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Räikkönen: "Es war einfach mein Fehler"
Der McLaren-Mercedes-Pilot verteidigt die Entscheidung vom Nürburgring und wirft einen Blick auf die anstehenden Rennen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Im vergangenen Rennen bist du durch einen Unfall in der letzten Runde ausgeschieden. Würdest du rückblickend etwas anders machen?"
Kimi Räikkönen: "Nein, ich denke nicht."

© xpb.cc
Kimi Räikkönen würde die Entscheidung vom Nürburgring immer wieder treffen
Frage: "Du hattest ja die Unterstützung des Teams. Rubens Barrichello erklärte, er wäre in einer solchen Situation zum Wechsel an die Box gekommen. Gab es viele Diskussionen darüber?"
Räikkönen: "Nicht sehr viele, denn letztlich müssen wir versuchen, mehr Punkte als Alonso zu machen, und er lag hinter mir. Daher habe ich keinen Grund dafür gesehen, hereinzukommen und den Reifen wechseln zu lassen, denn dann hätten wir Punkte auf ihn verloren. Aber wir waren in einer Situation, in der wir zwei Punkte mehr als er hätten holen können. Es war vielleicht etwas Pech dabei, dass das Auto nicht noch eine Runde länger gehalten hat, aber wir sind dieses Risiko eingegangen und es zahlte sich nicht aus. Aber wir würden es noch immer genauso machen."#w1#
Frage: "Wie schwierig ist es für einen Fahrer, zu wissen, dass man sich den Bremsplatten bei einem Überrundungsmanöver an Jacques Villeneuve zugezogen hat und dieser nun das ganze Rennen beeinträchtigt?"
Räikkönen: "Man kann niemand anderen dafür verantwortlich machen, es war mein Fehler und der hat mich ein wenig gekostet. Es ist immer leichter im Nachhinein zu sagen, dass es nicht passiert wäre, wenn ich nur etwas früher gebremst hätte. Aber es war dort etwas wellig, das Heck überbremste und ich konnte nicht einlenken. Aber man versucht, die Leute immer so schnell es geht zu überrunden, denn man möchte nicht viel Zeit verlieren. Ich habe schon zuvor hinter den Jordan-Autos viel Zeit verloren, also wollte einfach nur schnell vorbei, dann machte ich einen Fehler."
Räikkönen vor Kanada- und USA-Rennen optimistisch
Frage: "Was denkst du über die anstehenden Rennen in Kanada und den USA?"
Räikkönen: "Wir hatten einen guten Test, das Auto ist schnell. Ich denke, es ist sogar besser als im vergangenen Rennen, also bin ich sehr zuversichtlich, dass es auch hier gut sein wird. In den USA sollte das Auto gut sein, dort waren bisher all unsere Autos gut. Hinter Kanada steht noch ein Fragezeichen, aber ich denke dennoch, dass es auch hier gut laufen wird. Bisher waren wir nach den Änderungen am Auto auf jeder Piste gut. Ich sehe also keinen Grund, warum das nicht wieder der Fall sein sollte."
Frage: "Wie betrachtest du deine Gesamtsituation? Momentan fehlen dir auf Fernando Alonso 32 Punkte bei noch zwölf ausstehenden Rennen."
Räikkönen: "Die Situation ist der nach Imola ziemlich ähnlich. Wir liegen einige Punkte zurück, aber ein Aufholen ist nicht einfach. Solange sie die Rennen in den Punkten beenden, können wir wenig machen. Es sind aber noch viele Rennen zu fahren und viele Dinge können noch passieren. Solange wir die Rennen beenden und hoffentlich dabei vor ihnen liegen, haben wir eine gute Chance, sie einzuholen, aber das wird nicht einfach. Wir müssen einfach unser Bestes geben und hoffen, dass es genug ist."
Frage: "Inwieweit hast du am Nürburgring gespürt, dass der Reifen und auch die Aufhängung kurz vor dem Kollaps standen? Und was hast gedacht, als es dann letztendlich in der letzten Runde passierte?"
Räikkönen: "Ich habe den Reifen beim Boxenstopp natürlich gut sehen können, und der Bremsplatten war genau oben. Ich konnte also sehen, dass der Reifen in einem schlechten Zustand war. Als es passierte, war es noch gar nicht so schlimm, aber wenn man weiterfährt, dann wird es immer schlimmer. Die letzten drei oder vier Runden waren schrecklich, ich konnte fast nichts mehr sehen. Ich hatte keine Wahl, also fuhr ich so schnell ich konnte. Was passiert ist, weiß jeder. Natürlich war ich verärgert, aber was hätte ich denn machen können? Es war einfach Pech. Ich dachte, er würde auch noch die letzte Runde halten."
"Es war meine Entscheidung"
Frage: "Würdest du diese Entscheidung auch hier oder in Indy treffen, wo die Auslaufzonen wesentlich kleiner ausfallen?"
Räikkönen: "Ja, an die Auslaufzonen habe ich gar nicht gedacht, denn ich dachte nur daran, das Ziel zu erreichen. Es spielt also keine Rolle, auf welchem Kurs man sich befindet."
Frage: "Was genau sind die Stärken von Fernando Alonso, und was - dies könnte für dich wichtiger sein - sind seine Schwachstellen?"
