• 02.10.2003 13:46

  • von Marcus Kollmann

Pizzonia: "Ich glaube ganz fest an mich"

Der Brasilianer spricht über seine schwierige Zeit bei Jaguar Racing und warum er von Anfang an keine faire Chance hatte

(Motorsport-Total.com) - Antonio Pizzonias Aufstieg vom Testfahrer bei BMW-Williams zum Einsatzfahrer bei Jaguar Racing hätte die Formel-1-Karriere des jungen Brasilianers eigentlich beflügeln sollen. Am Ende seiner ersten Saison in der Königsklasse, die für ihn nach elf Einsätzen vorzeitig endete, steht der 23-Jährige aber vor einem Scherbenhaufen.

Titel-Bild zur News: Antonio Pizzonia

Pizzonia erlebte bei Jaguar Racing eine schwierige und enttäuschende Zeit

Über seine Entlassung, die Jaguar Racing damit begründete dass er nicht die ihn gesetzten Erwartungen erfüllen konnte, ist Pizzonia aus nachvollziehbaren Gründen tief enttäuscht. Er wirft dem Team vor, dass man ihm von Anfang an nie die gleiche Chance gegeben hat wie seinem Teamkollegen.

"Es ist eine lange Geschichte..."

Jetzt, wo ein paar Monate zwischen seiner Entlassung liegen, äußerte sich Pizzonia am Rande des US-Grand Prix in Indianapolis ausführlich zur Situation in die er bei den "Raubkatzen" geriet.

"Es ist eine lange Geschichte, doch jeder weiß, dass sie schon nach zwei Rennen darüber sprachen einen Fahrerwechsel vorzunehmen. Ich wurde sehr schlecht behandelt", vertraute der Brasilianer 'Autosport' in einem Interview an. Doch auch die negativen Erfahrungen mit dem Team aus Milton Keynes haben den Rennfahrer seine gute Schule nicht vergessen lassen. "Ich möchte nicht allzu viele schlechte Dinge sagen, denn es gibt dort auch einige gute Leute."

Warum der 23-Jährige gehen musste liegt auf der Hand. Im Vergleich zu Mark Webber war er in seinen Leistungen nicht konstant genug und fuhr mit dem R4 nicht in die Punkte als es laut Einschätzung des Teams und seines Teamkollegen möglich gewesen wäre. Dass er keine Zähler holen konnte, führt Pizzonia auf die Situation zurück, dass es immer wieder viele technische Probleme an seinem Auto gab.

"Dass es passieren würde und es war nur eine Frage der Zeit"

"Ich denke, dass ich in weniger als der Hälfte der Rennen die ich gefahren bin überhaupt angekommen bin. Ich erinnere mich nicht genau an die Anzahl, doch wenn ich in fünf Rennen angekommen bin, so hatte ich in dreien davon ebenfalls Probleme. Die gesamte Saison gab es mechanische Probleme, beim Testen, am Freitag und Samstag und im Rennen. Ich hatte gar nicht die Möglichkeit, zu zeigen, zu was ich fähig bin."

"Aber das ist gar nicht das Hauptproblem. Sie wussten bereits was sie tun wollten und sie wussten es zu einem frühen Zeitpunkt in der Saison", so Pizzonia, über dessen Austausch schon zum Spanien-Grand Prix spekuliert worden war. "Jeder wusste, dass es passieren würde und es war nur eine Frage der Zeit", weiß der Brasilianer heute im Nachhinein.

Wie sehr ihm bewusst war, dass sein Cockpit und Verbleib in Gefahr ist, erklärte Pizzonia ebenfalls. "Am Anfang habe ich es nicht glauben wollen. Das Team kam auch nie zu mir und hat etwas gesagt. Sie haben sich nicht beschwert und ich konnte also nicht wissen ob etwas Wahres dran war oder nicht. Als wir jedoch in Barcelona waren, wusste ich dass es ernst ist. Danach wurde dann alles viel schwieriger, doch ich versuchte das zu vergessen und mein Bestes zu geben."

Technische Schwierigkeiten selbst in Rennen in denen er ins Ziel kam

"In meinem letzten Rennen hatte ich das gesamte Wochenende über Probleme mit dem Auto. Nach sechs Runden setzte es überall auf und ich informierte das Team darüber über und sagte, dass die Balance in Ordnung war und ich weiterhin fahren könnte. Sie riefen mich dann an die Box als das Safety-Car herausfuhr. Dann fiel die gesamte Elektronik aus und ich hatte keine Traktionskontrolle und musste zum Austausch des Lenkrads hereinkommen. Dennoch schlug ich mich gut."

Trotz der Benachteiligung in Form eines wegen technischer Probleme Kopfzerbrechen bereitenden Autos, ließ Pizzonia in seinem letzten Grand Prix aber seinen Kampfgeist durchblicken und überholte mit einem gewagten Manöver seinen Teamkollegen.

"Ich habe Mark überholt, ich habe Villeneuve überholt, ich habe Firman überholt und noch irgendjemand anderen. Angesichts der Probleme war es ein gutes Rennen. Aber wie dem auch sei, ich glaube, dass das jetzt zur Vergangenheit gehört."

"Alle wussten Bescheid, nur ich nicht"

Nun kämpft Pizzonia darum die ihm entgangenen Einkünfte zu erhalten, doch auch diesbezüglich sieht es schlecht aus. "Ich will nur das was mir zusteht, denn ich hatte Verträge mit Sponsoren. Wie ich schon sagte, ich wurde sehr schlecht behandelt. Wir haben aber noch keine Übereinkunft erzielt. Wir wollen sie nicht vor Gericht bringen, doch wenn es nur so geht werden wir es tun."

Enttäuscht ist Pizzonia auch über die Art und Weise wie man ihn nach dem Großbritannien-Grand Prix abservierte. "Am Montag nach dem Rennen in Silverstone wusste schon die gesamte Welt Bescheid, nur ich nicht. Die Presse wusste es noch bevor ich informiert wurde. Irgendjemand hat dann meinen Manager angerufen und er prüfte das dann", verriet der Ex-Jaguar-Pilot wie er von seinem Rausschmiss erfuhr.

Rückkehr als Testfahrer bei BMW-Williams wahrscheinlichste Variante für 2004

Wie es mit seiner Formel-1-Karriere langfristig weitergeht, ist vollkommen unklar. Diese Woche darf Pizzonia zumindest wohl für BMW-Williams einen, eventuell auch zwei Tage lang testen. Ob er in der kommenden Saison jedoch als Testfahrer bei den Weiß-Blauen arbeiten wird hängt davon ab inwiefern es im Reglement für 2004 Änderungen im Punkt Testfahrten gibt.

Die Hoffnung, dass er noch einmal als Einsatzfahrer seine Chance erhalten wird, hat Pizzonia zumindest nicht aufgegeben: "Ich glaube ganz fest an mich und es gibt auch viele Leute die an mich glauben, besonders bei Williams."

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