• 09.06.2005 21:54

  • von Inga Stracke

Heidfeld: Bin "stolz, der beste Deutsche zu sein"

"Quick Nick" im Interview über seine Chancen auf ein Podium in Kanada, das Ergebnis der jüngsten 'F1Total.com'-Umfrage und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, wann wird es zum ersten Sieg reichen?"
Nick Heidfeld: "Ich hoffe, noch dieses Jahr. Es wäre aber zu viel erwartet, wenn wir sagen würden, dass wir hier gewinnen. Dafür sind wir noch nicht stark genug."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld heute Nachmittag bei seiner Ankunft im Fahrerlager in Montréal

Frage: "Würdest du sagen, dass die Aerodynamik eure größte Baustelle ist?"
Heidfeld: "Ja, wir arbeiten in erster Linie an der Aerodynamik. Das ist auch der Grund, warum wir uns seit Anfang des Jahres gesteigert haben. Aber das ist nicht alles. Wir probieren uns auch auf der Motorenseite zu verbessern, auch in der Elektronik, Mechanik und so weiter. Heutzutage ist aber die Aerodynamik das Wichtigste."#w1#

Montréal eine ganz andere Strecke als etwa Monaco

Frage: "Ein kurzes Wort zur Strecke, bitte!"
Heidfeld: "Speziell für Montréal und Indy braucht man eine sehr gute Effizienz, guten Top-Speed. Guten Abtrieb haben wir schon in Monaco und am Nürburgring bewiesen. Jetzt stellen die Strecken andere Anforderungen dar. Unsere Top-Speeds waren bisher nicht so gut, aber jetzt haben wir ein neues Aerodynamikpaket mit besserer Effizienz, wovon ich mir schon einiges verspreche. Ich komme ganz gerne hierher. BMW ist hier auch meistens recht stark. Ralf Schumacher stand letztes Jahr auf Pole Position, glaube ich."

Frage: "Was ist realistisch gesehen drin?"
Heidfeld: "Ich hoffe, dass wir wieder auf das Podium fahren können, glaube aber, dass einige die Erwartungen etwas zu hoch geschraubt haben. Ich denke nicht, dass wir gewinnen können, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen. Dazu fehlt es uns aber noch ein bisschen."

Frage: "Wer ist deiner Meinung nach für Sonntag zu favorisieren?"
Heidfeld: "Für mich die McLaren-Mercedes', auch wenn Kimi Räikkönen im Qualifying recht früh raus muss. Sie waren bei den letzten Rennen überlegen und hätten auch gewonnen, wenn sie keine Fehler gemacht hätten."

"Hoffe, dass ich in beiden Disziplinen meine Stärken habe"

Frage: "Schätzt du im Stallduell gegen Mark Webber eher das Qualifying oder eher das Rennen als deine Stärke ein?"
Heidfeld: "Ich hoffe, dass ich in beiden Disziplinen meine Stärken habe. Natürlich will man immer seinen eigenen Teamkollegen schlagen, aber Kommentare will ich dazu nicht abgeben. Ich glaube, das ist eher Aufgabe der Journalisten."

Frage: "Dein Team ist derzeit in den Medien aufgrund der zerrütteten Partnerschaft zwischen WilliamsF1 und BMW recht präsent. Wie siehst du die Situation?"
Heidfeld: "Das ist zum Glück recht einfach: Ich kriege die Kommentare mit, aber das Wichtigste ist, was ich an der Stecke mitbekomme - und da arbeiten die Ingenieure und Mechaniker gut zusammen. Wenn es da Probleme geben würde, würde ich es wahrscheinlich der Presse nicht unbedingt erzählen, aber teamintern hätte ich dann mehr Arbeit. Das ist zum Glück nicht der Fall."

Frage: "Bist du überrascht, dass es plötzlich zu so vielen Zwischenfällen mit den Reifen kommt? Vor allem zuletzt mit Kimi Räikkönen am Nürburgring..."
Heidfeld: "Nein, denn es war ja von Anfang an klar, dass es dieses Risiko gibt. Es war bei Kimi ja auch kein Reifendefekt, sondern er hat sich einen Bremsplatten eingefahren. Es war eine schwierige Entscheidung für ihn, denn es war nur noch eine Runde zu fahren, aber man hätte schon die Möglichkeit gehabt, den Reifen zu wechseln."

Über Räikkönen: Die "stärksten Vibrationen überhaupt"...

Frage: "Wer entscheidet in so einem Fall?"
Heidfeld: "Aus meiner Sicht ist das eine Entscheidung, die alle zusammen treffen müssen. Der Fahrer sieht aber am besten, wie stark die Vibrationen sind. Bei Kimi hat man das sogar an der Boxenmauer gehört. Das waren die stärksten Vibrationen überhaupt..."

Frage: "Wie hättest du an seiner Stelle gehandelt?"
Heidfeld: "Schwer zu sagen, denn ich saß ja nicht in seinem Auto. Von daher kann ich das nicht beurteilen. Ich hätte halt versucht, mir gar nicht erst einen Bremsplatten einzuhandeln..."

Frage: "Freut es dich, dass du momentan der beste Deutsche in der Formel 1 bist?"
Heidfeld: "Ja, es freut mich schon, aber ich betone immer wieder, dass es mir egal ist, ob ich vor Michael oder Ralf Schumacher stehe, denn ich will prinzipiell möglichst viele Autos hinter mir lassen. Überraschend ist, dass Michael Schumacher noch hinter uns ist. Das hätte ich am Saisonanfang nicht gedacht. Toyota hat uns eher positiv überrascht, denn bei denen bin ich davon ausgegangen, dass sie hinter uns sein würden. Jarno Trulli ist aber zwei Punkte vor mir. Damit hätte ich nicht gerechnet."

Frage: "Stört dich der plötzliche Rummel um deine Person?"
Heidfeld: "Nein. Ich fahre nicht in der Formel 1, um bekannt zu sein, aber das Wichtigste ist der Erfolg. Momentan bin ich der beste Deutsche, dadurch der Rummel. Das ist nun einmal so - und dann fühle ich mich auch wohl damit."

Überraschendes 'F1Total.com'-Umfrageergebnis freut Heidfeld

Frage: "Macht dich das stolz?"
Heidfeld: "Es macht mich stolz, der beste Deutsche zu sein. Das Medieninteresse nicht..."

Frage: "Die letzte 'F1Total.com'-Umfrage hat ergeben, dass dich die Deutschen mehrheitlich für ihren besten Formel-1-Piloten halten, noch vor Michael und Ralf Schumacher. Freut dich das?"
Heidfeld: "Das ist ja erstaunlich. Ich hätte nicht erwartet, dass dabei so ein Ergebnis herauskommt. Aber das freut einen schon, ja."

Frage: "Wann wirst du denn nun eigentlich Vater?"
Heidfeld: "Im August."

Frage: "Erwartest du, dass sich dadurch etwas verändern wird?"
Heidfeld: "Bis jetzt fahre ich noch nicht anders, aber das werden wir dann ja im August sehen. Ich denke schon, dass sich einige Dinge verändern werden, die Prioritäten werden sich auch verlagern, aber ich glaube nicht, dass ich die Formel 1 anders anpacken werde."

Frage: "Versprichst du dir davon dann denselben familiären Rückhalt wie ihn ein Michael Schumacher hat?"
Heidfeld: "Das ist jetzt schon der Fall."