• 03.03.2008 11:40

  • von Roman Wittemeier

Prost: "Ich mag die aktuelle Formel 1 nicht"

Ex-Weltmeister Alain Prost rechnet mit dem modernen Grand-Prix-Sport ab: "Formel 1 ist wie Playstation spielen"

(Motorsport-Total.com) - Ex-Weltmeister Alain Prost lässt an der modernen Formel 1 kaum ein gutes Haar. Der Franzose hat den aktuellen Grand-Prix-Sport mit dem Rennzirkus seiner aktiven Zeit verglichen und fällt ein vernichtendes Urteil: "Es gibt viele Dinge in der modernen Formel 1, die ich nicht mag. Wir sprechen zu viel über Geld, Politik und Technologien. Es könnte so viel besser sein", sagte der vierfache Weltmeister gegenüber der britischen Zeitung 'Daily Mail'.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost rechnet schonungslos mit der modernen Formel 1 ab

Prost sieht den Einfluss der Fahrer als zu gering an, vor allem die modernen technischen Entwicklungen hätten dem Spektakel viel Würze gekostet, so der 53-Jährige: "Zu meiner Zeit war der Fahrer viel wichtiger. Heutzutage fahren die Piloten von der ersten bis zu letzten Runde nur Vollgas. Es ist mit mehr Speed, aber mit weniger Hirn, weniger Taktik, weniger Strategie und weniger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und das ist nicht die Formel 1, die ich mag".#w1#

Formel 1 als Computerspiel

"Das Auto und das Team waren schon immer wichtiger als der Fahrer, aber eines war in meiner aktiven Zeit immer klar: man wusste, wer die besten Piloten waren. Das ist heute nicht mehr so klar", beschrieb der frisch gebackene Trophée-Andros-Champion. Vorbei seien die Zeiten, als man auf der Strecke um Positionen kämpfen konnte und die Fahrer ein Formel-1-Auto noch zähmen mussten.

"Es ist wie Playstation spielen." Alain Prost

Man habe als junger Pilot einen leichten Einstieg in die Königsklasse, befand der 'Professor': "Du kannst irgendeinen Fahrer aus den oberen Zweidrittel der Startaufstellung nehmen und der könnte gewinnen, wenn er im richtigen Auto sitzt. So war das früher nicht. Deswegen kann heute auch ein junger Fahrer mit wenig Erfahrung in die Formel 1 kommen und sofort schnell sein. Es ist wie Playstation spielen."

Fahrerleistung nicht erkennbar

Das wahre Potenzial eines Fahrers sei kaum noch auszumachen, da immer mehr Feinfühligkeiten der Piloten durch technische Lösungen ersetzt worden seien. Dies ändere auch die Abschaffung der Traktionskontrolle zur neuen Saison kaum, so der vierfache Ex-Weltmeister: "Schaut mal auf Lewis Hamilton: ist der ein Supermann oder ist er ein Durchschnittstyp? Das ist schwer zu sagen, weil die Autos zu einfach zu fahren sind."

Ayrton Senna

Das waren Zeiten: legendäre Kollision zwischen Prost und Senna in Suzuka 1989 Zoom

Prost hat die von ihm aufgeworfenen Fragen allerdings für sich beantwortet, denn er gab an: "Lewis wird vorne sein. Wir müssen mal sehen, wie er mit dem größeren Druck fertig wird, aber er ist ja jetzt auch erfahrener. Seine große Chance ist noch nicht vertan. Ich habe dreimal innerhalb von drei Jahren den Titel nur sehr knapp verpasst und hatte schon gedacht, ich würde es nie mehr schaffen. Aber dann habe ich noch vier Titel gewonnen. Er hat reichlich Zeit."

McLaren-Strafe zu unrecht?

Auch die Spionage-Affäre und die teuren Konsequenzen daraus könnten das McLaren-Mercedes-Team nicht stoppen. Sie habe zwar dem Image der Formel 1 geschadet, aber die ganze Geschichte sei technisch gesehen überbewertet, so der Franzose: "Ich war 20 Jahre lang im Grand-Prix-Sport und ich habe Ingenieure und manchmal auch Journalisten gesehen, die wichtige Fahrzeugdetails erhaschen wollten. Aber ein bisschen hier und ein bisschen da bringt gar nichts."

"Ich kann die Strafe für McLaren nicht gutheißen." Alain Prost

"Das Auto ist als komplettes Paket zu sehen. Wenn du einfach ein Teil vom Ferrari an den McLaren baust wird das ein Desaster. Ich kann die Strafe für McLaren nicht gutheißen. Ich habe ganz andere Teams gesehen, die ganz nah am Limit waren, aber nicht McLaren", analysierte der 53-Jährige. Nach Meinung des Franzosen, dürfe man sich nicht wundern, wenn die Formel 1 in Europa an Zuspruch verlieren würde, denn solche Strafen seien für die Fans nicht nachvollziehbar.