"Taxifahrt": Video liefert laut Webber falschen Eindruck

Mark Webber, der wegen der Singapur-"Taxifahrt" zehn Startplätze zurück muss, wehrt sich gegen das belastende Video und erklärt, warum die Strafe ungerecht ist

(Motorsport-Total.com) - Zunächst war die Verwunderung über die Verwarnung von Fernando Alonso und Mark Webber groß, nachdem der Spanier seinem gestrandeten Kumpel nach dem Grand Prix von Singapur eine Taxifahrt auf seinem Ferrari-Boliden gewährte. Da der Red-Bull-Pilot davor schon zweimal in dieser Saison verwarnt wurde, muss er nun in der Startaufstellung von Südkorea um zehn Plätze zurück - eine heftige Konsequenz für eine Aktion, die in der Vergangenheit gängig war und bei den Fans stets für Begeisterung sorgt.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Webbers Ärger über die Rückversetzung hat sich noch immer nicht gelegt Zoom

Doch dann tauchte ein Video auf, das zeigt, wie Webber auf die Rennstrecke läuft und die beiden Mercedes-Piloten kaum noch ausweichen können, als der Australier auf den Ferrari-Boliden klettert - und Hamilton meinte im Nachhinein, dass er "erschrocken" sei, als er in der Auslaufrunde an der unübersichtlichen Stelle Zeuge der Aktion wurde. War die Strafe als doch gerechtfertigt oder sind Alonso und Webber sogar noch glimpflich davon gekommen?

Vermittelt Kamerawinkel falsches Bild?

Der Australier sieht dies anders und wehrt sich gegen die Anschuldigungen. Auch zwei Wochen nach dem einzigen Nachtrennen der Saison sitzt der Frust immer noch tief - das beweist sein Tonfall: "Offensichtlich habe ich die Strafe bekommen, weil ich den Streckenposten nicht gefragt habe, ob ich auf die Strecke gehen kann, aber es gab ohnehin keine Kommunikation", erklärt er.

"Wenn man das aus einem anderen Winkel sieht, dann bemerkt man, dass ich eine gute Sicht hatte." Mark Webber

Auch den Vorwurf, er habe sich und andere Fahrer durch seine Aktion an einer unübersichtlichen Stelle in Gefahr gebracht, findet er nicht gerechtfertigt -dieser Eindruck sei nur durch die Kameraperspektive entstanden: "Es lag einfach am Kamerawinkel. Wenn man das aus einem anderen Winkel sieht, dann bemerkt man, dass ich eine gute Sicht auf die herannahenden Autos hatte. Ich habe beide Mercedes kommen sehen."

Der Australier, der mit Saisonende seine Karriere beenden wird, schildert die Ereignisse noch einmal aus seiner Sicht: "Ich war in der Auslaufzone, also habe ich alles gesehen, bis hinunter zum Knick - ich habe die Jungs kommen sehen. Wenn Lewis dann mit der gewaltigen Geschwindigkeit von 56 km/h vorbeifährt, dann okay - es tut mir leid."

Webber: Strafe als Zeichen der Zeit

Fernando Alonso, Mark Webber, Taxifahrt

Die Taxi-Aktion hatte im Fall von Mark Webber unangenehme Konsequenzen Zoom

Webber war sich nach seinem Ausfall sicher, dass Jenson Button, Kimi Räikkönen oder Alonso für eine spontane "'Aussie'-Mitfahrgelegenheit" zu haben wären: "Dann blieben zwei aus diesem Trio stehen. Kimi hielt also auch an, aber er fuhr dann wieder weiter. Fernando hat aber gewartet, ich stieg auf, und die Sache war damit erledigt."

Dass die FIA-Rennkommissare kein Erbarmen zeigten, ist laut Webber ein Sinnbild unserer Zeit: "Es hat sich viel geändert. So ist es eben heutzutage - im Leben und im Sport." Webber erhält von seinem Komplizen Alonso gegenüber 'auto motor und sport' Rückendeckung - auch er kann die Aufregung nicht nachvollziehen: "Es tut mir leid für Mark. Er wurde für etwas bestraft, was in den letzten 30 Jahren schon oft und ohne Konsequenzen passiert ist."

Hoffnung auf verregnetes Wochenende

Im Gegensatz zu Webber, der nun schon seine dritte Verwarnung verzeichnete, hat die Aktion vorerst keine unmittelbaren Konsequenzen. Dem Red-Bull-Routinier stoßen auch die vorangegangenen Strafen - eine wegen eines Zwischenfalls in Bahrain mit Nico Rosberg und die andere, weil er im Freien Training in Kanada die gelben Flaggen missachtet hat - sauer auf: "Wahrscheinlich wäre meine Reaktion nicht druckbar. Bringt mich also besser nicht dazu, über Verwarnungen zu sprechen."

Das Rennwochenende in Yeongam hat Webber aber trotz der ungünstigen Ausgangssituation noch nicht abgeschrieben: "Die Strecke liegt mir - ich war hier immer schon schnell. Natürlich will man nicht als Elfter oder Zwölfter starten, und es wäre schön, schon in der Anfangsphase des Rennens in einer guten Position zu sein, aber es könnte dieses Wochenende nass sein. Eine Rückversetzung um zehn Plätze ist hier jedenfalls besser als in Monaco - so viel ist sicher."