Räikkönen: "Ich denke, dass es sehr eng zugehen wird"
Der Finne spricht über die Saison 2003, die demnächst beginnenden Wintertests und wer nächstes Jahr die Gegner sein werden
(Motorsport-Total.com) - Für McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen war die Saison 2003 sein bisher erfolgreichstes Jahr in seiner erst kurzen Formel-1-Karriere.

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Räikkönen sieht 2004 Ferrari, Williams und Renault als Hauptgegner seines Teams
Der Finne konnte zehn Mal auf das Podium steigen und befand sich bis zum letzten Rennen in Japan im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft. Am Ende wurde es zwar nichts mit dem erhofften Titel, doch Räikkönen selbst kann mit seiner Leistung zufrieden sein.
Auf der SEMA-Show in Las Vegas absolvierte der 24-Jährige einen PR-Termin für Reifenpartner Michelin und stellte sich im Rahmen der Veranstaltung auch den Fragen der Presse, der er unter anderem verriet wie er sein drittes Jahr in der Formel 1 sieht und welche Teams er 2004 als Gegner erwartet.
2003 passte das Gesamtpaket viel besser zusammen
Frage: "Kimi, erzähle uns bitte ein wenig über deine Saison 2003. Was für Erwartungen hattest du zu Beginn und wie verlief die Saison für dich?"
Kimi Räikkönen: "Zunächst einmal hatten wir nach 2002 nicht viele Erwartungen, denn 2002 war eine schwierige Saison gewesen. Zuerst war unser Auto nicht zuverlässig und anschließend nicht schnell genug gewesen. Bei den Wintertests arbeiteten wir dann daran und verbesserten das Auto, den Motor und die Reifen. Das Ergebnis war ein Paket das viel besser zusammenpasste und wir besaßen mehr Erfahrungen mit den Reifen, denn es war unsere zweite Saison mit Michelin. Wir reisten zum ersten Grand Prix und stellten dort fest, dass wir sehr schnell sind, wenngleich nicht schnell genug, um um den Sieg kämpfen zu können. Nach fünf Rennen waren wir dann im Vergleich zu anderen Teams nicht mehr schnell. Wir konnten aber wieder ein wenig den Anschluss finden und wurden viel stärker."
Frage: "Während des Jahres wurde viel mit dem MP4-18 getestet der aber nie im Rennen eingesetzt wurde. Kannst du uns etwas Aufschluss über die Entwicklungsarbeit geben? Offensichtlich war es für das Team schwierig mit dem Druck umzugehen ein neues Auto zu entwickeln während noch immer das alte Auto verwendet wurde."
Räikkönen: "Die Erwartungen waren schon groß bevor der MP4-18 das erste Mal fuhr. Aber der Renneinsatz verzögerte sich immer mehr und fand letztlich nicht statt. Zumindest konnten wir durch die Tests aber etwas für das nächstjährige Auto lernen. Aber selbst mit zwei Autos, dem MP4-17D und dem MP4-18, besaßen wir genügend Leute, um das neue Auto zu verbessern. Wir mussten einfach alle Ressourcen in das neue Auto stecken. Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass wir weiter mit dem alten Auto die Rennen fahren werden, konzentrierten wir uns darauf damit gewinnen zu können, weshalb wir einige Ideen vom neuen Auto übernahmen. Das hat uns während der Saison auch viel geholfen."
Räikkönen hat sich mit dem neuen Qualifikationsformat arrangiert
Frage: "Wann wird das neue Auto für 2004 das erste Mal eingesetzt?"
Räikkönen: "Ich habe wirklich keine Ahnung, denn ich habe seit Saisonende mit keinem aus dem Team gesprochen. Ich weiß nur, dass wir Ende des Monats die Tests damit aufnehmen werden."
Frage: "Bist du mit dem Qualifikationsformat wie es in der Formel 1 ist zufrieden? In allen Motorsportserien sagt man, dass die Ersten immer eine Gummispur für den nächsten Fahrer legen, weshalb dieser immer einen Vorteil gegenüber allen vorherigen Piloten hat."
Räikkönen: "Man möchte natürlich eine gute Qualifikation haben und hasst es wenn man das nicht hat. Manchmal kann es sich aber auszahlen, etwas früher zu fahren. Dann ist nämlich weniger Öl auf der Strecke. Grundsätzlich ist es aber so, dass man als Letzter der letzten fünf Fahrzeuge die besten Chancen hat. Mit der Qualifikation wie wir sie jetzt haben, wird man für einen Fehler stärker bestraft als in den Jahren zuvor. Allerdings ist das für alle Fahrer gleich und der beste Pilot steht für gewöhnlich ganz vorn."
