• 08.09.2004 10:23

  • von Marco Helgert

Ralf Schumacher: "Es ist halt dumm gelaufen"

Ralf Schumacher über seine verlängerte Zwangspause, seine drei Abschiedsrennen für BMW-Williams und die Herausforderung Toyota

(Motorsport-Total.com) - Ralf Schumachers Comeback in Monza ist, wieder einmal, geplatzt - obschon es dem Wahl-Salzburger nach seinem schweren Unfall in Indianapolis wieder gut geht. Nicht medizinische Gründe sind die Ursache für den erneuten Startverzicht, sondern versicherungstechnische Gegebenheiten. "Es wäre sicherheitstechnisch kein Problem gewesen zu fahren", erklärte er in einem 'RTL'-Interview.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher freut sich bei Toyota auf eine "erfolgreiche Ära"

"Aber es gab ein Gutachten kurz nach meiner Verletzung, das sagte, es dauert zwölf Wochen und daran wird sich eben gehalten", so der 29-Jährige. "Das Gutachten wurde von dem Arzt, der es geschrieben hat, nicht mehr geändert. Das kann ich auch verstehen, er möchte das Risiko nicht eingehen. Es ist halt dumm gelaufen."#w1#

Einen medizinischen Grund für ein Fernbleiben in Monza gäbe es jedoch nicht mehr. "Die Festigkeit der Wirbel ist wieder voll gegeben, sowohl jetzt als auch in sechs Monaten. Da ändert sich nichts mehr. Von daher wäre es sicher gewesen", erklärte Schumacher, der nach dem 12. September wieder ins Cockpit steigen darf.

In Schanghai wird Ralf Schumacher wieder starten

"Ich werde jetzt nach Monza, wenn nicht schon wieder etwas Überraschendes kommt, in Silverstone testen und dann auch in Schanghai fahren", fuhr er fort. Dass die immer länger werdende Zwangspause eine Rückkehr in das Cockpit erschwert, glaubt der Wahl-Salzburger indes nicht. "Das sollte kein Problem sein, aber ich werde es natürlich erst sehen, wenn ich wieder im Auto sitzen sollte. Aber ich gehe nicht davon aus."

Der Unfall habe auch nicht zu einem verstärkten Nachdenken über das Berufsrisiko eines Rennfahrers geführt. "Nein, das ist uns bewusst", so Schumacher. "Jetzt hatte ich natürlich ein bisschen Pech. Es ist an der ungünstigsten Stelle passiert. Es war auch sehr unangenehm anzuschauen, wie viele Reifenplatzer es gab. Ich hoffe, dass das Thema im Griff ist, denn das ist natürlich sehr gefährlich."

Auch der Testunfall des Bruders Michael in Monza wurde durch einen Reifenschaden ausgelöst. Der Jüngere der Schumacher-Brüder bestätigte dabei auch, dass der Unfall so heftig nicht war. "Das wird schlimmer dargestellt, als es war", erklärte er. "Es waren ja gerade Wände und Leitplanken und dann rutscht man da entlang. Natürlich sehen solche Bilder immer spektakulär aus, weil das Auto relativ kaputt ist."

Überhaupt habe der Unfall seines Bruders keinen Denkprozess über einen möglichen Rücktritt ausgelöst. "Wir wissen um die Gefahr, das gehört eben dazu", so Schumacher, der ab der nächsten Saison in einem Toyota sitzen wird. Das in Köln ansässige Team fährt in diesem Jahr wieder hoffnungslos der Spitze hinterher, doch der 29-Jährige rechtfertigt seinen Zukunftsentschluss.

Ob Toyota oder Williams - Aufbauarbeit ist überall nötig

Mit Toyota hat er sich während seiner Erholungsphase durchaus schon auseinandergesetzt, doch vorerst sind die drei Rennen, die er noch für BMW-Williams bestreiten wird, wichtiger. "Die letzten drei Rennen sind für mich sehr wichtig", so Schumacher. "Ich habe Williams auch sehr, sehr viel zu verdanken und es war auch sicher keine leichte Entscheidung."

Der Kerpener hofft, seine letzte BMW-Williams-Saison versöhnlich abschließen zu können. "Die Saison ist für uns alle frustrierend", erklärte er. "Als Weltmeisteranwärter sind wir in die Saison gegangen und haben die schlechteste Saison seit 2000. Das ist natürlich in keinerlei Hinsicht zufrieden stellend."

Doch der Wechsel zu Toyota muss nicht zwingend ein Abstieg sein. "Es wird eine schwierige Zeit werden", so der 29-Jährige. "Auch das neue Auto, das dieses Jahr zum Einsatz gekommen ist, ist nicht so optimal, wie man sich das gewünscht hat, aber da war auch etwas Pech dabei." Aufbauarbeit ist daher auf jeden Fall nötig. "Aber wo muss man die nicht leisten", so Schumacher. "Egal wo man jetzt hingeht, bis auf Ferrari und vielleicht auch McLaren, kann man eigentlich nicht erwarten, dass man im nächsten Jahr um den WM-Titel mitfährt."