Räikkönen: "Sein Auto ist sehr zuverlässig, das war bei ihnen bisher sehr gut. Zu Saisonbeginn waren sie sehr stark. Unser Auto ist nun mindestens so gut wie ihres und wir können den Kampf gegen sie aufnehmen. Aber seine Schwachstellen kenne ich nicht wirklich, auch seine Stärken nicht. Wir versuchen einfach, sie zu besiegen, hoffentlich sind wir überall stärker."
Frage: "Nach dem Rennen am Nürburgring gab es einige Vorwürfe in Richtung des McLaren-Mercedes-Teams, sie würden das Leben der Fahrer aufs Spiel setzen. Denkst du, dass sich die Reifensituation langsam einem gefährlichen Stadium nährt?"
Räikkönen: "Ich denke, in nur einem Rennen ist es etwas kompliziert zu wissen, wie stark ein Reifen beschädigt sein muss, damit man ihn wechseln darf. Niemand weiß das genau. Nun sagt man im Nachhinein, dass er beschädigt genug war, aber woher sollten wir das zuvor wissen. Und außerdem ist Rennsport immer gefährlich. Ich denke nicht, dass sie mich in diese Position brachten. Es war meine Entscheidung, ich hätte an die Box kommen können, wenn ich es gewollt hätte. Also beschwere ich mich nicht über andere."
Frage: "Bisher waren die Regenreifen von Michelin denen von Bridgestone unterlegen. In Silverstone hattest du im Regen die Gelegenheit, die jüngsten Regenreifen zu testen. Denkst du, dass sie konkurrenzfähig sind?"
Räikkönen: "Ich denke, die Intermediates sind sehr gut. Zu Beginn des Jahres hatten wir einige Gelegenheiten, sie zu verwenden, und sie schienen so schnell zu sein wie jene von Bridgestone. Die Reifen für viel Regen sind noch nicht auf dem gleichen Niveau, aber sie werden ständig besser. Es hängt davon ab, wie viel Wasser auf der Strecke ist. Aber ich denke, dass sie schon jetzt recht gut sind. Wir wissen nicht, was Ferrari in Silverstone gearbeitet hat, aber als wir auf Intermediates testeten, waren wir schnell. Ich denke nicht, dass wir große Probleme erwarten sollten, selbst wenn es regnen würde."
Reifen sind nicht per se ein Problem
Frage: "Ist es für euch schwerer als gedacht, die Reifen während einer gesamten Renndistanz zu schonen?"
Räikkönen: "Nicht wirklich, ich denke, dass unser Auto wirklich gut ist und die Reifen hatten das vergangene Rennen bereits gewonnen. Der Rest war mein Fehler, davon abgesehen waren die Reifen in guter Verfassung. Für mich war das also bislang kein Problem. Ich bin sehr zufrieden mit dem gesamten Paket, weil die Reifen zusammen mit dem Auto gut funktionieren, also gibt es da kein Problem."
Frage: "Was ich sagen will, ist, dass sich neben der regulären Abnutzung die Gedanken auch immer um Bremsplatten oder ähnliches drehen."
Räikkönen: "Ja, aber auch, wenn man brandneue Reifen hat und in der ersten Kurve die Räder blockieren, passiert so was. Das ist also nichts, was mit der Abnutzung der Reifen zusammenhängt, es hängt davon ab, wie man sie benutzt. Es ist einfach der eigene Fehler, wenn das passiert."
Frage: "Überall in Europa sind die Einschaltquoten seit zwei Jahren extrem gesunken und sogar in der Presse ist die Formel 1 weniger oft vertreten. Wer ist daran schuld?"
Räikkönen: "Ich weiß nicht viel über die Gesamtsituation. Ich habe gehört, dass eine Menge Leute übers Fernsehen zuschauen, wenigstens in Finnland mehr als gewöhnlich. Ich weiß es nicht."
Frage: "Kimi, kannst du ein Statement zur bisherigen Performance all deiner Teamkollegen in diesem Jahr abgeben?"
Räikkönen: "Sie sind alle verschieden. Ich denke, als ich in die Formel 1 kam, war es schwieriger, weil jeder mehr Erfahrung als ich hatte, aber mittlerweile habe ich ihnen allen gegenüber sehr gut abgeschnitten. Sicher ist das erste Jahr immer schwieriger als jedes andere. Dieses Jahr? Oh, sorry! Sie sind alle gute Jungs, nette Jungs. Jeder arbeitet auf eine leicht unterschiedliche Weise. Ich stand nur gegen zwei von ihnen im Wettbewerb (tatsächlich sogar drei; d. Red.). Alex fährt nur an den Freitagen (er vergisst, dass Alex auch den San-Marino-Grand-Prix gefahren ist; d. Red.). Ich denke, sie sind gute Fahrer und ich mag solche Gespräche nicht, weil man immer versucht, Konkurrenz zwischen Teamkollegen zu schüren. Ich versuche, mein eigenes Ding zu machen und ich bin nicht allzu interessiert an meinen Teamkollegen oder anderen Leuten, ob sie nun Rennen fahren oder was auch immer tun. Sie sind gut, aber ihr könnt sagen, wie gut sie sind, wer der Beste ist und wer nicht."

