• 19.06.2002 12:34

Ralf: "Ich bin Realist, nicht Pessimist"

"Schumi II" will Revanche für das Vorjahr und die "Spazierfahrt" seines Bruders auf dem Weg zum fünften Titel in der Eifel stoppen

(Motorsport-Total.com/dpa) - Fußball-Fan Michael Schumacher steckt in der Zwickmühle: Ausgerechnet bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring überschneiden sich das deutsche WM-Viertelfinale gegen die USA und das Zeittraining zum Großen Preis von Europa. Ob der Hobby-Kicker am Freitag live am Fernsehen mitfiebert und Deutschland die Daumen drückt oder das Training zu Ende fährt, hat er noch nicht entschieden. Das wird auch davon abhängen, wie stark die blau-weißen Widersacher dem Ferrari-Piloten zusetzen. "BMW-Williams wird dort sehr stark sein", prognostiziert der viermalige Formel-1-Weltmeister.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

"Schumi II" möchte in der Eifel jubelt seinen fünften Formel-1-Sieg jubeln

Sein Bruder Ralf will jedenfalls Revanche für die schmerzhafte Vorjahresniederlage in der Eifel und die sportlichen Demütigungen in dieser Saison. "Ich werde versuchen, ihm das Leben so schwer wie
möglich zu machen", kündigte der Williams-BMW-Pilot knallharte Konkurrenz an. "Es kann einfach nicht sein, dass er ein Rennen nach
dem anderen gewinnt."

Der 9. Saisonlauf am Sonntag verspricht eine Neuauflage des erbitterten Bruderduells zu werden. Pole-Mann "Schumi I" hatte 2001 den neben ihm gestarteten "Schumi II" beinahe in die Boxenmauer gedrückt. Bis zum ersten Tankstopp nach 28 Runden bekämpften sich die beiden bis aufs Messer. Eine zehn Sekunden lange Stopp-and-Go-Strafe für Ralf Schumacher wegen Überfahrens der weißen Linie nach der Boxengasse beendete den Showdown.

Michael Schumacher möchte beim Geburtstagsrennen anlässlich des 75-jährigen Bestehens einen Hattrick und seinen insgesamt vierten Sieg auf der modernisierten Traditionsstrecke feiern. "Unsere Erwartungen sind natürlich recht hoch mit dem Paket, das wir haben, und der guten Testarbeit, die hinter uns liegt", sagte der 33 Jahre alte Kerpener zuversichtlich. "Wir fühlen uns gut vorbereitet auf den
Kurs, der vor allem eine sehr gute Balance und guten mechanischen
Grip erfordert. Wir können erneut zuversichtlich sein."

Sollte Schumacher seine eindrucksvolle Erfolgsserie fortsetzen, müssen sein Bruder und dessen Teamkollege Juan Pablo Montoya ihre minimalen Hoffnungen, die "Spazierfahrt" des souveränen WM-Spitzenreiters zum fünften Titel noch stoppen zu können, endgültig begraben. Sechs der bislang acht Saisonläufe gewann der 59-malige Grand-Prix-Sieger, und seit seinem letzten Ausfall am 29. Juli 2001 in Hockenheim holte er in den folgenden 13 Rennen immer Punkte. Komfortable 43 Zähler Vorsprung hat Schumacher (70) vor den gleichauf liegenden Williams-BMW-Verfolgern (je 27).

"Ich bin Realist, nicht Pessimist", wehrte der Tiefstapler mit dem Verweis auf 90 noch zu vergebende Punkte Hochrechnungen ab, er könne schon in vier Wochen in Magny-Cours Juan Manuel Fangios Fabelrekord von fünf Titel egalisieren. Ralf Schumacher meinte dagegen: "Nach Kanada wüsste ich nicht, was gegen den Titel für meinen Bruder sprechen sollte." Wegen seines Tank-Dramas und zwei Motorschäden hatten die Weiß-Blauen keine Chance gegen die Roten. Aber wenigsten will der 26 Jahre alte Rheinländer Ferrari "auch mal im Rennen ärgern". Er sei sich "ziemlich sicher, dass wir nach dem kleinen Durchhänger am Nürburgring wieder voll angreifen werden".

Michael Schumacher hat derweil andere Sorgen. Der zweite Trainingsdurchgang am Freitag endet erst um 14.00 Uhr. Die Deutschen beginnen gegen die Amerikaner 30 Minuten früher. Der Perfektionist müsste also eine halbe Trainingsstunde verschenken, um die Partie ganz live verfolgen zu können. "Ich möchte so viele Spiele wie möglich sehen", hatte der Star des Schweizer Amateurclubs SC
Echichens gesagt.

Wenigstens am Samstag erweist die Königsklasse des Motorsports König Fußball ihre Referenz: Wegen drohender Überlastung von Satelliten zogen die Formel-1-Verantwortlichen das freie und Qualifikationstraining um jeweils 45 Minuten vor.