Prost im Red Bull: Wo ist denn hier die Kupplung?
Der "Professor" machte seine ersten Erfahrungen mit einem aktuellen Formel-1-Auto, vergleicht drei Generationen von Boliden und will den V6-Turbo testen
(Motorsport-Total.com) - Mit einem modernen Formel-1-Auto lassen sich noch Legenden überraschen: So wie Alain Prost. Am Wochenende testete der viermalige Weltmeister am Rande des Laufes zur Renault-World-Series in Le Castellet einen Red Bull aus dem Jahre 2010 und wundert sich gegenüber 'Autosport', dass ihm das Gefühl nicht fremd war. "Ich wusste, dass ich nicht wie verrückt würde fahren können, aber es genügte, um einen Eindruck von der modernen Formel 1 zu bekommen. Es ist gar nicht so viel anders."

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Der Red-Bull-Test hat dem "Professor" Lust auf Mehr gemacht: Alain Prost
Zuletzt hatte Prost im Jahre 1996 ein aktuelles Auto getestet, damals einen McLaren. "Vor zehn Tagen hat mich Renault darüber informiert, dass es die Möglichkeit gibt, wenn ich das möchte. Ich hatte in der Vergangenheit eine Menge Gelegenheiten bei anderen Teams, wollte aber nie Gebrauch davon machen", meint der 57-Jährige, dessen Sinneswandel auf Neugier beruht. "Kürzlich bin ich zu der Einsicht gelangt, dass es nicht schlecht wäre, zu wissen, wie sich ein modernes Formel-1-Fahrzeug anfühlt."
Andere Ergonomie, bessere Kraftübertragung
Die Antwort, die der Franzose erhielt, überraschte ihn ein zweites Mal an diesem Tag: "Alles in allem ist es gar nicht so viel anders als 1996, außer das alles noch ein bisschen perfekter ist. Es sieht so aus, als hätte sich in jedem Bereich etwas verbessert", beschreibt Prost die Veränderungen, die besonders die Position des Piloten im Cockpit betreffen. "Der größte Unterschied hat mit der Ergonomie zu tun: wie der Fahrer im Auto sitzt. Die Beine liegen sehr hoch", beschreibt er.
Auch die Technik hat bei Eindruck bei Prost hinterlassen: "Das Getriebe ist fantastisch und der Motor großartig, wenn es um die Kraftübertragung geht - sehr linear", beschreibt der Mann, der für Renault seit Jahresbeginn als Markenbotschafter fungiert und vergleicht den Boliden mit denen aus seiner aktiven Zeit: "Es gibt nur zwei Pedale und die Kupplung befindet sich am Lenkrad. Man muss mit dem linken Fuß bremsen, was sehr merkwürdig ist: das habe ich noch nie gemacht."
Bald wieder im Formel-1-Auto?
Auch das Fahrverhalten war offensichtlich nicht das, was Prost erwartet hatte. "Es ist wie ein Werkzeug, dass man anders benutzt", beschreibt er. "Das Auto ist sehr schwergängig, daran muss man sich aber nur gewöhnen." Offensichtlich ist der 51-fache Grand-Prix-Sieger aber auch mit seinem alten Dienstwagen nicht mehr per du. "Ich fuhr mein Auto von 1983 im vergangenen Jahr auf dieser Strecke und das war seltsam. Da fragt man sich, wie wir mit diesen Autos überhaupt fahren konnten."
Offensichtlich hat ihm der Ausflug mit dem Red Bull Lust auf mehr Formel 1 gemacht. "Es war sehr schön und ich habe es genossen", meint Prost und blickt auf einen Test des neuen V6-Turbo-Aggregats für die Saison 2014 voraus: "Vielleicht gibt es eine weitere Chance mit dem neuen Motor in zwei Monaten. Ich denke schon über die neue Technik nach und werde mit Renault hart daran arbeiten, das ist unser neues Ziel."

