• 30.10.2008 15:16

Räikkönen: "Wir brauchen etwas Glück"

Kimi Räikkönen über das Titelduell in Brasilien, seine Probleme in der aktuellen Saison und die Aussichten für das kommende Jahr

(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen kehrt nun an die Stätte seines größten Triumphs zurück. Der Finne holte im vergangenen Jahr auf den allerletzten Drücker im Interlagos-Finale überraschend noch den Titel. In diesem Jahr war der Ferrari-Star jedoch weit von einer Titelverteidigung entfernt - er wurde aufgrund der Punktesituation sogar schon zum "Massa-Träger" erkoren. In einer Presserunde in Brasilien sprach Räikkönen über die Herangehensweise beim Saisonfinale und seine Vorstellungen für das kommende Jahr.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen soll Felipe Massa im Titelduell unterstützen

Frage: "Kimi, wie kannst du Felipe Massa an diesem Wochenende helfen?"
Kimi Räikkönen: "Es liegt im Grunde gar nicht an uns. Wir können nur unseren Doppelsieg holen und dann liegt es an McLaren, ob sie ein Problem haben, oder nicht. Mehr können wir nicht tun. Unser erstes Ziel ist es, den Doppelsieg zu holen und danach schauen wir mal, was passieren wird. Wir brauchen natürlich etwas Glück, aber wir schauen mal."#w1#

Keine Ferrari-Dominanz in Brasilien?

Frage: "Erwartest du die gleiche Leistung und das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr?"
Räikkönen: "Wir waren im vergangenen Jahr und auch davor sehr stark. In diesem Jahr ist es etwas schwieriger. Wir haben in diesem Jahr auch andere Reifenmischungen, also werden wir vermutlich nicht ganz so gut sein wie im Vorjahr. Aber unser Auto wird trotzdem stark sein und wir sollten ein gutes Rennen bieten können."

"Wir können nur unseren Doppelsieg holen und dann liegt es an McLaren." Kimi Räikkönen

Frage: "Wie denkst du über die Wetterentwicklungen?"
Räikkönen: "Ich weiß es nicht so genau. Wahrscheinlich können das die Einheimischen besser einschätzen. Im vergangenen Jahr war es zeitweise sehr heiß und dann wieder kalt. Es verändert sich sehr schnell. Man muss immer das Beste herausholen und jederzeit die richtigen Entscheidungen treffen, was auch immer da auf uns zukommt."

Frage: "Die jungen Piloten wie Lewis Hamilton und Sebastian Vettel stehen stark im Fokus. Ist in der Formel 1 kein Platz mehr für Leute, die älter als 30 Jahre sind?"
Räikkönen: "Ich bin 29, also gar nicht so alt! Andere sind älter. Ich bin zwar schon einige Jahre in der Formel 1, aber ich kann locker noch vier oder fünf Jahre bleiben, wenn ich das will. Es gibt kein Problem, wenn du 30 oder 31 bist. Wenn du gut genug bist, dann bleibst du. Wir haben hier ja einige Jungs, die sind 35 oder 36. Es hängt immer vom Team ab und von deinen Leistungen. Das hat mit dem Alter nichts zu tun."

Frage: "Bist du von der neuen Generation beeindruckt?"
Räikkönen: "Die sind ganz sicher sehr gut und sie liefern ständig gute Rennen ab. Wenn so junge Leute in Fahrt kommen und dann auch noch in jungen Teams sind, dann bringen sie gute Sachen."

Große Teams haben 2009 einen Vorteil?

Frage: "Wie denkst du über die veränderten Regeln für 2009?"
Räikkönen: "Neue Regeln, neue Reifen und viele verschiedene Dinge, die für Teams und Fahrer noch im Verborgenen liegen sorgen dafür, dass es ganz schwierig zu erkennen ist, wo wir im kommenden Jahr stehen und wie eng die Teams beisammen sein werden. Wir hatten jahrelang die gleichen Regeln, dadurch könnten die kleinen Teams den großen Mannschaften immer näher kommen. Im kommenden Jahr haben die großen Rennställe einen Vorteil. Wer am schnellsten den besten Job macht wird vorne sein. Der Abstand zwischen den Teams wird vermutlich größer sein als jetzt."

"Ich weiß schon, was ich im Sinne des Teams tun muss. Am Ende wollen wir zwei Titel holen." Kimi Räikkönen

Frage: "Hat Ferrari die Probleme mit den Reifen im Qualifying überwunden?"
Räikkönen: "Ich glaube kaum, dass dies einen großen Unterschied beim Finale ausmachen wird. Es hängt vielmehr wohl eher von den Wetterbedingungen ab. Ich war mit den letzten Qualifikationen recht glücklich. Für mich selbst ist es besser geworden, aber wir müssen es mal abwarten. Es gibt mit dem Wetter und der jeweiligen Asphaltbeschaffenheit immer wichtige Faktoren. Im vergangenen Jahr waren wir hier schnell, also schauen wir mal, was wir leisten können."

Frage: "Hast du eine Ahnung, wie oft man dich nach möglicher Unterstützung für Felipe gefragt hat? Nervt dich das eigentlich?"
Räikkönen: "Sie haben überall und bei allen Rennen immer wieder gefragt. Aber ich halte das für normal. Ich weiß schon, was ich im Sinne des Teams tun muss. Am Ende wollen wir zwei Titel holen."

