• 07.05.2010 14:55

Ralf Schumacher: "Kritik an Michael ist nicht gerechtfertigt"

Der heutige DTM-Fahrer im Interview mit 'Sky' über die Kritik an seinem Bruder, das aktuelle Kräfteverhältnis und eigene Formel-1-Gelüste

(Motorsport-Total.com/Sky) - Frage: "Was machen Sie hier in Barcelona?"
Ralf Schumacher: "Ich habe ja sonntags nichts zu tun, aber nun bin ich der Teilhaber eines GP3-Teams, einer neuen Nachwuchsserie, die das erste Mal stattfindet. Deswegen bin ich auch hier."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Schumacher kann die Kritik an seinem Bruder verstehen aber nicht gutheißen

Frage: "Sind Sie neben der Rolle des Teilhabers auch als Teamchef aktiv beteiligt?"
Schumacher: "Ich bin Teilhaber und Teamchef. Das Team heißt RSC Mücke. RSC steht für Schumacher und Mücke ist ja auch bekannt im Motorsport. Wir machen das beide gemeinsam."#w1#

Frage: "Ist das eine Vorstufe und Lernphase, eventuell auch einmal Formel-1-Teamchef zu werden?"
Schumacher: "Es ist natürlich so, dass mich der Motorsport sehr interessiert. Irgendwann ist die Rolle eines Fahrers nun einmal beendet. Es ist für mich interessant, die andere Seite einmal kennen zu lernen. Das ist für den Nachwuchs eine sehr, sehr gute Chance."

Frage: "Ihr Bruder Michael hat sich trotz seines schon relativ hohen Alters dazu entschieden, wieder als Fahrer zurückzukehren. Wie sehen Sie bisher nach vier Rennen sein Comeback?"
Schumacher: "Ich sehe, dass die Bilanz eigentlich ganz ordentlich ist. Man darf nicht vergessen, dass er auch das eine oder andere Mal Pech hatte. Die Situation bei den Reifen war beim vergangenen Rennen etwas unglücklich, deswegen hatte er auch gar keine Chance. Da ist er überholt worden. Von außen sah dies natürlich nicht ganz so gut aus. Aber es war nicht anders machbar. Hier im Freien Training hat man eben schon gesehen, dass das Ganze schon viel besser aussieht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich dieses Jahr noch einige entschuldigen werden."

Frage: "Mercedes hat für dieses Rennen ein großes Update. Man hofft, dass es gut funktioniert. Michael hat bereits einiges an Kritik einstecken müssen, hat dieser aber gelassen hingenommen. Können Sie dies nachvollziehen?"
Schumacher: "Das war einem natürlich schon bewusst, und er musste sie einfach ertragen. Sie ist nicht berechtigt, aber er muss sie ertragen, das ist leider so. Der Druck war von Anfang an sehr groß, man hat gleich große Dinge erwartet. Man hat sie nur von Michael erwartet, was jedoch nicht gerechtfertigt ist. Denn auch das Auto und das Paket muss stimmen. Das Auto ist definitiv bis jetzt nicht siegfähig gewesen. Lasst uns hoffen, dass es in Barcelona besser ist, es sieht ja auch schon besser aus. Und Michael braucht auch eine Eingewöhnungszeit."

Frage: "Während seiner Zeit bei Ferrari war er in solchen Situationen ziemlich an gefressen, jetzt scheint er sehr ruhig und gelassen zu sein. Macht dies auch das Alter aus?"
Schumacher: "Sicherlich hat das Alter und die Lebenserfahrung eine positive Auswirkung. Man muss aber auch daran erinnern, dass wir uns alle den Michael Schumacher gewünscht haben, der gut gelaunt Interviews gibt und nicht nur die Rennmaschine ist. Ich finde, das macht er gut, und das sollte man ihm nur positiv und nicht negativ auslegen."

Frage: "Wie sehen Sie momentan das generelle Kräfteverhältnis in der Formel 1?"
Schumacher: "Es ist sehr spannend, Red Bull ist sehr stark. Auch McLaren. Das sind glaube ich die Teams, die es derzeit zu schlagen gilt. Und sie wechseln sich immer mit Ferrari und Mercedes ab. Man muss jedoch abwarten, am Freitag ist es immer schwierig einzuschätzen, wie gut alle sind. Jeder hat sein Europa-Paket bekommen, wird schneller sein als beim vergangenen Rennen. Man muss abwarten, wer den größten Schritt nach vorn gemacht hat."

Frage: "Blutet Ihr Herz ein wenig, weil sie jetzt nicht auch fahren wie Ihr Bruder?"
Schumacher: "Es ist natürlich schon so, dass man gerne selber wieder fahren würde, wenn man das alles hier sieht und die Autos hört. Aber das ist zurzeit nicht realistisch, weil sich einfach die Möglichkeiten nicht ergeben. Wenn sie sich irgendwann noch einmal ergeben sollte, denke ich vielleicht noch einmal darüber nach."