• 19.06.2004 10:27

Purnell: Jaguar kann sich nicht aus Problemen freikaufen

Jaguar-Teamchef Tony Purnell über die Probleme bei Jaguar und wie er sich ein spannendes Formel-1-Wochenende vorstellt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was braucht Jaguar, um ein wenig weiter nach vorne zu kommen? Es scheint, als wärt ihr zurückgefallen."
Purnell: "Das ist klar. Wir sind von der Saison durch und durch enttäuscht. Wir haben mit einem ganz ordentlich schnellen Auto begonnen und wir sind wegen vieler kleiner Fehler im Stich gelassen worden. Wir haben limitierte Ressourcen und wir haben die Ressourcen in das gesteckt, das wir als wichtig angesehen haben. Ich denke, dass wir in dieser Beziehung ziemlich erfolgreich waren."

Titel-Bild zur News: Chef der Premier Performance Division Tony Purnell

Tony Purnell denkt, dass Jaguar mit dem Mini-Budget einen guten Job macht

"Aber in der Formel 1 muss man überall gut sein, man kann sich nirgendwo einen Fehler leisten. Die Gebiete, auf denen wir nicht so stark sind, haben uns sehr stark leiden lassen. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen, denn als wir das Auto entwarfen, hätte wohl jeder vor neun Monaten den Kopf geschüttelt, wenn wir ihm gesagt hätten, dass wir diese Rundenzeiten fahren können. Wir hätten damals gesagt, dass es unmöglich ist, ein Auto zu entwerfen, das so gut ist."#w1#

Jaguars Rundenzeiten sind "gewöhnlich"

"Der Standard ist in diesem Jahr einfach fabelhaft und die fantastischen Rundenzeiten im Vergleich zum letzten Jahr, so befürchte ich, sind bei uns gewöhnlich. Es ist also eine harte Angelegenheit und wir müssen diese kleinen Verbesserungen finden. Ich muss sagen, dass es eines der Probleme ist, dass wenn man ein angemessenes aber kein übermäßiges Budget hat, denn Geld kann Fehler überdecken. Es ist sehr einfach, sich den Weg aus Fehlern freizukaufen. Wir können das nicht tun. Wir müssen alles auf die Reihe bekommen und wenn wir dies nicht tun, werden wir dafür bestraft. Aber so ist das nun einmal. Darüber können wir uns nicht beschweren."

Ford spart offenbar mit Kritik

Frage: "Was sagt die Mutterfirma Ford über die Saison?"
Purnell: "Sie waren wirklich ziemlich gut. Sie haben wegen der Resultate nie für schwere Zeiten bei mir gesorgt. Sie sind als Unternehmen sehr vorsichtig. Das ist meine Beziehung zu ihnen. Es gibt keine Beschwerden aber auch keine Anerkennung. Sie waren von Malaysia beeindruckt, muss ich sagen. Wir müssen etwas aus dem Köcher ziehen, das allen in Team Schwung verleiht und ich bin mir sicher, dass wir dies auch probieren werden. Das wäre doch ein nettes Wochenende, um dies zu tun, oder?"

Jaguar fordert eine günstigere Formel 1

Frage: "Am kommenden Montag wollen die Teamchefs auf ihrer Sitzung die Änderungen am Reglement finalisieren. Ich kenne die Situation nicht, aber kannst du uns sagen, ob die Regeln abgesegnet wurden? Bist du mit ihnen einverstanden? Uns wurde gesagt, dass ihr diesen für 2006 zugestimmt habt."
Purnell: "Ich habe mit Sicherheit nicht den Eindruck, dass den Regeln zugestimmt wurde, da sind wir weit davon entfernt. Es geht eher darum, im Moment ein paar Fakten zu finden. Von unserem Standpunkt aus gesehen hoffen wir einfach nur, dass die Veränderungen die Kosten der Formel 1 berücksichtigen und wir dadurch an einen Punkt kommen, der die Marktsituation berücksichtigt. Ich denke, dass dies im Interesse aller ist. Ich hoffe, dass wir bei der Suche dieser Formel Erfolg haben werden."

