Pirellis zwei Extreme: Überhitzung oder Überschwemmung?

Pirelli muss sich morgen auf zwei Extreme gefasst machen: Entweder wird die Strecke nass sein, oder den Reifen droht ein schneller Hitzschlag

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Japan könnte das nächste Kapitel in Sachen Reifendrama schreiben. Nach den Schäden von Spa und der Druckaffäre von Monza gibt es auch an diesem Wochenende wieder einige kitzlige Faktoren, die die Pneus beim Rennen in Suzuka wieder in das Rampenlicht rücken könnten. Zum einen wäre da natürlich das unvorhersehbare Wetter, das alle Teams im Unklaren lässt.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Die große Reifenfrage ist: Wie lange halten die Pneus morgen im Rennen? Zoom

Weil es am Freitag ausgiebig geregnet hat, konnten die Fahrer keine Trockenruns durchführen und mussten sich daher auf die Trainingseinheit am Samstag beschränken. Großartig viele Daten gibt es nicht, weswegen der morgige Lauf zum Blindflug geraten könnte. Zudem ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass es am Sonntag regnen wird, was zusätzliche Würze in den Grand Prix bringen kann.

Bleibt es trocken, dann ist ebenfalls Action angesagt. Eine Prognose ist durch die fehlenden Longruns schwierig, doch bei Pirelli geht man aktuell von einer Zweistoppstrategie aus. Laut dem Reifenhersteller wäre es am schnellsten, wenn man auf den Medium-Pneus, die rund 0,9 bis eine Sekunde schneller sein sollen, bis in den Bereich der Runden 16 bis 18 fährt, sich danach noch einmal Mediums nimmt, und zwischen den Runden 33 und 35 auf Hard wechselt.

Hohe Belastung à la Spa und Silverstone

Doch auch eine Dreistoppstrategie sei möglich, doch eine definitive Entscheidung wird wohl erst kurzfristig getroffen werden: "Wir müssen abwarten, wie sich die Reifen im ersten Stint verhalten. Dann treffen wir die Entscheidung für den zweiten Stint", sagt Williams-Pilot Felipe Massa. Sein ehemaliger Renningenieur Rob Smedley bestätigt: "Ich denke, dass es morgen von vielen Faktoren abhängen wird. Es wird vermutlich etwas kühler werden, falls wir ein trockenes Rennen haben. Der harte Reifen funktioniert aber auf einer wärmeren Strecke besser."

Sollte es trocken sein, dann stehen die Reifen vor einer echten Belastungsprobe. "Wir packen Suzuka in eine Reihe mit Spa und Silverstone. Für uns ist es eine der drei härtesten Strecken für die Reifen", erklärt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery. "Die Belastungen sind ziemlich hoch." Durch die zahlreichen Kurven schnellen besonders die Temperaturen in die Höhe, was an diesem Wochenende einige Probleme verursacht.

Viele Piloten haben schon nach einer Runde über massiven Gripverlust geklagt. Fernando Alonso sagt: "Es fehlt ein wenig Grip, und der Reifen fällt schon stärker als normal ab. Die Autos rutschen mehr, und wir haben im Training mehr Fehler gesehen." So lange die Reifen allerdings sicher seien, habe der Spanier damit kein Problem, weil es für alle gleich ist. "Ich denke, dass morgen alle Probleme damit haben werden", nickt auch Teamkollege Jenson Button.

Hoher Druck = Probleme?

"Schuld" hierfür sind die neuen Pirelli-Vorgaben. Der Reifendruck wird auch in Suzuka überwacht werden und wurde ziemlich hoch gewählt. Deswegen fehlt Auflagefläche auf der Straße, was für zusätzlichen Gripverlust sorgt - und das für mehr Rutschen und das zu höheren Temperaturen. Nico Rosberg: "Je höher die Temperaturen sind, desto mehr rutsche ich desto mehr nutze ich den Reifen ab. Es ist ein Teufelskreis."

Über dieses Problem sind sich alle Fahrer mal einig - einzig bei Williams sieht man das nicht ganz so eng: "Die Leute machen es schlimmer, als es in Wirklichkeit ist", sagt Felipe Massa und Rob Smedley ergänzt: "Ich denke nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird. Allerdings wird es einige Strategien unmöglich machen, die mit einem niedrigeren Druck vielleicht eine Option gewesen wären."


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Pirelli reagiert auf Verschwörungstheorien und erklärt, wie den Teams die Reifen zugewiesen werden. nämlich per Zufallsprinzip. Weitere Formel-1-Videos

Bleibt nur die Frage, ob sich die Schwierigkeiten der Reifen auf diese Faktoren beschränkt, oder ob erneut Einflüsse von außen für Chaos sorgen. Doch da wiegelt Hembery ab: "Wir haben detailliertere Randsteinbetrachtungen durchgeführt, und nach Zwischenfällen wird die Säuberung der Strecke stärker überwacht. Bislang haben wir keine Probleme gesehen." Für Antworten muss man wohl bis morgen warten.