Pirelli: Einzelgespräche mit den Teams?

Die Auflösungserscheinungen der FOTA haben für Pirelli-Sportchef Paul Hembery unangenehme Nebenwirkungen, weil die Gespräche dadurch komplizierter werden

(Motorsport-Total.com) - Als Pirelli im Sommer 2010 über den Einstieg in die Formel 1 verhandelte und Gespräche darüber führte, wie sich die Reifen letztendlich verhalten sollen, war das ein relativ unkomplizierter Prozess. Denn auf der einen Seite gab es Bernie Ecclestone, mit dem die kommerziellen Rahmenbedingungen ausgehandelt werden mussten, und auf der anderen Seite gab es die Teams, die ihre sportlich-technischen Vorstellungen innerhalb der FOTA mit einheitlicher Stimme preisgaben. Der Automobil-Weltverband FIA spielte praktisch nur bei der Ratifizierung des Deals eine Rolle.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Für Paul Hembery ist die Situation durch die FOTA-Austritte komplizierter geworden

Doch mit wem soll Pirelli-Sportchef Paul Hembery jetzt sprechen, wo nur noch sieben von zwölf Teams der FOTA angehören? "Das ist eine gute Frage", antwortet er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wahrscheinlich müssen wir mit den zwölf Teams einzeln sprechen." Und dann auch noch mit Ecclestone und der FIA, oder? "Ja. Es ist ziemlich komplex", gibt er zu.

Pirellis derzeitiger Vertrag mit der Formel 1 läuft Ende 2013 aus. Was passiert, sollte sich ein Team querlegen und den neuen Vertrag als einziger Partner nicht unterschreiben, will sich Hembery gar nicht ausmalen: "Das werden wir nächstes Jahr herausfinden, wenn wir anfangen, über diese Dinge zu sprechen. Es ist sicher eine weitere Komplikation", sagt er, relativiert aber gleichzeitig: "Wenn die Zeit kommt, werden wir uns dem stellen."

Momentan gibt es ohnehin keine Anzeichen dafür, dass Pirelli aus dem Grand-Prix-Sport verdrängt werden könnte. Einen Reifenkrieg mit einem weiteren Mitbewerber lassen die FIA-Statuten nicht zu - und damit, wie Pirelli der Formel 1 ein spannenderes und abwechslungsreicheres Gesicht gegeben hat, sind bis auf wenige Puristen die meisten Entscheidungsträger und TV-Zuschauer zufrieden, wie die Einschaltziffern belegen.

"Wir wurden für Indien hart kritisiert, weil wir angeblich ein langweiliges Rennen produziert haben - härter als verdient, um ehrlich zu sein", erinnert sich Hembery an 2011. "Dabei haben nicht nur wir dazu beigetragen, sondern viel liegt auch daran, dass sich die Teams an das gewöhnen, was wir ihnen geben. Die Teams passen ihre Autos an, die Fahrer verstehen, was sie tun müssen. Das ist auch dieses Jahr passiert. In drei, vier Rennen werden sich wieder alle daran gewöhnt haben."

Denn dass Teams und Fahrer mit der Zeit besser mit dem neuen Reifenmaterial zurechtkommen, liege in der Natur der Sache: "Wir haben vier Reifenmischungen für die ganze Saison", erklärt Hembery, "und werden die eine oder andere Grenze ausloten, sei es hohe oder niedrige Temperaturen. Das wird die Teams vor Herausforderungen stellen." Trotzdem glaubt er, dass die Variation erhalten bleiben könnte, denn: "Vielleicht nicht die gleichen Teams..."

"Der Medium-Reifen von diesem Jahr ist sehr ähnlich wie der Soft-Reifen der vergangenen Saison. Der wurde in 18 von 19 Rennen eingesetzt und war in diesen Rennen noch dazu der hauptsächlich verwendete Reifen", erläutert Hembery. "Es geht also nicht nur um veränderte Reifen, sondern auch die Autos haben sich stark verändert, die Designs. Das schafft eine neue Dynamik, eine neue Interaktion zwischen Chassis, Reifen und Fahrer. Das liegt nicht nur in unserer Kontrolle."