"Montreal ein schöner Ort um Rennen zu fahren"
Frage: "Noch ist nicht sicher, ob die Formel 1 auch nächstes Jahr in Kanada fährt. Was denkst du über dieses Rennen? Macht es einen Unterschied wenn es ein 18. Rennen gibt?"
Räikkönen: "Ja, ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, besonders für die Fahrer und die Teams. Durch die Reiserei und zusätzliche Arbeit ist es anstrengender und wir haben mehr Rennen in Übersee. Andererseits ist Montreal ein schöner Ort um Rennen zu fahren. Die Atmosphäre ist einfach großartig. Die Strecke selbst mag zwar nicht zu den interessantesten gehören, doch für die Zuschauer ist sie gut. Außerdem gibt es auch viele Überholmöglichkeiten."
Frage: "In Amerika sind die Leute von der NASCAR-Serie um die 36 Rennen gewohnt. Wie ist es für dich eine Saison mit 17 oder 18 Rennen zu haben und was machst du zwischen den Rennen und nach Saisonende?"
Räikkönen: "Ich habe zwar keine Ahnung wie der Rennkalender in der NASCAR-Serie gemacht wird, doch wir haben nach jedem Rennen einen Woche frei. Alle zwei Wochen haben wir einen Grand Prix. Zwischen den Rennen testen wir dann. Das ist ziemlich schwierig, besonders wenn man fünf Rennen hintereinander hat und dann nach Europa zurück kommt und dort direkt auf die Teststrecke geht und danach das nächste Rennen ansteht. Dadurch ist es schon schwieriger. Wir müssen jedoch testen, um das Gesamtpaket - Reifen, Motor und Auto - zu verbessern."
Volles Testprogramm
Frage: "Die Saison ist nun vorbei. Wann beginnst du wieder mit den Tests?"
Räikkönen: "Wir werden Ende des Monats wieder fahren. Ich glaube, dass wir innerhalb von sechs Wochen drei Tests haben. Nach Januar beginnen wir dann mit einer Reihe geplanter Tests und werden vermutlich jede Woche mindestens vier Tage fahren. Wir werden ziemlich beschäftigt sein."
Frage: "Du bist dieses Jahr Vizeweltmeister geworden, McLaren-Mercedes Dritter bei den Konstrukteuren. Welche Teams werden 2004 eure härtesten Gegner im Kampf um die Meisterschaft sein?"
Räikkönen: "Ich gehe davon aus, dass es die gleichen Teams sein werden. Bislang waren das Ferrari und Williams, doch Renault ist jetzt auch stark. Es hängt aber alles davon ab, wer das beste Auto haben wird. Möglicherweise hat ein Team damit Schwierigkeiten das Auto hinzubekommen. Aber von diesem Jahr ausgehend werden wohl Ferrari, Williams, Renault und McLaren miteinander kämpfen. Ich denke, dass es nächstes Jahr sehr eng zugehen wird, denn es war ja schon in dieser Saison bei jedem Rennen interessant."
Konkurrenzfähigkeit lässt sich erst nach dem ersten Grand Prix beurteilen
Frage: "Denkst du, dass die Weltmeisterschaft 2004 total offen ist?"
Räikkönen: "Ja, tue ich. Ich kann natürlich nicht vorhersagen wer gewinnen wird, aber bei den Tests zu Beginn des Jahres wird man etwas Aufschluss darüber erlangen. Allerdings weiß man nie, was die anderen Teams machen. Eigentlich weiß man erst nach dem ersten Rennen, wo man selbst steht und wie die anderen Teams einzuschätzen sind. Wer nächstes Jahr der Schnellste sein wird, kann man noch nicht sagen. Man hofft einfach, dass man das beste Auto bei den Testfahrten hat und versucht alle Dinge über den Winter auszusortieren, um die beste Chance zu haben."
Frage: "Hast du während der Winterpause auch die Möglichkeit das zu tun was dir Spaß macht, anderen Sportarten nachzugehen oder Urlaub zu machen?"
Räikkönen: "Wir haben zwischen dem Saisonende und dem Beginn der Testfahrten nicht wirklich viel Freizeit. Natürlich mag es jeder Fahrer in der Winterpause genau das zu tun was ihm Spaß macht. Ob das andere Sportarten sind, oder Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen, oder einfach nur zu entspannen ist dabei egal. Wir reisen während der Saison so viel, dass es einfach schön ist, nach Hause zu kommen, sich auszuruhen und einfach nichts zu tun."

