Prost über Frankreich-Grand-Prix: "Nicht optimistisch"

Die neue Sportministerin Valerie Fourneyron macht keine Hoffnung auf einen Grand Prix von Frankreich - Alain Prost trauert den gescheiterten Projekten in Paris nach

(Motorsport-Total.com) - Vor der Wahl schien die Rückkehr Frankreichs in den Formel-1-Kalender schon fast beschlossene Sache zu sein, doch seit Nicolas Sarkozy seine Macht in Paris an Präsidenten-Nachfolger Francois Hollande abgegeben hat, stehen die Dinge ganz anders. Selbst Alain Prost, in der "Grande Nation" ein anerkannter Botschafter seines Sports, kommen langsam Zweifel: "Ich weiß nicht, was passieren wird. Keine Ahnung."

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost hat seine Zweifel an einer Rückkehr des Frankreich-Grand-Prix

Prost glaubt nicht nur, dass die vor der Wahl geführten Verhandlungen durch den Machtwechsel verzögert wurden, sondern befürchtet vielmehr ein komplettes Scheitern des Projekts: "Ich bin nicht optimistisch, denn angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Frankreich halte ich es für schwierig", erklärt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es geht nicht nur ums Geld. Acht bis zehn Millionen sind für dieses Land kein Problem, aber Herr Hollande möchte nach der Wahl ein Signal senden. Daher wird es schwierig."

Hollande und seine Motive

Hollande steht einerseits vor der Aufgabe, den französischen Haushalt zu sanieren - und da kommt ein teures Milliardenbusiness wie die Formel 1 äußerst ungelegen, gerade in seinen sozialistischen Wählerschichten. Und wenn überhaupt, dann würde er den Grand Prix wohl nicht nach Le Castellet holen, wie dies zuletzt unter Sarkozy diskutiert wurde, sondern in die infrastrukturell schwach ausgebaute Gegend um Magny-Cours, die ihm politisch besser ins Kalkül passt.

Eric Boullier, Mitglied jenes Komitees, das die Formel 1 zurück nach Frankreich holen sollte, wusste am Monaco-Wochenende jedenfalls noch nichts von neuen Gesprächen: "Ich weiß von keinem Datum. Die neue Regierung beschäftigt sich mit dem Projekt, doch ich stehe nicht mit ihnen in Kontakt. Dafür ist es wahrscheinlich noch etwas zu früh. Ich weiß es nicht", so der Lotus-Teamchef gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Aber: "Ich denke nicht, dass dieses Projekt gestorben ist. Es liegt noch immer auf dem Schreibtisch des neuen Sportministers."

"Ich denke nicht, dass dieses Projekt gestorben ist." Eric Boullier

Beziehungsweise der neuen Sportministerin, Valerie Fourneyron, die im Kabinett Hollande neben Sport auch für die Ressorts Jugend, öffentliche Bildung und gemeinschaftliches Leben verantwortlich ist. Fourneyron stellte gestern nach einem Treffen mit der Delegation aus Le Castellet klar, dass es derzeit "keinen Vertrag" mit Ecclestone gibt, und bestätigte ein weiteres Treffen mit der Delegation aus Magny-Cours am Freitag.

Keine Formel-1-Euphorie bei Fourneyron

Zwischen den Zeilen kann man jedoch herauslesen, dass die Formel 1 für die neuen französischen Machthaber nicht oberste Priorität hat: Es sei "noch viel zu erledigen", was die Machbarkeit eines Grand Prix angeht, unterstreicht Fourneyron. Und sie ergänzt in der Sport-Tageszeitung 'L'Equipe': "Ich wusste, dass dieses Thema im Wahlkampf ein bisschen überstürzt wurde, daher wollte ich mich zuerst mit allen Beteiligten treffen."

In Le Castellet scheint man indes zu bedauern, dass der vor dem Machtwechsel geplante Vertragsabschluss nicht mehr rechtzeitig zustande gekommen ist: Man sei "nicht überzeugt" davon, dass die Regierung ihren Teil der vermeintlichen Vereinbarung einhalten werde, und die neue Sportministerin habe gesagt, "dass sie die finanziellen Schätzungen nicht glaubt und vermutet, die Gemeinden wurden nicht gut über den Stand der Verhandlungen mit Bernie Ecclestone informiert."

Prost bedauert Scheitern des Pariser Projekts

Während Boullier nach wie vor aktiv in das Projekt involviert ist und offiziell keinen Unterschied macht, ob Le Castellet oder Magny-Cours den Zuschlag erhält, solange der Grand Prix nur nach Frankreich zurückkehrt, ist die Angelegenheit für Prost erledigt. Der viermalige Weltmeister hatte sich monatelang für eine Formel-1-Rennstrecke in Flins-sur-Seine stark gemacht, will mit Le Castellet und Magny-Cours aber nichts zu tun haben.

"Ich habe mich um das Projekt gekümmert, das wir in Paris hatten. Zuerst Disney, aber das war schwierig, und dann gingen wir nach Flins", erinnert er sich. "Das war ein fantastisches Projekt, wirklich gut. Es wären keine Steuergelder nötig gewesen. Alles war organisiert und bereit. Dann hat die Regierung aber entschieden, das Projekt zu stoppen - wegen der Wahlen. Seither bin ich nicht mehr involviert, auch nicht in das neue Projekt."

"Disney war schwierig, und dann gingen wir nach Flins." Alain Prost

"Ich verfolge es und hoffe, dass es klappt, aber ich habe nichts damit zu tun", stellt Prost klar. "Die Politiker hätten vor einigen Jahren eine fantastische Wahl treffen können. Jetzt geht es darum, ob der Verlust acht oder zehn Millionen betragen wird und wer dafür zahlen soll. Wenn du in einem Land wie Frankreich, in dem die Automobilindustrie wichtig ist, einen Grand Prix organisierst, und dann acht Millionen Verlust machst, ist das verrückt."