Pirelli: Niemand kann behaupten, er wird nicht gehört

Mit einer neuen Arbeitsgruppe nimmt Pirelli all jenen Wind aus den Segeln, die behaupten, der Reifenhersteller hätte stur sein eigenes Ding durchgezogen

(Motorsport-Total.com) - Die Reifen standen diese Saison schon mehrmals im Blickpunkt, zumeist negativ, beispielsweise beim Rennen in Silverstone, wo ein Pirelli-Pneu nach dem anderen zerplatzte. Auch der hohe Verschleiß kam nicht immer gut an. Aber Pirelli hat schon immer damit argumentiert, dass man sich lediglich nach den Wünschen der Formel 1 gerichtet habe, die bewusst schneller abbauende Reifen gefordert hat, um die Rennen künstlich spannender zu machen.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery und Mario Isola

Paul Hembery ist froh über die neu ins Leben gerufene Reifen-Arbeitsgruppe Zoom

Dass Pirelli in den Medien trotzdem sehr schlecht wegkam, war einer der Gründe, weshalb nun eine Reifen-Arbeitsgruppe gegründet wurde. Diese besitzt im Gegensatz zur Sportlichen und Technischen Arbeitsgruppe der FIA keinen offiziellen Charakter, soll aber den direkten Dialog zwischen Pirelli und den Teams fördern: "Es ist keine offizielle Arbeitsgruppe mit Regelgewalt, sondern das sind Business-Meetings", erklärt Paul Hembery gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Das erste formelle Treffen fand diese Woche im Pirelli-Hauptquartier in Mailand statt, wo neben dem Gastgeber alle elf Teams repräsentiert waren. "Für ein erstes Meeting war es sehr nützlich", erklärt der Pirelli-Sportchef - und das, obwohl FIA-Mann Charlie Whiting nicht anwesend war. "Aber in zukünftigen Meetings werden sie auch repräsentiert sein", lädt Hembery den Automobil-Weltverband ebenfalls ein.

Vierteljährliche Treffen der Arbeitsgruppe

"Das Ziel der Arbeitsgruppe ist, Arbeitsprozeduren zu finden, Daten zu finden und zur Verfügung zu stellen, zu überlegen, in welcher Form die Daten am besten angeboten werden sollen", so der Brite. "Wir müssen uns nicht jeden Monat treffen, aber jetzt, in einer Phase der Veränderungen, werden wir öfter mal Meetings einberufen. In Zukunft wird es vielleicht eine vierteljährliche Angelegenheit."

Für Pirelli ist die Arbeitsgruppe auch eine Art Schutzmechanismus, denn künftig kann sich niemand mehr hinstellen und behaupten, Pirelli habe auf eigene Faust etwas falsch gemacht: "Wir glauben, dass das eine gute Möglichkeit ist, dass jeder seine Meinung äußern kann, und wir protokollieren die Meetings. Also kann niemand behaupten, dass er nicht gehört wurde, denn es haben auch alle anderen Teams zugehört."

Dabei ist immer noch nicht hundertprozentig sicher, dass Pirelli überhaupt Alleinausrüster der Formel 1 bleibt, auch wenn alle Anzeichen dafür sprechen. "Wir haben viele Verträge: mit den Teams, mit dem Promoter. Wir gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr hier sein werden, und solange uns nicht jemand etwas anderes sagt, arbeiten wir darauf hin", sagt Hembery, von 'Motorsport-Total.com' auf das Thema angesprochen.


Fotos: Großer Preis von Italien


Pressemitteilung kam bisher nicht

Stand des Spa-Francorchamps-Wochenendes war, dass sieben Teams bereits unterschrieben hatten, drei Verträge befanden sich auf dem Postweg und mit einem Team gab es noch keine schriftliche Einigung. Gestern in Monza deutete Pirelli dann an, dass es noch am Abend eine Pressemitteilung hinsichtlich der Zukunft in der Formel 1 geben könnte, auf diese warteten wir jedoch vergeblich.

Schon 2014 wird es neue Reifen geben, ab 2015 könnte es dann sogar noch einschneidendere Änderungen geben. Ausschlaggebend dafür ist letztendlich der Wille der Teams: "Wir würden uns danach richten, was der Sport will. Wenn der Sport 18-Zoll-Räder will, werden wir entsprechende Räder bauen, und wenn er 20-Zoll-Räder will, bauen wir halt 20-Zoll-Reifen", sagt Hembery.

Pirelli-Reifen

Die Pirelli-Reifen standen dieses Jahr schon mehrfach in der Kritik Zoom

Diesbezüglich sei man völlig flexibel: "Wenn die Reifen breiter sein sollen, bauen wir sie breiter, und wenn die Teams nur noch einen Boxenstopp und keinen Verschleiß mehr wollen, dann machen wir es so. Aber es liegt an ihnen und dem Sport, uns den entsprechenden Input zu geben. Wir richten uns nur nach den Vorgaben, aber was gewollt wird, müssen sie uns schon sagen", fordert der Pirelli-Sportchef.