Purnell fordert "kommerzielle Regeln"

Frage: "Es ging ja primär um einen kommerziellen Deal. Nun scheint es so zu sein, als hätte Ferrari einen Deal. Habt ihr einem Deal zugestimmt und wenn nicht warum nicht? Gibt es vernünftige Angebote?"
Purnell: "Im Moment haben wir einen Sport, der ein wenig in der Krise ist und bei dem es auf der kommerziellen Seite eine große Unsicherheit gibt, wie es weitergehen wird. Es ist etwas, mit dem auch andere Sportarten Probleme hatten, vor allem in den Staaten. Man hat immer diese technischen Regeln, aber wir brauchen auch einige kommerzielle Regeln. So wie die Formel 1 im Moment strukturiert ist, werden die Reichen reicher und die Armen ärmer, das sorgt nicht für Wettbewerb, denn in diesem Sport ist das Geld ein sehr wichtiger Faktor. Der Sport braucht eine kommerzielle Regelung. Ich hoffe, dass die mächtigen Kräfte so etwas hinbekommen und den Sport für die kommenden 20 Jahre für alle gut machen. Aber mir liegt mit Sicherheit kein Angebot vor."

Frage: "Es gibt ja das Gerücht, das 'HSBC' als eurer Sponsor im kommenden Jahr nicht mehr weitermachen könnte. Kannst du uns über die Story etwas sagen, dass Jackie Stewart angeblich zur Royal Bank of Scotland gegangen ist, um sie als Sponsor für andere Teams zu gewinnen?
Purnell: "Jackie hat korrekt gehandelt, in dem er die Leitung und 'HSBC' informiert hat, dass er etwas mit der Royal Bank of Scotland machen wird. Da ist nichts Unglückliches dran. Du glaubst, dass es hier eine Art Verrat gibt? Ich denke, dass dies für einen Direktor eines Formel-1-Teams unvorstellbar ist. Man darf nicht vergessen, dass Jackie der Vater des Jaguar-Teams ist. Er hat 40 Jahre lang für Ford gearbeitet. Er hat ein hohes Standing im Sport. Ich bin geneigt, dies als Gerücht abzustempeln. Jackie hat uns auf jeden Fall immer versichert, dass er fest hinter dem Team steht und das glaube ich auch."

Jaguar würde einen weiteren US-Grand-Prix begrüßen

Frage: "Tony George hat den Wunsch geäußert, einen weiteren US-Grand-Prix zu sehen, vielleicht an der West-Küste. Er glaubt, dass dieser Event davon profitieren würde. Was denkst du über einen weiteren US-Grand-Prix?"
Purnell: "Aus der Sicht von Ford wäre ich froh, wenn wir ein weiteres Amerika-Rennen hätten. Es ist ein amerikanisches Unternehmen, der größte Markt für Jaguar. Das größte Problem ist jedoch, dass Amerikaner gerne unterhalten werden, und wenn wir sie nicht unterhalten, dann ziehen wir sie nicht an. So einfach ist das."

Frage: "Was hältst du davon, den Funk für die Fans freizuschalten?"
Purnell: "Ich würde das bestimmt unterstützen, aber das ist meiner Meinung nach nur ein kleines Teil des Puzzles, um den Rennsport interessanter zu gestalten. Wir müssen etwas tun, damit die Autos leichter überholen können, denn ich denke, die Fans wollen Autos sehen, die überholen. Das haben wir noch nicht getan und das müssen wir tun."

Purnell hätte sich ein spektakuläreres Qualifying gewünscht

Frage: "Ihr habt alle das neue Qualifying-Format für Silverstone abgesegnet. Kannst du uns verraten, wie zuversichtlich du bist? Ist es der richtige Schachzug? Ist sicher gestellt, dass die letzten Minuten für die Fans nicht verwirrend werden, wenn der Kerl auf der Pole im zweiten Training zum Beispiel nicht der Schnellste ist?"
Purnell: "Ich bin da offen und warte, wie es läuft. Wer weiß, vielleicht funktioniert das sehr gut? Es ist immer schwierig, wenn man etwas ausprobiert, was es vorher noch nicht gegeben hat. Am Freitag gibt es für die Leute nicht viel, was man sich vor Ort anschauen kann. Für den Samstag gilt das auch. Wir wollten, dass es am Sonntag ein Element des Unberechenbaren gibt. Das war die Idee, die vor zwei Jahren dahinter gesteckt hat. Ich mache mir Sorgen, dass dieses Element verloren gehen könnte."

