Pirelli enttäuscht: Kein Austin- und kein Regentest

Paul Hembery spricht über die unterschiedlichen Daten, die Pirelli von den Teams bekommt, und wünscht sich zusätzliche Tests in Aragon und bei Regenwetter

(Motorsport-Total.com) - Dass McLaren nun doch kein 2011er-Chassis nach Austin schicken darf, um dort am 20. und 21. Oktober einen Pirelli-Test mit 2014er-Reifen-Prototypen zu absolvieren, ist für den Reifenhersteller, der den Test bei der FIA beantragt hatte, eine herbe Enttäuschung: "Zu sagen, dass das nicht ideal ist, wäre eine Untertreibung", seufzt Pirelli-Sportchef Paul Hembery.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery ist enttäuscht über den abgesagten McLaren-Test in Austin Zoom

McLaren-Konkurrenten hatten sich bei der FIA beschwert, weil sie einen Wettbewerbsnachteil für den Grand Prix der USA am 17. November befürchteten. Daraufhin genehmigte die FIA den Test nicht. "Wir verstehen, dass ein paar Teams Bedenken haben", sagt Hembery, "und es ist Teil des Prozesses, sicherzustellen, dass man keine Grenzen überschreitet. Darum muss so etwas ja genehmigt werden. Das müssen wir akzeptieren und nun eine andere Lösung finden."

Pirelli bemüht sich momentan händeringend um zusätzliche Reifentests für 2014, weil mit der Einführung der Turbomotoren die Belastung auf die Hinterräder völlig anders sein wird als in der aktuell laufenden Saison. Das wesentlich höhere Drehmoment bedeutet voraussichtlich viel mehr Wheelspin, und durch die aerodynamischen Regeländerungen wird auch der Anpressdruck sinken.

Flunkern die Teams mit den Leistungsdaten?

"Die Wahrheit ist, dass momentan niemand weiß, was uns erwartet", erklärt Hembery. "Wenn wir uns die Daten anschauen, die wir von den Teams bekommen, dann gibt es da gewaltige Unterschiede. Also müssen wir in einem Monat noch einmal eine Umfrage durchführen, um zu sehen, ob es irgendwelche Updates gibt." So soll zum Beispiel auch die kollektive Paddock-Annahme, dass Mercedes den besten Motor haben wird, auf jenen Daten beruhen, die Mercedes an Pirelli geliefert hat.

Aber die große Frage ist, wie zuverlässig die Daten der Teams sind und inwieweit diese am Saisonbeginn 2014 mit der Realität übereinstimmen werden. Denn böse Zungen vermuten, dass der schlaue Fuchs Ross Brawn besonders optimistische Drehmoment- und Leistungsdaten an Pirelli abgeliefert haben könnte, um sicherzustellen, dass Pirelli einen robusten Hinterreifen baut. Das war 2013 nämlich eine der Mercedes-Schwachstellen.

"Man kann sich schon vorstellen, dass wir nicht immer korrekte Daten erhalten, weil in der Formel 1 eine gewisse Paranoia vorherrscht", meint Hembery. "Alles deutet darauf hin, dass es ein merkwürdiger Auftakt mit großen Leistungsunterschieden wird - bei Fahrern, Teams und auch bei uns."

Erste Windkanal-Reifen werden nach Südkorea ausgeliefert

Pirelli wird nächste Woche die ersten 2014er-Windkanal-Reifen an die Teams ausliefern und hofft, dass man den McLaren-Test statt in Austin zumindest im spanischen Aragon durchführen darf, um Erfahrungswerte zu sammeln. Denn zwischen einer konservativen Gummimischung, die wieder zu Graining neigt, und einem progressiven Grip-Reifen, der eher zu überhitzen droht, gilt es, den richtigen Kompromiss zu finden.

Und dann ist da noch das Problem von möglichen Regenrennen, denn sollten die neuen Pirelli-Regenreifen ausgerechnet in einem Monsun-Regenschauer in Malaysia das erste Mal auf die Probe gestellt werden, könnte das durchaus ein Sicherheitsrisiko darstellen. Deswegen wünscht sich Hembery im Idealfall auch einen Test bei Schlechtwetter oder zumindest auf einer künstlich bewässerten Fahrbahn.

Pirelli-Medium-Reifen für Kimi Räikkönen

Durch den Turbo kommen auf die Reifen ab 2014 völlig neue Belastungen zu Zoom

"Wir sind auch hinsichtlich möglichen Regenwetters überrascht, denn es sind überhaupt keine Regentests geplant, bevor wir an einen Ort wie zum Beispiel Malaysia kommen", sagt er. "Mit so einer dramatisch veränderten Leistungsentfaltung im nächsten Jahr befürchten wir, dass das für alle eine riesige Herausforderung werden könnte."