefahren: "Toi toi toi, heute habe ich keine Materialien auf der Strecke gelassen", sagte Schumacher grinsend und klopfte sich symbolisch an die Stirn.

"Toi toi toi, heute habe ich keine Materialien auf der Strecke gelassen." Ralf Schumacher

Positive Freitagsbilanz

Der erste Test am Vormittag sei ganz gut verlaufen, berichtete der Mercedes-Rookie weiter. Mit Platz acht holte er dort sein bisher bestes DTM-Ergebnis. Am Nachmittag war es dann Rang 16: "Im zweiten Test hatten wir ein bisschen mit Problemen zu kämpfen, aber haben uns auch auf andere Dinge konzentriert. Aber der Freitag ist grundsätzlich nicht so wichtig. Jetzt müssen wir sehen, dass wir noch ein bisschen was am Auto optimieren und morgen so viel wie möglich noch an Runden fahren. Wir sind ja auch heute extra deshalb sehr viel gefahren. Und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt." Um genau zu sein: 117 Mal umrundete Schumacher heute die legendäre Steintribüne.

Bisher sieht es gut aus, dass er zumindest das passende Material dazu hätte, weiter vorn mitzufahren. "Die Jahreswagen, speziell auch unsere, scheinen hier so stark zu sein wie noch nie in diesem Jahr", hat Schumacher beobachtet. "Speziell Gary Paffett und auch mein Teamkollege Maro Engel haben im zweiten Test ganz gut ausgeschaut. Von daher ergibt sich vielleicht die Möglichkeit. Aber man muss jetzt auch abwarten, was im Qualifying dabei rauskommt, wie viel Sprit die neuen Autos hatten und so weiter."

"Die Jahreswagen, speziell auch unsere, scheinen hier so stark zu sein wie noch nie in diesem Jahr." Ralf Schumacher

Gebrauchtwagenfahrers Wunsch: weniger Gewicht

Auf dem kurzen Stadtkurs in Nürnberg spielt es keine so große Rolle, dass der Gewichtsunterschied zwischen den Neu- und den Gebrauchtwagen in dieser Saison offensichtlich zu klein ist im Vergleich zum Leistungsunterschied zwischen den Jahrgängen. Auch deshalb haben die älteren Fahrzeuge am Norisring bessere Chancen, vorn mitzufahren. Grundsätzlich hätte sich Schumacher aber darüber gefreut, an diesem Wochenende schon eine Marscherleichterung zu bekommen.

"Das, was bis jetzt war, war sicherlich für keinen der Beteiligten gut. Denn die Spannung in der DTM war bis jetzt, dass alle Autos ganz nah beieinander liegen und auch Jahreswagen das eine oder andere Mal vorne rein fahren und spannende Rennen für die Zuschauer bieten können. Das haben wir bisher in dieser Saison ein bisschen verloren", sagte Schumacher. "Von Mercedes-Seite her wollte man da reagieren, das ist aber noch nicht so ganz gelungen, weil man das ja nicht allein entscheiden kann, aber vielleicht passiert das ja nach diesem Wochenende. Es wäre zumindest schön, wenn man da Einsicht zeigen würde."

"Das, was bis jetzt war, war sicherlich für keinen der Beteiligten gut." Ralf Schumacher

Schumacher hofft weiter

"Grundsätzlich müsste man die 06er- und 07er-Autos einfach ein bisschen leichter machen, ganz klar", erklärte er weiter. "Die Chancengleichheit für die Gebrauchtwagen soll ja gewahrt bleiben. Aber - zu den Beweggründen, warum das hier nicht geklappt hat, kann man wahrscheinlich nur Dr. Ullrich fragen und alles andere muss man abwarten."

"Wir würden ja auch gern mal aus eigener Kraft vorn mitfahren können." Ralf Schumacher

Die Hoffnung, dass sich nach dem Norisring etwas an der Gewichtsverteilung ändert, "geben wir nicht auf", so Schumacher: "Wir als Gebrauchtwagenfahrer haben natürlich ein ganz großes Interesse dran. Denn wir würden ja auch gern mal aus eigener Kraft vorn mitfahren können, wie das hier nun auch schon der Fall war - das macht ja viel mehr Spaß, klar."