Frage: "McLaren scheint bei kühleren Temperaturen schneller zu sein. Siehst du das als Problem? Erkennst du bei denen irgendwelche Schwachstellen?"
Räikkönen: "Ich habe die Frage im Grunde schon beantwortet. Es hängt von Wetter und Strecke ab. McLaren ist auf eine Runde oft schnell, aber ich bin jetzt seit fast zwei Jahren nicht mehr bei denen. Ich kenne also die Schwachstellen nicht. Sie machen einen starken Eindruck und scheinen wenig technische Probleme zu haben. Das sollte also sicherkeine Schwachstelle sein. Wir denken nicht über so etwas nach. Wir geben unser Bestes und wenn es am Ende nicht reicht, dann können wir nichts machen."

Frage: "Wird sich die Einführung der Slicks im kommenden Jahr auf den Fahrstil auswirken?"
Räikkönen: "Die Regeln haben sich auch früher schon öfters geändert und das wirkte sich auch immer auf das Verhalten des Autos aus. Im Grunde haben alle einen ähnlichen Farstil. Alle Piloten versuchen immer, das Auto auf die eigenen Ansprüche einzustellen und es dann mit dem eigenen Fahrstil fahren zu können. Mit den neuen Regeln und Reifen kann man es bisher aber kaum einschätzen. Wir müssen abwarten, bis wir im Winter mit den neuen Autos fahren. Dann sehen wir, wie sich die Autos verändern und wie die neuen Regeln zum jeweiligen Auto passen. Die ersten Antworten gibt es erst mit dem neuen Auto."

Mit Glück ist der Titel greifbar

Frage: "Wie schnell wird man sich daran gewöhnen?"
Räikkönen: "Ich glaube kaum, dass es lange dauern wird. Wir werden es aber erst im Winter feststellen. Wir lernen immer weiter hinzu im Rahmen der Tests und gewöhnen und dann immer mehr an die neuen Dinge und neuen Autos."

"Sie haben den größeren Druck, aber wir brauchen etwas Glück." Kimi Räikkönen

Frage: "Du hast unter anderem mit Juan Pablo Montoya und David Coulthard zusammengearbeitet. Glaubst du, Felipe Massa ist dein stärkster Teamkollege bisher?"
Räikkönen: "Das hängt von so vielen Faktoren ab: Von den Autos zum Beipiel und wie wohl sich ein Pilot jeweils damit fühlt. Er ist definitiv einer der stärksten, die ich jemals hatte. Das ist gut, weil man sich gegenseitig antreibt und dem Team bei der Entwicklung hilft. Er ist einer von denen."

Frage: "Im vergangenen Jahr hast du hier den Titel erkämpft. Dieses Mal hast du keine Chance mehr. Hast du aus 2007 etwas gelernt?"
Räikkönen: "Im vergangenen Jahr hatten wir eine kleine Chance und wir haben sie ergriffen. Sicher haben wir aus kleinen Fehlern in diesem Jahr eher etwas gelernt. Wir haben viele Dinge ausprobiert und verstehen sie nun besser. Das wird uns bezüglich des nächsten Jahres hoffentlich helfen. Es ist zu früh, einzuschätzen, inwieweit uns das hilft. Ich erwarte uns im kommenden Jahr aber wieder stark. Wir hatten bittere Momente in der Saison, darum kann ich nun nicht mehr um den Titel kämpfen. Aber es gab vorher wie nachher auch tolle Momente. Ich habe bezüglich 2009 keine großen Sorgen."

Frage: "Wer wird den Titel holen? Wer hat mehr Druck: Felipe oder Lewis?"
Räikkönen: "Felipe hat eigentlich nichts zu verlieren. Selbst wenn wir einen Doppelsieg holen, liegt es nicht in unserer Hand. McLaren muss Fehler machen, sie müssen unbedingt Fünfter werden. Sie haben mehr zu verlieren als wir. Sie haben den größeren Druck, aber wir brauchen etwas Glück. Wenn die ein schlechtes Wochenende haben, dann wird es für uns nicht besonders kompliziert. Insgesamt waren sie aber in der gesamten Saison eigentlich immer unter den ersten Fünf. Es wird schwierig, aber man weiß ja nie."

Frage: "War dieses deine schlechteste Saison seit du bei McLaren und Ferrari gefahren bist?"
Räikkönen: "Nein, das würde ich nicht sagen. In meiner ersten McLaren-Saison bin ich nur bei sechs oder sieben Rennen ins Ziel gekommen. Manchmal gibt es eben etwas schwierige Saisons. Nach dem vergangenen Jahr, als ich den Titel holte, habe ich eben jetzt ein schlechteres Jahr. Es ist alles enger geworden. Wir hatten einige gute Rennen und hatten eben auch ein paar schlechte und insgesamt haben wir nicht das erreicht, was wir eigentlich wollten. Es ist eines dieser Jahre, wo es nicht ganz einfach ist, wo man Fehler macht. Es war nicht gut, aber keineswegs das schlechteste meines Lebens."