Radikale Fehlerkorrektur: Wie Williams 2016 siegen will

Claire Williams wünscht sich 2016 sauber erkämpfte Siege: Welche Maßnahmen Williams dafür gesetzt hat und welche Schwächen bereits beseitigt wurden

(Motorsport-Total.com) - Die stellvertretende Teamchefin Claire Williams greift nach den Sternen. Der dritte Platz, auf dem das britische Traditionsteam in den vergangenen zwei Jahren in der Konstrukteurs-WM landete, ist für die Tochter von Boss und Gründer Frank Williams nicht mehr genug. Während ihr "Business-Hirn" zufrieden sei, reagiere ihr Herz anders: "Ich will, dass dieses Team Rennen gewinnt. Und nicht nur eines. Und es sollte kein lauwarmer Sieg sein, der nur dadurch entsteht, weil jemand anderer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat."

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Hartes Training: Bei den Boxenstopps verlor Williams 2015 zu viel Zeit Zoom

Damit legt sie die Latte hoch, denn Williams verfügt nicht annähernd über die Budgets der direkten Konkurrenten Mercedes und Ferrari. Zudem agiert man als Kundenteam und ist dadurch auch bei der Integration der Antriebseinheit im Nachteil.

Daher muss Williams cleverer sein als die absoluten Top-Teams. Und dafür muss man die Schwächen der vergangenen Jahre unbedingt ausmerzen. "Wir haben uns beim neuen Auto Ziele gesetzt", erklärt Technikchef Pat Symonds. "Ob das ausreicht, werden wir in den ersten vier Rennen herausfinden."

Langsame Kurven: Fahrer fühlen sich nun wohler

Worauf er anspielt, ist klar: Das Team aus Grove war in den vergangenen Jahren immer dann schwach, wenn es regnete oder wenn man in langsamen Kurven Traktion benötigte. Bestes Beispiel ist mit Monaco die langsamste Strecke im Kalender: Im Qualifying und im Rennen kam Williams nicht über die Plätze 14 und 15 hinaus.

Dieses Problem in Barcelona zu lösen, ist allerdings nicht einfach. "Natürlich studieren wir die Daten der langsamen Kurven. Kurve zehn eignet sich zum Beispiel dafür sehr gut", erklärt Symonds. "Dennoch ist es nur bedingt vergleichbar: Wir hatten im Vorjahr im Monaco Probleme, aber im dritten Sektor in Barcelona, wo es die langsamsten Kurven gibt, waren wir im Grunde sehr schnell. Es ist also schwer zu sagen, ob wir unser Problem gelöst haben."

Valtteri Bottas

Schwäche in langsamen Ecken: Kurve 10 musste als Ersatz für Monaco herhalten Zoom

Inzwischen weiß man aber laut Symonds zumindest, wo man ansetzen muss - und die ersten Maßnahmen könnten sogar gefruchtet haben: "Die Fahrer haben berichtet, dass sie sich in den langsamen Kurven wohler fühlen als bisher." Wie Williams reagiert hat, will der Technikchef nicht im Detail verraten: "Nur so viel - es ist grundsätzlich eine Frage der Last."

Boxenstopps: Bei Tests endlich schnell genug

Doch das ist nicht die einzige Schwachstelle der Williams-Truppe. Im Vorjahr erwies man sich teilweise auch bei der Strategie und bei den Stopps als neben der Spur. So ging man in Silverstone beim Start in Führung, verlor diese allerdings, weil man nicht mutig genug war und nach den Silberpfeilen hereinkam. Doch nicht nur das: Auch die Standzeiten waren deutlich länger als die der Top-Teams.

"Das stimmt, wir hatten in diesem Bereich gleich mehrere Probleme", gibt Symonds zu. "Die Boxenstopps waren sehr langsam, und wir konnten dieses Problem einfach nicht in den Griff kriegen." Zumindest in diesem Bereich ist er allerdings sicher, dass man nun gut aufgestellt ist.

Pat Symonds

Technikchef Pat Symonds lobt die Fortschritte bei den Boxenstopps Zoom

"Beim Training in der vergangenen Woche haben wir die Stopps unter anderem in 2,2 Sekunden geschafft", verrät Symonds. "Durchschnittlich lagen wir bei 2,5 Sekunden, womit ich ziemlich glücklich bin. Das haben wir also gelöst."

Rennbetrieb: Jeder Mitarbeiter wurde analysiert

Auch beim Versuch, den gesamten Rennbetrieb effektiver zu machen, hat Williams Maßnahmen gesetzt: "Gegen Ende vergangener Saison und im Winter haben wir jede Person, die mit diesem Bereich zu tun hat, genau analysiert. Das umfasst die Leute an der Strecke und in der Fabrik."

Man darf also gespannt sein, ob dies ausreicht, um den Vorsprung von Mercedes und Ferrari 2016 wegzuknabbern. "Die Leute wollen mehr Teams an der Spitze sehen, aber es wird hart werden", weiß Claire Williams, die großen Respekt hat. "Jeder weiß von der Macht von Mercedes und Ferrari, und was sie in ihre Programme gesteckt haben. Das ist größer, als das, was wir machen konnten."

Und im Vorjahr musste sich Williams im Saisonfinale sogar mit einer älteren Version der Mercedes-Antriebseinheit zufriedengeben. Laut den Verantwortlichen der Silberpfeile gab es dafür logistische Gründe, außerdem wäre man noch nicht sicher gewesen, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich der richtige ist.

2016 will Williams keine kleineren Brötchen mehr backen. "Der Motor ist exakt der gleiche wie beim Mercedes-Werksteam", sagt Symonds. "Und das wird auch so bleiben." K,eine Restzweifel bleiben allerdings scheinbar doch: Auf die Frage, ob man bei einem Update exakt am gleichen Tag ebenfalls in den Genuss kommt, antwortet der ehemalige Renault-Mann: "Das hoffen wir."