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Heidfeld hat hoch gepokert - und gewonnen...
Nick Heidfeld hätte 2005 auch für Red-Bull-Cosworth fahren können, entschied sich aber für die Risikovariante beim BMW WilliamsF1 Team
(Motorsport-Total.com/sid) - Vor einem Jahr fuhr er umsonst für das Hinterbänklerteam von Eddie Jordan, vor etwas mehr als vier Monaten kämpfte er noch um seine Zukunft in der Formel 1, doch plötzlich ist Nick Heidfeld die deutsche Nummer eins in der Königsklasse. Dass er vor dem achten von 19 WM-Läufen am Sonntag in Montréal vor Michael und Ralf Schumacher steht, lässt den BMW WilliamsF1 Team Piloten aus Mönchengladbach scheinbar kalt: "Wen ich hinter mir lasse, ist mir egal. Mir ist wichtig, dass ich so weit wie möglich vorne lande", sagt Heidfeld.

© xpb.cc
Damals noch im Jungenalter: Heidfeld (vorne) vor "Schumi II" (rechts daneben)
Bis ganz nach vorne fehlt dem 28-Jährigen nach den zweiten Plätzen von Monte Carlo und auf dem Nürburgring, wo er zum ersten Mal in seiner Karriere auf der Pole Position stand, nur noch ein Schritt. Dass er sich vielleicht sogar schon beim Grand Prix von Kanada als insgesamt sechster deutscher Rennfahrer nach Wolfgang Graf Berghe von Trips (1961), Jochen Mass (1975), Michael Schumacher (1992), Heinz-Harald Frentzen (1997) und Ralf Schumacher (2001) in die Siegerliste der Formel 1 eintragen kann, glaubt "Quick Nick" aber noch nicht.#w1#
"Bin gespannt auf die nächsten beiden Rennen"
"Wir werden den Rückstand auf McLaren-Mercedes nicht von heute auf morgen wettmachen können. Dafür ist der Vorsprung der Silbernen zu groß", sagt Heidfeld, der mit seinem Team nach einem schwachen Saisonstart zuletzt vor allem wegen der "aerodynamischen Änderungen" stark aufgeholt hat: "Ich bin aber gespannt auf die nächsten beiden Rennen. Dort ist neben Abtrieb auch Top-Speed gefragt."
Dabei hatte Heidfeld zum Jahreswechsel von Spitzenpositionen höchstens geträumt. Nach dem Jahr bei Jordan, in dem er nur rund 120.000 Dollar Punktprämien erhielt ("Da kein anderes Cockpit frei war, habe ich mir diese Abenteuer geleistet und konnte so auf mich aufmerksam machen"), ließ er sich für den Platz im BMW WilliamsF1 Team auf ein Ausscheidungsduell über mehrere Wochen mit dem Brasilianer Antonio Pizzonia ein.
"Wir haben hoch gepokert", gibt sein Manager Werner Heinz im 'sid'-Gespräch zu: "Wir hätten auch bei Red Bull fahren können, aber wir haben uns für die Chance beim BMW WilliamsF1 Team entschieden, weil wir auf Nicks Qualitäten vertraut haben. So wie es aussieht, haben wir zumindest bis jetzt alles richtig gemacht."
Heidfeld überzeugte auch den kritischen Teamchef Frank Williams und bekam den Job. Heute liegt er als WM-Vierter mit 25 WM-Punkten vor seinem hoch eingeschätzten Teamkollegen Mark Webber (18) aus Australien und nur zwei Zähler hinter dem früheren Sauber-Kollegen Kimi Räikkönen, der an seiner Stelle 2002 den Sprung zu McLaren-Mercedes geschafft hat.
Der Mercedes-Zug fuhr mit Räikkönen statt Heidfeld ab
Dabei hatte lange Zeit Heidfeld als in Formel 3 und Formel 3000 erfolgreicher Mercedes-Junior auf den Platz im "Silberpfeil" gehofft. Zu lange, wie Heinz meint: "Hätte er früher ein konkurrenzfähigeres Fahrzeug gehabt, hätte Nick auch eher auf sich aufmerksam machen können. Unser Problem war, dass wir zu lange an Mercedes geklebt haben, das eine Option auf ihn bis 2005 hatte. Aber die haben ja lieber an David Coulthard festgehalten."
Doch auch seine guten Resultate im BMW WilliamsF1 Team sind für Heidfeld alles andere als eine Job-Garantie. Zwar attestiert Frank Williams ihm sogar das Zeug zum Weltmeister, einen Vertrag für 2006 will er ihm aber noch lange nicht geben, weil der Brite im nächsten Jahr die ursprünglich schon für 2005 geplatzte Verpflichtung von BAR-Honda-Pilot Jenson Button nachholen will.
Heidfeld hat dafür aber den Trumpf BMW in der Hinterhand. Die Münchner werden möglicherweise das Schweizer Sauber-Team nicht nur ab 2006 mit Motoren beliefern, sondern den Rennstall vielleicht sogar ganz übernehmen, um ein komplett eigenes Auto zu bauen. Da wäre Heidfeld mit seiner Erfahrung aus drei Sauber-Jahren und den Fähigkeiten als Autoentwickler sicher eine perfekte Fahrerwahl.