"Wenn man etwas Spaß haben möchte, habe ich einen kleinen Vorschlag. Vielleicht denkt man mal darüber nach. Warum macht man nicht Mini-Rennen, wie sie andere Motorsportserien haben? Man hat ein 10-Runden-Sprintrennen, Prominente ziehen die Namen, sodass man am Freitag eine zufällige Startaufstellung hat. Am Samstag hat man ein zweites Rennen, wobei die Startaufstellung umgedreht ist. Dann zählt man alle Punkte zusammen. Wenn es ein Patt gibt, dann zählt die schnellste Rennrunde."

"Das wäre etwas Großartiges zum Anschauen am Freitag und Samstag, da gäbe es für die Presse viel Gesprächsstoff. Mit Sicherheit hätte man dadurch eine durcheinander gewirbelte Startaufstellung. Die Fahrer müssten dann überholen um für den Sonntag eine gute Position zu bekommen. Man hätte einfach ein wenig Spaß. Lasst uns hoffen, dass die zweite Saisonhälfte wirklich gut funktioniert. Das weiß man nie."

Jordan "fast" mit dem gleichen Motor wie Jaguar

Frage: "Zu Beginn der Saison wurde gesagt, dass Jaguar und Jordan mit dem gleichen Motor fahren. Nun geht aber das Gerücht um, dass Jordan in den letzten paar Rennen nicht in der Lage war, mit der gleichen Leistung und den gleichen Drehzahlen zu fahren - wegen Gründen der Zuverlässigkeit. Kannst du bitte diese Situation klarstellen?"
Purnell: "Mit Sicherheit hat Eddie den gleichen Motor wie wir. Der Vertrag umfasst auch eine bedeutende Ausbaustufe Mitte der Saison, die kommen wird. Es gibt kleine Abweichungen zwischen den Motoren, aber im Gesamten gab es bis zu diesem Rennen nicht ein einziges Mal, wo ich nicht ehrlich hätte sagen können, dass wir die Motoren hätten auslosen können, und sie so hätten verteilen können, wenn du verstehst, was ich meine. Bei diesem Rennen haben wir ein Upgrade, das wir mit Mark ausprobieren. Da haben wir nur einen Motor gebaut und schauen, wie er funktioniert. Es gibt immer ein Risiko, wenn man einen Motor zum ersten Mal ausprobiert. Aber wir versuchen so gut wie möglich, die Motoren gleich zu halten."

Jaguar begrüßt den Wettbewerb mit Jordan

Frage: "Glaubst du, dass sich die Leistung des Teams verbessert hat, nachdem Ford und Jaguar vor zwei Jahren Niki Lauda gefeuert haben? Wie enttäuschend ist es für ich, wenn Jordan mit den gleichen Motoren vor euch liegt?"
Purnell: "Zunächst einmal zur Leistung des Teams, wir arbeiten mit deutlich weniger Geld. Die technische Abteilung bringt Verbesserungen. Wir müssen einfach nur sehr bedacht vorgehen. Ich denke, dass die Fortschritte des Autos dazu geführt haben, dass wir etwas auf die Beine stellen konnten, das in die Richtung McLaren stößt, die ohne Zweifel doppelt so viel Geld haben wie wir. Ich denke, dass dies außergewöhnlich ist. Ich bin wirklich stolz auf das, was alle in den letzten 18 Monaten bei Jaguar geleistet haben. Sie haben einen guten Job gemacht. Was die Herausforderung von Jordan angeht, so ist das eine sehr gesunde Sache. Das Jaguar-Team muss Jordan schlagen und ich bin mir sicher, dass Eddie so eingestellt ist, dass das Jordan-Team Jaguar schlagen muss. Wenn man mehr oder weniger den gleichen Motor hat, dann ist das für die Leute leicht zu beurteilen."

Frage: "Wie ist der Motor?"
Purnell: "Ich denke, dass die Cosworth-Jungs in diesem Jahr einen guten Job gemacht haben. Der Motor ist ziemlich zuverlässig und sie haben ein paar gute Verbesserungsschritte gemacht."

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